2. Once Upon A Time

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Thranduil legt den Kopf leicht irritiert auf die Seite, weil ich noch immer keinen Ton von mir gegeben habe. Von meiner Seite aus ist es auch völlig klar warum, immerhin habe ich gerade in einer schnellen Abfolge ein traumatisches Ereignis nach dem anderen absolviert, doch für ihn musste das ganz anders aussehen.

„Denkt Ihr nicht Ihr seid mir eine Antwort schuldig, nachdem ich Euch das Leben rettete?", bohrt der Elb nun mit einem leicht ungehaltenen Tonfall weiter, der mich schmerzhaft aus meiner ungläubigen Trance weckt.

„Natürlich.", erwidere ich hastig und senke mein Haupt in seine Richtung. „Habt vielen Dank, mein Herr."

„Also?" Ich sehe wieder auf, fragend diesmal.

„Was macht Ihr hier? Welche irrsinnige Idee trieb Euch auf eine Erkundung in den Grünwald, noch dazu komplett unbewaffnet.", betont Thranduil extra das Fehlen irgendeiner Waffe an mir.

'Ist ja nicht so als wenn ich es mir ausgesucht hätte plötzlich im Grünwald zu landen... ganz abgesehen davon, dass das eigentlich vollkommen unmöglich ist.', denke ich pikiert, ehe ich mich meinem weitaus größeren Problem zuwende: Wie zum Teufel soll ich ihm antworten?! Ich kann ihm schlecht sagen, dass ich aus einer anderen Welt komme in der er nur ein ausgedachter Charakter ist und hier gelandet bin weil ich durch ein Loch im Boden oder was auch immer das war gefallen bin. 'Vielleicht ist das hier auch Wunderland und ich bin Alice.', bemerke ich die Ähnlichkeit zu dem Kindermärchen 'Alice im Wunderland' mit triefendem Sarkasmus in meinem Herzen. Ich bemerke wie sich die Mimik des Mannes vor mir aufgrund meiner ausbleibenden Antwort verdüstert.

'Mist!', kreische ich innerlich. 'Was soll ich nur... denk dir was halbwegs plausibles für das Setting Mittelerde aus...', dränge ich mich im Stillen und spreche das erstbeste laut aus, was mir einfällt und sogar noch der Wahrheit entspricht.

„Ich bin vor Orks geflohen." Man muss kein Genie sein um an seinem Gesicht abzulesen, dass er mit der Antwort alles andere als zufrieden ist. „Ich...", setze ich wieder an und denke rasend schnell nach. „bin mit meiner Familie am Rand des Grünwalds gewandert als wir von einer Gruppe Orks angegriffen wurden. Ich wurde von meinem Vater zusammen mit meiner Schwester in den Wald geschickt um sie abzuhängen und wir haben uns dabei verlaufen... und verloren...", versagt mir gegen Ende die Stimme und ich senke den Blick, damit er mir nicht ansehen kann, dass ich ihn größtenteils belogen habe.

„Und anstatt sich in Richtung Seestadt durchzuschlagen rennt ihr tatsächlich in den Grünwald? Es kann Euch nicht so viel daran gelegen sein lebend aus diesem Abenteuer zu gelangen.", kommentiert er eiskalt und trifft einen enorm wunden Punkt, da ich in Gedanken noch immer bei Sarah bin. Ich verziehe wutentbrannt mein Gesicht, springe ohne nachzudenken auf die Füße und brülle ihn nach allen Regeln der Kunst an: „Denkt Ihr vielleicht jemand wie ich, der sich absolut bewusst ist wehrlos und schwach zu sein denkt in einer kritischen Situation daran? Ist es nicht schon schlimm genug, dass ich geliebten Menschen im Angesicht des Todes den Rücken kehren musste, weil sie mich inständig darum baten?!" Mit Genugtuung sehe ich wie seine Arroganz aus seinem ansehnlichen Gesicht weicht und der Überraschung Platz macht. „Ist es nicht genug, dass ich sogar meine Schutzbefohlene verloren habe weil mich diese - diese - diese DINGER noch zusätzlich zu den Orks angegriffen haben?!? Was machen diese Bestien überhaupt hier, Ihr sagtet doch das ist Euer Reich, obliegt es dann nicht Eurer Verantwortung dafür zu sorgen, dass es ohne direkt in Lebensgefahr zu schweben zu durchqueren ist?!?" Je mehr ich sage desto weiter wandern seine Augenbrauen nach oben. Ich breche den Blickkontakt zu ihm erst ab, als meine Aufmerksamkeit von verhaltenen Lachern rechts hinter mir auf sich gezogen wird. Aus dem Wald erscheinen noch fünf Waldelben auf Pferden, alle sowohl mit Bogen als auch mit Schwertern und Rüstung ausgestattet.

„Seid nicht so hart zu Ihm, immerhin ist er in eiligem Galopp zu Euch geeilt als er Euren Schrei vernahm.", bemüht sich der Vorderste um eine ernste Miene, die jedoch von gelegentlichem Grinsen zerstört wird. Mein Blick wandert wieder zu dem König der wiederum seine Leute mit einem derart vernichtendem Blick straft, dass sämtliche Lacher augenblicklich sterben.

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