sechs

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Ich fühlte an seinem Hals. Er lebte noch, aber er war kochend heiß.

Was sollte ich tun?

Mein Magen rumorte erneut.

Konnte ich jetzt wirklich was essen?

Ja. Das war immerhin besser als nichts zu tun.  Ich hatte nämlich keine Ahnung, was zu tun war.

Ich aß zu erst die Maden, ich machte es wie bei den Shrimps.  Erst brach ich ihnen das Genick (das sie nicht hatten) und dann versuchte ich, sie aus ihrem Panzer zu schälen. Der zweite Teil ging jedoch gründlich schief und ich zerfledderte die erste Made komplett.  Also musste ich sie mit Panzer essen.  Es war ein widerliches Gefühl auf die Maden zu beißen, sie schmeckten ein wenig nussig.  Doch ich wurde davon satt.

Proteine!  Juhuuuu !

Aber in der Form eher Bääääääääää!

Nachdem die Maden alle waren hatte ich zwar immer noch Hunger, doch erstens musste ich noch etwas für Marcel aufheben und zweitens war mir irgendwie ein bisschen komisch von den Maden geworden.  

Ich saß neben Marcel und hatte ihn die ganze Zeit beobachtet. Wie oft war er jetzt schon fast gestorben?

Das erste Mal wäre er fast ertrunken, dann wäre er beinahe verblutet, da er sich sein Beil in die Wade gehauen hatte jetzt hatte er starkes Fieber und weit und Breit waren weder Zivilisation, noch Medizinische Versorgung zu sehen. Ich betrachtete sein schönes Profil und mir traten unerwartetet die Tränen in die Augen. Mir wurde bewusst, dass ich nichts für ihn tun konnte. Ich hatte keine Ahnung, was man machte wenn jemand krank war, nicht einmal dann, wenn ich Medizin gehabt hätte.

Bei dieser Erkenntnis zog sich mein Herz noch schmerzhafter zusammen. Ich begann hemmungslos zu schluchzen und wiegte mich hin und her, während ich mich selbst umklammerte. Als die Nacht hereinbrach hatte ich mich wieder gefasst. Doch das Gefühl meines zerquetschten Herzens ließ mich nicht mehr los.

Marcel schlief immer noch, doch ich durfte nicht schlafen, wir wären eine zu leichte Beute für wilde Tiere. Ich lehnte mich gegen einen Baum und zog fröstelnd die Beine enger an meinen Körper. Ich trug schließlich nur mein Top mit einer dünnen Jacke darüber eine Jeans und Chucks. In der Nacht wurde es noch kälter und ich begann, mir ernsthafte Gedanken zu machen. was sollte mit uns passieren, wenn wir nicht gefunden wurden? Was, wenn der Winter kam ? Wir waren schließlich auf keiner Karibikinsel abgestürzt, sondern in Schweden wo drei viertel des Jahres über Winter war. Welchen Tag hatten wir heute?

Ich wusste es nicht.

Ich wusste nur noch, an welchem Tag wir abgestürzt waren, es war der 31. 7. gewesen. Aber wie viele tage waren seitdem vergangen?

Es mussten zwei oder drei gewesen sein. Doch sicher war ich mir nicht. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

Ich starrte in die Dämmerung, richtig dunkel war es nicht. Das war die Mitternachtssonne, wie mir mein Vater erklärt hatte.

Langsam dämmerte ich weg. Doch ich schreckte sofort wieder hoch, als ich ein schreckliches Geräusch vernahm. Man kann es nicht beschreiben, es klingt, wie wenn ein Mann, der von der Stimmhöhe Bass ist gewürgt wird und um erbarmen schreit oder wie eine uralte Motorsäge. Ängstlich zuckte ich zusammen und musterte mit meinen verquollenen Augen wachsam meine Umgebung. Das dämmrige Licht ließ jeden Baum wie einen riesigen Bären, jeden Hügel wie ein lauerndes Ungeheuer und jeden Schatten bedrohlich aussehen.

Ein Kauz schrie in meinem Rücken, ich wirbelte herum und spannte meinen ganzen Körper an. Plötzlich kamen mir die ganzen Horrorfilme nicht mehr so abwegig vor.

Hinter mir stöhnte etwas, es lief mir eiskalt den Rücken hinunter und ich nahm meinen Herzschlag plötzlich im ganzen Körper war. Langsam drehte ich mich um.

Alone *PAUSIERT*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt