Freier Fall

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Ich hätte damit gerechnet, dass sie sich auf mich stürzen würde, oder das sie fliehen würde. Sogar damit, dass sie einen zweiten Zauberstab ziehen würde um mich erneut mit diesem Zauberspruch zu belegen, der auf den Schülern bereits relativ abgeklungen war. Das einzige Leid, die einzige Trauer, die wir empfanden, war die Traurigkeit über den Tod von Charlie Weasley.

Die Blicke von ungefähr der Hälfte der anwesenden Schüler war auf mich gerichtet. Auf mich und die Person mit der Kapuze neben mir. Auf mich und das Mädchen, dessen zornige Blicke ich sogar durch den Stoff der Kapuze auf mir spüren konnte.

Instinktiv schlossen sich meine Finger fester um die beiden Stäbe, die ich in den Händen hielt. Sie sollte keinem davon bekommen. Sie hatte es nicht verdient einen Zauberstab zu tragen. Sie hatte Charlie getötet. Die gesamte Trauer über diesen Verluste die ich zuerst nicht gemerkt hatte, da ich so von dem Geschehen rund um das Mädchen neben mir abgelenkt gewesen war, wurde mir jetzt bewusst, als ich mir an die Wange fasste und das Wasser der salzigen Tränen spürte, die mir schon seit einiger Zeit über die Wangen gelaufen waren. Ich schluckte. War es die Wahrheit? War Charlie Weasley wirklich tot? War es meine Schuld? Meine Schuld, weil ich unbedingt meinen Zauberstab ziehen musste und weil ich ihn nicht angegeben habe, als ich es sollte? Was war ich nur für ein furchtbarer Mensch. Viele könnten sagen, das Mädchen mit der Kapuze hätte Charlie gerötet, aber genau genommen war es meine Schuld. Meine Schuld, weil ich die Heldin spielen musste. Weil ich nicht nachgeben konnte.

Ein jeglicher Schrei drang aus dem Mund meines Gegenübers. Bevor ich reagieren konnte, packte sie mich am Ärmel meines Umhanges. Ich konnte nicht einschätzen, was sie vorhatte, doch dann, ohne, dass ich es erwartet hatte, sprang sie von der Mauer auf der anderen Seite nach unten. Die Mauer war nicht tief, höchstens 3 Meter. Das würde ich locker überleben ohne auch nur eine kleine Verletzung. Ich wusste nicht, was sie sich davon bezweckte, aber ahnscheinend funktionierte mein Verstand eben nicht über Ecken.

Der Fall dauerte gerade Mal eine halbe Sekunde. Meine Augen waren geschlossen und somit dachte ich, der Boden würde jeden Augenblick vor uns auftauchen, aber stattdessen fühlte sich der Fall plötzlich an, als würde ich mich in der Luft drehen, als wäre ich in einer Maschine, die sich immer weiter und immer weiter drehen würde. Als würde ich herumgeschleudert werden. Mei Magen drehte sich um und ich spürte, wie das Mittagessen wieder hochkam, als ich den Boden unter meinen Füßen plötzlich spüren konnte. Ich dachte, der Fall wäre somit zu Ende, aber das war er nicht. das war erst der Anfang.

Ich öffnete langsam meine Augen und erschrak vor der Hellihkeit, die sich mir bot. Ich blinzelte einpaarmal, bis ich die Umgebung um mich herum ausmachen konnte. Ich kannte den ort an dem wir uns befanden. Allerdings kam er mir trotzdem fremd vor, da ich ihn bis jetzt nur bei Nacht gesehen hatte und meistens konnte man da, nichtmehr viel sehen, außer die Sterne. Aber nun stand ich auf der ungefähr 40 Meter breiten Mauer, die mir plötzlich sehr schmal vorkam, und schaute nach unten auf den Abgrund, der da unter mir war.

Ich wusste nicht, wie weit es da wirklich nach unten ging un meine Schätzungen von wegen 1000000 Meter konnte schlecht stimmen. Langsam bewegte ich meinen Kopf zur Seite und sah das Mädchen mit der Kapuze direkt neben mir stehen. Sie blickte genau wie ich auf den Abgrund, aber im Gegensatz zu mir lächelte sie dabei fast uneimlich. Ihre Kapuze war ein wenig verrutscht, sodass ich einige der hellblonden Strähnen sehen konnte, die unter dem Stoff hervorwehten. Die Tür, die zum astronomieturm, wo wir uns befangen, hinauf führte wurde ruckartig aufgerissen. Ich konnte Mc Gonagal noch mit gezücktem Zauberstab voran gehen sehen und auch Emily und Henry konnte ich erkennen, die ihr beide gefolgt waren. Wenn ich mich nicht täuschte war die vierte Person Tonks, aber das war schwer zu erkennen, denn ihre Haare hatten sich schwarz gefärbt.

Die verlorene Weasley ~Harry Potter ff~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt