Chaos

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-Fred-

S

ollte ich sie fragen?
Wenn ich es nicht tun würde, würde ich es bereuen.

„Mum, wer ist Lucia?"
Sie wurde kreidebleich.
Der Schreck war ihr ins Gesicht geschrieben.

„Fred? Woher weißt du von ihr?"

Ich zögerte kurz, doch ich wollte es wissen.
„Mum! Wer zum Teufel ist Lucia?"
Tränen sammelten sich in ihren Augen, sie unterdrückte sie.
„Fred, bitte! Woher kennst du den Namen?"
Mit tränenerstickter Stimme fragte sie mich.
Ich flüsterte: „Ich hab euch gestern gehört, gestern Abend. Ihr habt über Lucy geredet, dann über irgendeine Lucia. Mum, ich will die Wahrheit."

Nun, endgültig, flossen ihr die Tränen übers Gesicht.
„Lucia war eure Schwester, eure Drillingsschwester, um genau zu sein. Ihr wart gerade mal ein Jahr alt, als sie verschwand. Eines Tages lag sie einfach nicht mehr in ihrem Bettchen."
Sie schluchzte.
Es war herzzerreißend.
Ich nahm sie in den Arm.

„Was hat das alles mit Lucy zu tun?"
„Sie ist so alt wie ihr, hat Ähnlichkeiten mit jedem aus dieser Familie, sie hat in einem Waisenhaus gelebt und ist eine Hexe. Ich hab einfach das Gefühl, dass sie es ist. Fred, ich glaube nicht, dass sie tot ist. Ich glaube, dass deine Schwester gerade bei euch im Zimmer schläft."

Sie schluchzte wieder.
Dann hörte ich die Tür hinter mir aufgehen.

„Du denkst, ich wäre deine Tochter?" Lucy betrat die Küche. Sie sah genauso bleich aus wie Mum vor ein paar Minuten.
„Lucy, ich-" Mum stammelte vor sich hin, bevor Lucy sie unterbrach.

„DU GLAUBST, DASS ICH DEINE VERDAMMTE TOCHTER BIN, UND SAGST NICHTS. ABSOLUT GAR NICHTS?"

Nun flossen beiden Tränen übers Gesicht. Auch ich spürte eine Träne. Ich war bei zu Lucys Schrei wie betäubt, bekam nicht mehr viel mit. Doch jetzt stürzten sich die Gefühle gerade so auf mich.

"Mum. Was ist mit Dumbledore? Warum hilft er uns nicht? Warum hat er euch bei der Suche nicht unterstützt?"

Nun strömten die Tränen auch über mein Gesicht.
War es deshalb, dass Lucy, George und ich uns so gut verstanden? 
Es war alles so ein Durcheinander in meinem Kopf. Alles war wie weggeweht.

"Fred, Lucy, ich habe keine Ahnung, warum Dumbledore jedem seine Familie 'gegeben' hat, nur Lucy nicht. Ich wollte nichts sagen, weil ich es selbst nicht besser wusste und dir keine Hoffnungen machen wollte. Oh Gott! Ich wusste es doch nicht sicher."

Weiter kam sie nicht, denn nun betraten auch Dad, Percy, Ron und Ginny die Küche.
"Du hast es ihnen erzählt? Wir waren uns einig, dass die Idee irrsinnig ist."
Dad sah Mum wütend an.
Ginny und Ron wirkten irritiert. Sie waren so klein.
Sie verstanden nicht was los war. Auch Percy waren die Fragenzeichen ins Gesicht geschrieben.
Trotzdem brachte er Ron und Ginny weg.
Einmal war ich ihm dankbar.

"Was sollte ich denn deiner Meinung nach tun, Arthur? Sie haben gefragt. Ich kann Fred doch nicht einfach so belügen."
Mum sah Dad verzweifelt an. Sein wütender Blick wich aus seinem Gesicht. Es verzog sich zu einer traurigen Grimasse. Dann hob er den Arm einladend. Ich ging langsam auf ihn zu, George ebenso, dann schloss er uns in seine Arme.

Dann wurde der Moment unterbrochen.
Es pochte gegen die Tür.

"Wer ist denn so früh schon hier?" George blickte verwirrt in die Runde.

Ich ging zur Tür. Hinter der stand Dumbledore.

"Was wollen Sie denn hier?"
"Lassen Sie mich bitte herein, Fred." Ohne auf meine Antwort zu warten, kam er durch die Tür.

"Wenn man vom Teufel spricht."
Lucy funkelte ihn böse an.
"Sie haben mir meine Familie vorenthalten. Warum haben Lori und Julian ihre Familien bekommen, und ich nicht? Verdammt, ich will doch auch nur geliebt werden!"
Sie sank in einen Stuhl.

"Lucy, ich wollte dir deine Familie, diese Familie, nie vorenthalten. Es war nur noch nicht an der Zeit."
Er sah uns mit diesem allwissenden Blick an.

"Also ist es wahr. Es ist wirklich wahr", flüsterte Mum.

"Es war noch nicht soweit? Das ist vielleicht ihre Meinung, Professor, aber defintiv nicht die eines Kindes, dass ohne Familie aufwachsen musste", schrie Lucy unseren Schulleiter an.

Erst jetzt realisierte ich, was hier gerade passierte.
Ich hatte noch eine Schwester.
Und es war Lucy.
Verdammt nochmal, es war Lucy und Dumbeldore hatte nie etwas gesagt. Welche Qualen mussten meine Eltern gelitten haben, all die Jahre?

"Warum ist sie verschwunden? Haben sie wenigstens darauf konkrete Antworten?"
"Die Hausgründer...die Nachfahren. Es hat etwas mit meinen Augen zutun, richtig? Sie haben so etwas einmal erzählt. Lori, Julian, ich... Wir sind die Auserwählten, die Nachfahren der Hogwartsgründer oder so. Und deshalb entziehen sie ein Baby seiner Familie?", fragte Lucy verbittert.

Ich war nur noch mehr verwirrt. Diese ganze Situation war verwirrend. "Du liegst fast richtig, Lucy, außer in einem entscheidenden Punkt. Ich bin für das Chaos nicht verantwortlich."

Die verlorene Weasley ~Harry Potter ff~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt