In meinem Rücken ruckten die Köpfe aller Elche in die Höhe.
Beinahe panisch verließen sie das Wasser.
Jetzt oder nie.
Dachte ich mir. Rannte los und sprang auf den Rücken der Elchkuh, die gerade dabei war sich aufzurichten und jetzt von meinem Gewicht wieder runter gedrückt wurde.
Doch was jetzt?
Ich war los gerannt ohne nachzudenken. Geleitet von dem Adrenalin, dass durch meine Venen rauschte. Und jetzt saß ich hier, auf dem Rücken der Elchkuh und klammerte mich mit Armen und Beinen fest. Denn das Tier unter mir war stark und versuchte mich abzuschütteln. Ich spürte das große Herz gegen meine Beine schlagen .
Die Elchkuh versuchte erneut auf zustehen, doch unser beider Gewicht wollten ihre drei Beine nicht stemmen und sie knickte wieder ein.
" Alice! Alice! Du musst sie ko schlagen. Hau ihr das Beil mit der stumpfen Seite so stark auf den Kopf wie du kannst! "
Rief mir Marcel zu. Er war umgeben von flüchtenden Elchen.
Okay, nur ordentlich draufhauen, dann wird alles gut.
Zumindest dachte ich das. Die Praxis war wieder etwas anderes.
Als ich die eine Hand mit dem Beil hob warf die Elchkuh mich fast ab.
Ich holte aus.
Meine Sinne waren merkwürdig vernebelt. Ich sah nur den Hinterkopf der Elchkuh und fühlte den Griff des Beils in meiner Hand.
Dann sauste mein Arm nach forne, das Beil traf auf, es knirschte und die Muskeln der Elchkuh erschlafften.
Mein Arm rutschte seitlich von dem Kopf der Kuh herab und das Beil plumpste zu Boden.
Ich saß da, wie eine Wachsfigur.
Regungslos.Ein Schrei brachte mich wieder zur Besinnung.
" Alice! Ist alles okay bei dir? "
Wankend stand ich auf und stolperte zu Marcel.
" Töten darfst du sie."
" Aber, Alice. Er ist schon tot. Schau dir doch mal ihren Kopf an."
Ich tat es und erschrak: ein paar Zentimeter über den Augen war ein Loch. Ich hatte der Elchkuh den Kopf eingeschlagen.
" Aber. .. Aber ... Ich..."
Einzelne Tränen liefen mir die Wangen hinunter.
Ich habe ein Tier getötet. Ein Leben genommen. Das getan, was ich an Jägern und Metzgern so verabscheute.
Ich sackte in mich zusammen. Umklammerte meine Knie und wiegte mich hin und her, wären meine Tränen immer mehr wurden.
In den letzten Tagen hatte ich oft geweint. Öfter wie im ganzen letzten Jahr.Vorsichtig und ganz sanft legte Marcel seine Arme um mich.
Dieser Mann hatte mich dazu gebracht einen Elch zu töten!
Schoss es mir durch den Kopf und ich drückte ihn entschlossen von mir.
" Aber Ali..."
" Nein! Fass mich nicht an. Du hast mich dazu gebracht ein Lebewesen zu töten! Ich hasse dich! Ich hasse dich. "
" Nein. Ich wollte nie, dass du sie tötest. Nur, dass du es ko schlägst. Aber du hast mit der falschen Seite zugeschlagen."
Er sah mir ganz offen ins Gesicht und gegen diesen, seinen Blick konnte ich mich nicht wehren. Langsam setze ich mich wieder vor ihn.
Ich versuchte an etwas anderes zu denken, doch meine Gedanken kreisten unaufhörlich um das was ich getan hatte, darum, dass ich ein leben beendet hatte.
Marcel unterbrach die Stille:
"Wir müssen den Elch ausnehmen und wir müssen versuchen Feuer zu machen. Ich glaube nicht, dass du das Fleisch roh essen willst.
Ich nickte.
" Aber ausnehmen und Haut abmachen machst du. Ich versuche ein Feuer zu machen."
"Okay, haben wir noch ein Messer? Du hast doch von deiner Mutter eines bekommen, hast du es noch?
