Ein Tässchen Tee

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"Eine Tasse Tee?", fragte Dumbledore. Ich nickte nur. Mit der ganzen Situation war ich ein wenig überfordert, ich meine, wer geht denn bitte zur Teestunde zum Schulleiter von Hogwarts? Naja: Ich.
Besser gesagt, eigentlich wollte er etwas mit mir besprechen, also glaubte ich jedenfalls. Es könnt natürlich sein, dass er einfach Gesellschaft beim Tee haben wollte, aber ich neigte doch stark dazu, dies zu bezweifeln.
Ahnscheinend war es aber etwas wichtiges, warum ich hier war. Schließlich hatte er Kalypso gebeten es mir auszurichten, sobald ich aufwache.

Wie ich den Weg zum Büro des Schulleiters gefunden hatte, wusste ich nicht mehr genau, aber irgendwie hatte ich es wohl geschafft. Cedric hatte mir geholfen rein zu kommen, er kannte das Passwort von früheren Besuchen, so hatte er zumindest erzählt. Der Wasserspeier Dämon hatte sich gedreht und eine Treppe war entstanden, die mich zu der Tür geführt hatte, hinter der ich jetzt saß und zusammen mit Dumbledore Tee trank und dabei Kekse aß.

Meine Hand zitterte ein wenig vor Aufregung, denn ich wollte, dass Dumbledore nun endlich zu Sache kam. Es müsste schließlich einen Grund geben, warum ich hier war. Die Oberfläche meines Tees wölbte sich ein wenig, während ich die Tasse in der Hand hielt und sie zu meinem Mund führte. Eine ungemütliches Schweigen entstand dadurch, dass weder Dumbledore noch ich begann zu reden. Ich stellte die Teetasse wieder auf den runden Tisch vor mir und schaute den Schulleiter von Hogwarts mit zu Falten gezogener Stirn an. Dumbledore war ein Rätsel für mich. Einer der klügsten und besten Zauberer, die die Welt jemals gesehen hatten, aber doch machte er auf mich niemals den Eindruck, den eine solche Legende eigentlich hätte machen sollen.

"Nun", begann schließlich Dumbledore und ich war ziemlich erleichtert darüber, dass nicht ich das Gespräch beginnen musste. "Sie haben sich bestimmt bereits gefragt, warum Sie hier sind, nicht wahr?"
"Ja", sagte ich schnell "nicht, dass Sie mir das übel nehmen, aber ich fand es doch ein wenig merkwürdig, dass Sie mich zum Tee eingeladen haben"
Die Spur eines Lächelns umspielte die Lippen des Professors, bevor er vortfuhr: "Ich sollte Ihnen bevor ich zur eigentlichen Sache komme wohl erst einmal einiges erklären, angefangen bei dem Verließ, aus dem Sie am Anfang des Schuljahres Geld erhalten haben. Dieses Verließ gehörte einer Frau namens Adrienne Castillo, die vor einem Jahr gestorben ist, ohne einen einzigen Erben zu hinterlassen, der ihr Vermögen erben könnte. Sie hinterließ allerdings einen Zettel, auf dem folgende Worte geschrieben standen" Dumbledore hatte sich während dieser kleinen Ansprache erhoben und ging nun eilig zu einem der Regale, die an der Wand standen, hinüber. Er öffnete eine der Schubladen und zog ein Stück Papier heraus, welches er mir in die Hand drückte.

Für die Erben

Diese drei Worte standen in Schönschrift auf das Papier geschrieben. Es sah alt aus und vergilbt, aber die Schrift war noch nicht einmal ausgeblichen.
"Für was denn für Erben?", fragte ich, obwohl ich einen Verdacht in meinem Hinterkopf hatte, der mir immer wieder das Gesicht von Alice Dumbledore in Erinnerung rief.
"Sie haben sich sicherlich mit der Geschichte Hogwarts beschäftigt", meinte Dumbledore mit einem Lächeln "aber auch wenn nicht sollten Ihnen die Namen von Godric Gryffindor, Helga Hufflepuff, Rowena Ravenclaw und Salazar Slytherin ein Begriff sein."
Ich nickte schnell, wagte es aber nicht ein Wort zu sprechen und ihn somit irgendwie unterbrechen.
"Nun kam es vor einigen Jahren zu etwas merkwürdigem. Eine Prophezeiung wurde ausgesprochen, in der von vier Kindern gesprochen wird geboren, um zu sehen aus den Augen der Gründer. Immer wieder kam es in der Geschichte vor, dass bei einem Zauberer eine solche Erscheinung auftrat. Mal die klugen, blauen Augen von Rowena Ravenclaw, Mal die liebevollen, braunen Augen der Helga Hufflepuff. Mal die abenteuerlustigen, grünen Augen von Godric Gryffindor und Mal die listigen, grauen Augen von Salazar Slytherin. Aber immer gab es nur eine Person, die eines der Augenpaare ihr eigen nennen durfte. Aber niemals gab es mehr als eine Person zur selben Zeit. Niemals konnte dir Prophezeiung erfüllt werden. Bis Anfang dieses Jahres gleich drei Personen mit solchen Augen auftauchten"

Sein Blick blieb an mir heften und ich hörte mich selbst nach Luft schnappen. "Sie meinen doch nicht..."
"Doch. Mr Malfoy, Miss Longbottom und zu guter Letzt Sie. Salazar, Helga und Godric. Keine Rowena."
Ich schaute ihn geschockt an, erinnerte mich an die Blicke von Charlene Black, die mich in meine Albträume verfolgt hatten, dachte daran, dass Alice mir erzählt hatte, ich hätte die 'Gryffindor Augen'. Aber ich hatte es für eine Lüge gehalten. Ein Gerücht, das anderen Menschen erlaubte, mich zu hassen.
"Und... und von was handelt die Prophezeiung?", fragte ich, nachdem ich meine Stimme wieder gefunden hatte.
"Die Heiligtümer des Todes", sagte Dumbledore "auch so eine alte Legende, an der mehr wahr ist, als man denken könnte."
Er zwinkerte mir kurz zu, was mich noch mehr verwirrte, als ich eh schon verwirrt war.

"Vieles in der Prophezeiung ist sehr undeutlich, aber ein Bezug zu den Heligtümern lässt sich herstellen. Die Geschenke des Todes an drei des gleichen Blutes.", sagte er "es kam in der Vergangenheit immer Mal wieder vor, dass die, die diese Augen tragen besondere Fähigkeiten entwickelten. Keine Superkräfte oder ähnliches, aber Kräfte, die den Tod daran hindern soll sie sich zu holen. Du bist heute ganz schön tief gefallen, nicht wahr"
Mir war aufgefallen, dass er aufgehört hatte das Sie zu benutzen und mich jetzt stattdessen mit dem gewöhnlichen du ansprach.
"Ja", antwortete ich schnell "ja, vom Astronomie Turm. Es hätte ziemlich schlecht geendet, wenn man mich nicht aufgefangen hätte..."
"Liebe Lucia", sagte Dumbledore "man hat dich nicht aufgefangen."
Meine Augen wurden groß.
"Aber ich bin doch nicht auf den Boden aufgeprallt. Wie hätte ich denn sonst überleben sollen?"
"Dein Körper blieb in der Luft stehen, ohne magische Hilfe eines Zauberstabes"
"Aber das ist doch nicht möglich, oder?", fragte ich perplex "ich meine, das kann doch einfach nicht... nicht sein, oder?"
"Das war es bis jetzt auch nicht", sagte Dumbledore "aber nur weil du das einmal geschafft hast, heißt das nun nicht, dass du aus dem Fenster spazieren solltest. Wie gesagt, die Kraft bewahrt dich vor dem Tod. Aber nicht vor Leichtsinnigkeit und erst Recht nicht vor etwas, das man als Selbstmord bezeichnen könnte. Aber lassen wir dieses Thema nun beiseite"

Ich musste schlucken, bevor ich weiter sprechen konnte. Die Galle war meinen Hals hinauf gestiegen und hinterließ einen Ekel erregenden Nachgeschmack. Dumbledore hatte mir die meisten meiner Fragen beantwortet, auch wenn ich jetzt noch weniger aus ihnen schlau wurde. Nur eine einzige Frage blieb noch.
"Wer war das Mädchen?", fragte ich "das Mädchen unter der Kapuze?"
"Nun", sagte Dumbledore "diese Frage hatte ich bereits befürchtet. Es besteht keine Sicherheit, aber ich vermute, dass sie die Tochter von Hyacinth Grindlewald ist"

Sein Blick wurde für einige Momente leer, aber schnell hatte sich der Schulleiter von Hogwarts wieder gefangen.
Dumbledore erhob sich von seinem Stuhl und ließ den Namen Hyacinth Grindlewald einfach im Raum stehen.
"Nun", sagte er "ich denke wir sollten jetzt nach draußen gehen, damit wir das letzte Quidditschspiel dieser Saison nicht verpassen. Ich wette, dass Miss Bullstrode heute besser spielen wird als jemals zuvor, schließlich ist es ihr letzte Spiel in Hogwarts"
Und dann gingen wir uns Quidditsch ansehen.

Die verlorene Weasley ~Harry Potter ff~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt