Als ich neben Marcel stehen blieb schloss ich die Augen. Ich musste jetzt stark sein, durfte die wertvollen Nährstoffe nicht erbrechen.
" Du wolltest was trinken? "
Ich hatte zwar die Augen fest zu gekniffen, dennoch spürte ich Marcels stechenden Blick, der mich durchbohrte.
" Kannst du ... kein Blut sehen? "
Ich nickte.
Seine Stimme klang vorsichtig und lullte mich ein.
Einen Augenblick lang entspannte ich mich.
Wie konnte eine Stimme nur so weich sein?
Ich kniete mich hin, öffnete meine Augen einen winzigen Spalt weit und starrte direkt in seine eisblauen Augen.
Mein Herz stolperte als sein Atem mein Gesicht streichelte.Ich war einem Jungen noch nie so nah gewesen.
" So schön ..."
Seine Augen nagelten mich fest, hinderten mich daran weg zu sehen oder mich zu bewegen.
Dann blinzelte er und unsere Verbindung brach.
Mit einem Rums landete ich wieder im hier und jetzt.
Marcel nahm die Schale, trank, blinzelte, sah wieder zu mir und sagte:
" Kann ich nochmal welches haben? "
Ich nickte erneut und nahm, ohne auf die blutigen Handabdrücke zu achten die Schale entgegen. Wie betäubt ging ich zurück zum See.
Er hatte mich schön genannt. Das hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Was ich ihnen natürlich nicht verübeln konnte. Ich war immer etwas pummelig gewesen, meine Nase war ziemlich krumm und meine Haare schienen sich nicht entscheiden zu können, ob sie lieber rot, braun oder blond sein wollten. Das einzige was ich an mir mochte, waren meine Augen. Sie waren see grün mit ein paar blauen Akzenten.
Aber er hat gesagt ich bin schön.
Aber wie konnte er, nachdem wir uns so nah gewesen waren so tun, als wäre nichts gewesen?
Ich sah mein Spiegelbild im Wasser an, und erkannte, dass ich abgenommen hatte, an den Stellen, an denen zuvor haufenweise überflüssiges Fett gewesen war hatten sich die Ansätze von Muskeln gebildet und meine Pausbacken waren auch fast verschwunden.
Was ein paar Tage ohne Nahrung ausmachen.
Ich strich mir über die Wange. Dort hatte sein Atem mich berührt.
Ich füllte die Metallschale und ging anschließend zu Marcel zurück. Er verlor kein Wort über das was er gesagt hatte oder darüber, wie nahe wir uns gewesen waren.
Ich schlurfte zurück zu unserer Eiche. Ich musste Feuer machen. Das Problem war nur, dass ich noch nie eines gemacht hatte. Ich war zwar zwei mal im Zeltlager gewesen, aber da hatte man nie Feuer machen müssen und zu hause hatten wir auch keinen Ofen in dem man Feuer machen müsste.
Ich dachte nach. " Was brauchte man um Feuer zu machen?
Holz, Hitze und irgendwas fluffiges für den Anfang, wenn es noch nicht so gut brennt. Ich musste also erstmal Holz sammeln gehen. Ich nahm das Beil und machte ein paar Schritte in den Wald hinein. Sobald ich von Bäumen eingeschlossen war fühlte ich mich unwohl, als würde mich jemand beobachten.
Blödsinn!
Ich schüttelte den Kopf und stapfte weiter in den Wald hinein. Ich fand ein paar Tannen und machte das lose Reisig ab. Auf dem Rückweg nahm ich noch einige Äste und tote junge Bäume mit, die auf dem Boden lagen. Ich blinzelte gegen das Sonnenlicht, als ich aus dem Wald heraus kam. Ich hatte garnicht gemerkt, wie dunkel es dort drin gewesen war.
So, jetzt hatte ich das Holz. Für die Hitze hatte ich den Metallstab. Ich brauchte nur noch etwas leicht brennbares mit dem ich die Funken auffangen konnte, damit ein Feuer daraus wird.
Ich starrte auf den Haufen aus unseren Sachen.
Moment mal ...
Papier brannte doch gut, oder?
Der zwanzig Euroschein!
Ich nahm ihn, setzte den Metallstab darauf und schlug mit dem Beil darauf. Funken stoben hervor, doch der Schein wollte nicht brennen!