Wir sollten mal schauen, was wir noch alles in unseren Taschen haben."
Hoffnungsvoll wühlte ich in meinen Taschen. Und als meine Hand das kühle Metall berührte schloss ich vor Erleichterung kurz die Augen.
Aus meinen Taschen beförderte ich: das Taschenmesser, Kletterschnur, einen 20 € Schein und ein altes Taschentuch.
Marcel fand bei sich eine Alte Packung Streichhölzer die uns nichts mehr brachte, da sie nass geworden war, einen komischen Metallstab über den er sich unglaublich zu freuen schien, sein Handy und natürlich hatte er auch noch sein Beil.
" Okay, das sind doch schon mal ganz gute Sachen. "
Meinte er und beäugte den kleinen Haufen vor uns.
" Was ist das für ein Ding? "
Ich deutete auf den Metallstab.
" Das zeig ich dir jetzt."
Er nahm den Stab und sein Beil, schlug mit der stumpfen Seite einmal auf den Stab und Funken stoben hervor. "
Ich staunte und fragte mich ob er vielleicht schon geahnt hatte, dass wir abstürzen würden.
" Das könntest du brauchen, wenn du Feuer machen willst."
Er legte das Ding in meine Hand.
" Wenn ich den Elch auseinander nehmen soll, dann musst du mir helfen, da rüber zu kommen."
Seine Stimme klang vorsichtig, als wüsste er, dass ich am liebsten nicht in die Nähe des von mir getöteten Tieres wollte.
" Okay"
Mein Versuch stark zu klingen scheiterte jämmerlich.
Ich nahm seinen Arm auf der verletzten Seite und legte ihn über meine Schulter. So hinten wir langsam hinüber zum Kadaver der Elchkuh. Der metallische Geruch von Blut stieg mir in die Nase, vermischt mit etwas anderem, wie ... Moschus.
Mir wurde schlecht.
Ein paar Zentimeter vor dem Bauch der Elchkuh ließ ich Marcel langsam auf den Boden gleiten. Er stöhnte leise, als sein Bein den Boden berührte.
" Gibt es hier irgendwas, auf das ich mich drauf setzen kann?"
Ich sah mich um. Wenige Meter entfernt lag ein großer Stein, doch den würde ich niemals bewegen können. Ich machte ein paar unentschlossene Schritte, sah mich erneut um, doch hier gab es nichts.
Ich drehte mich um und schlurfte zu Marcel zurück.
" Sorry, ich habe nichts gefunden. "
Er nickte gedankenverloren.
" Alice, kann ich was zu trinken haben?"
Erst jetzt fiel mir meine trockene Kehle wieder ein.
Ich nahm das gebogene Metallteil und lief zum Strand hinunter. Ich trank ausgiebig und füllte die Metallschale. Ich starrte auf das Wasser, als mir eine Bewegung auffiel. In diesem See gab es Fische!
Wir konnten also angeln.
Alice! Jetzt hast du ein Tier getötet und denkst schon wieder daran das nächste zu töten? Spinnst du?!
Schalt ich mich. Kopfschüttelnd stand ich auf und ging zu Marcel zurück.
Marcel hatte schon begonnen, den Elch am Bauch mit meinem Taschenmesser aufzuschneiden.
Bei dem Anblick verkrampfte sich mein Magen und ich musste erstmal stehen bleiben und mich darauf konzentrieren, nicht umzukippen. Das Bild der Innereien, die aus der Elchkuh quollen und Marcels blutige Hände hatten sich in mein Gehirn gebrannt und ich wusste, dass ich es nie wieder loswerden würde.
Ich öffnete meine Augen und lief auf Marcel zu. Das Wasser in der Metallschale schwappte hin und her und allein die Tatsache, dass ich mich darauf konzentrieren musste ,dass ich kein Wasser verlor hinderte mich daran mich zu übergeben.
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Alone *PAUSIERT*
AdventureEigentlich wollte Alice nur ihren Vater in Schweden besuchen, als dann jedoch das kleine privat Flugzeug abstürzt muss sie sich alleine mit dem verletzten Piloten in der Natur Schwedens durchschlagen und um ihr Überleben kämpfen. ___________________...