6. How To Defend Yourself

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Am nächsten Morgen mache ich mich zielstrebig auf die Suche nach Tauriel, und nach kurzer Zeit treffe ich sie in der Nähe des Haupttores.

„Herrin Tauriel.", begrüße ich sie mit geneigtem Kopf.

„Herrin Elenîn?", reagiert sie verwirrt und erwidert dann den Gruß. „Was ist passiert? Es ist eine Seltenheit, dass Ihr von Euch aus auf mich zukommt."

„Wie Ihr Euch denken könnt bin ich nicht grundlos hier.", bestätige ich und sie hört aufmerksam zu. „Ich hätte eine Bitte.", beginne ich vorsichtig. „Könntet Ihr mich eventuell die grundlegenden Dinge des Kampfes lehren?" Tauriels Gesicht wird absolut blank vor Überraschung.

„Prinzipiell ja, aber warum? Ihr habt es nicht nötig Euch zu verteidigen, Ihr seid hier so sicher wie sonst nirgendwo im Umkreis von Hunderten von Meilen.", erwidert die Rothaarige mit schief gelegtem Kopf.

„Ich möchte mich nicht immer auf andere verlassen müssen. Es ist schier unmöglich, dass immer irgendjemand in meiner Nähe ist, der mich beschützen kann und ich will zudem keine Last sein. Ich möchte mich wenn es darauf ankommt selbst verteidigen können.", bleibe ich hartnäckig und sie nickt langsam.

„Ich verstehe...", meint sie daraufhin. „Ich muss noch einer Aufgabe nachgehen, aber danach kann ich Euch von Eurem Gemach abholen und anfangen mit Euch zu trainieren, wenn das wirklich Euer Wunsch ist."

„Das ist er.", bestätige ich entschlossen und sie verabschiedet sich.

Wenig später klopft die Elbin an meiner Tür und führt mich fort. Auf die Frage, ob ich auf dem Trainingsgelände innerhalb oder außerhalb der Höhlen trainieren will, antworte ich sofort mit „Draußen.", weil mich da schlicht viel weniger sehen würden. Zu meiner Verwunderung führt mich die Rothaarige nicht zum Haupttor der unterirdischen Stadt, sondern zu einem geheimeren Ausgang weiter im Osten. Als wir ins Tageslicht treten erstreckt sich vor mir eine relativ große Wiesenfläche mit einigen hohen Büschen, vereinzelten Bäumen und einem rauschenden Fluss in der Mitte. In einem großen Bogen wird die Wiese zusammen mit dem Fluss von einer drei oder vier Meter hohen Mauer eingeschlossen, auf der hier und da Wachen stehen und die Wildnis zu Füßen der Mauer beobachten. Der Fluss rauscht durch ein Wassertor, welches mit Hilfe eines offensichtlichen Hebels geöffnet und geschlossen werden kann.

'Ich bin auf der Ebene wo die Zwerge mit den Fässern an dem Tor im Wasser aufgehalten werden...', erkenne ich sofort und gleich darauf drängt sich mir eine Frage auf, die so wichtig ist, dass ich einfach nicht glauben kann, dass ich sie mir noch nicht zuvor gestellt habe: 'In welchem Jahr befinde ich mich überhaupt? Vor der Zurückeroberung vom Erebor? Danach? Kurz vor dem Ringkrieg? Oder sogar noch danach? Oder viel, viel früher?' Während ich Tauriel abwesend folge überlege ich mir fieberhaft, wie ich sie möglichst unauffällig nach dem Jahr fragen kann, aber mir fällt nichts ein. Ich kann schlecht auf Verwirrung oder Gedächtnisverlust plädieren, nachdem ich mich hier schon so lange aufgehalten habe ohne es zur Ansprache zu bringen. Aber ich muss es einfach wissen...

„Herrin Tauriel? In welchem Jahr befinden wir uns doch gleich? Ich habe letztens einige neuere Chroniken in der Bibliothek durchgelesen und mich gefragt, wie aktuell sie wirklich sind. Mir ist es irgendwie... entfallen...", versuche ich es allen mahnenden Gedanken zum Trotz. Die Elbin blickt verwundert über ihre Schulter.

„Wir sind im Jahr 2941 des Dritten Zeitalters.", antwortet sie bereitwillig, aber wie zu erwarten skeptisch.

„Danke.", meine ich munter, als hätte ich nach der Uhrzeit oder dem Tag und nicht nach dem Jahr gefragt. 'Warum hängen hier auch nirgends Kalender.', denke ich innerlich vor Schmach sterbend, ehe ich meine Erinnerung nach diesem Datum durchforste. 'Verdammt, ich hatte doch mal etwas darüber gelesen... was war es nur...', zermalme ich mir mein Hirn. 'War das nicht genau das Jahr, in dem Thorin mit seiner Gemeinschaft aufbricht?', erinnere ich mich dunkel, doch meine Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen.

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