Er verschmurgelte ein wenig und zog sich zusammen, doch das war auch schon alles.
Das wäre aber auch zu schön gewesen.
Ich nahm den Euroschein und das Beil und schnitt den Schein in Fetzen. Vielleicht funktioniert es ja jetzt.
Ich versprühte erneut Funken auf dem Geld, doch noch immer regte sich nichts.
Da blieb mir nichts anderes übrig, ich musste über meinen Schatten springen und Marcel um Rat fragen.
Ich würde wohl nicht darum herum kommen, die tote Elchkuh immer wieder ansehen zu müssen.
Ich wappnete mich innerlich und ging zu Marcel.
Neben ihm stapelten sich diverse blutige Innereien und ich kniff erneut kurz die Augen zu.
" Marcel? "
" Hm? "
" Was nimmt man am besten um ein Feuer an zu zünden? "
" Probiere es mal mit Birkenrinde, das ist fast wie Papier und brennt gut."
Während er sprach sah er mich nicht an. Er war völlig vertieft in seine Arbeit mit der Elchkuh.
Es schmatzte ,als er die Hände aus der Elchkuh zog und ein Organ zu tage förderte.
" Das, Alice ist eine Niere. "
Ein Schauer lief mir über den Rücken, aber ich sah wie hypnotisiert auf das glitschige teil in Marcels Hand.
" Woher weißt du, wie man ein Tier auseinander nimmt? "
Mein Blick war immer noch starr auf die Niere gerichtet.
" Ich habe einen Jagdschein. Da muss man auch das ein oder andere dafür machen."
Ich nickte, die Sonne spiegelte sich in der Blutlache, in deren Mitte Marcel saß.
" Wolltest du nicht Birkenrinde holen? "
" Ja, das wollte ich wohl. "
Ich fühlte mich merkwürdig, so ... leer.
Bei der Eiche angelangt schnappte ich mir das Beil. Ich starrte in den Wald hinein. Ein unangenehmes kribbeln machte sich in meiner Magengegend breit. Ich wollte da nicht noch mal rein. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte das erste mal, seit wir abgestürzt waren richtig Angst.
Es war merkwürdig, doch vor den Elchen hatte ich eher Respekt gehabt als Angst und jetzt fürchtete ich mich vor einem Wald.
Ich umklammerte den Griff des Beils fester und machte einen schritt auf den Wald zu. Noch einen ... und noch einen. Schließlich stand ich im Wald. Wieder hatte ich dieses Gefühl, beobachtet zu werden.
" Hallo?!"
Meine Stimme klang so unsicher, wie ich mich fühlte.
Plötzlich raschelte es hinter mir. Ich drehte mich ruckartig um und starrte ins Gebüsch.
Etwas bewegte sich.
Dann ein Rascheln, links von mir ,dann rechts und hinter mir.
Mein Herz zog sich vor Angst zusammen und klopfte wie wild.
Ich hatte das ungute Gefühl eingekesselt zu werden.
Dann raschelte es vor mir und etwas großes sprang aus Gebüsch.
Ich erstarrte vor Angst, konnte meine Augen nicht von dem abwenden, was da vor mir im Gras stand.-------------------------------------------------------
Halloooo❤❤❤
Ihr treuen Leser.
Wir haben jetzt das zehnte Kapitel und unglaubliche 45 Votes und 423 reads erreicht. Danke dafür!
Ja. ..
Was glaubt ihr, was aus dem Gebüsch gesprungen ist?
Schreibt es mir doch in die Kommis, ich weiß zwar schon, was es ist, aber mal schauen, was ihr so denkt.Jaaaaaaaaaaaaaaa, das wäre es dann auch schon. Sorry, dass das kapi erst jetzt kommt, ich hatte es eigentlich schon vor drei Tagen fertig, aber watty hat es irgendwie gelöscht. Ich musste also alles nochmal schreiben.
Dann ... tschüssi ❤ ❤ ❤
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Alone *PAUSIERT*
AdventureEigentlich wollte Alice nur ihren Vater in Schweden besuchen, als dann jedoch das kleine privat Flugzeug abstürzt muss sie sich alleine mit dem verletzten Piloten in der Natur Schwedens durchschlagen und um ihr Überleben kämpfen. ___________________...