Ich sitze mit einer Zigarette auf dem Boden und beobachte das Wesen, welches inzwischen auf alle viere gegangen ist und mit dem Händen über den Boden kratzt, um näher an mich heran zu kommen.
Ich nehme einen tiefen Zug und puste den Rauch in seine Richtung, bevor ich auf den glühenden Teil der kippe starre.
"Du hast mir so viel angetan! So unglaubliche Schmerzen verursacht!" spreche ich leise zu einem Mann, der nicht mehr er selbst ist und nicht wahrnehmen wird, was ich ihm zu sagen habe.
"Du hast soviel kaputt gemacht!" Tränen steigen in mir auf. "Ich habe dir nie etwas getan und trotzdem warst du ein wiederwertiges Schwein! Du hast Mom zerstört! Du hast einfach alles zerstört!" die Worte fallen mir schwer.
"Und obwohl du einzig und allein den Tod verdient hast, genieße ich es mehr, zu sehen, wie du in dieser Vorhölle fest steckst! Ich hoffe, dass tief in dir drin, etwas ist, was dich alles um dich herum wahrnehmen lässt! Ich hoffe du spürst die Schmerzen!"
Ich spüre, wie der Hass über mich herein bricht und suche in meiner nächsten Nähe nach einem Stein. Als ich einen finde, schließe ich meine Finger darum und stehe auf.
"Egal was ich getan habe! Es war nie gut genug! Mom hast du wie scheiße behandelt. Du hast sie noch mehr ruiniert nur für deine eigenen Interessen! Anstatt ihr zu helfen, hast du ihr noch mehr Alkohol gebracht, hast ihr dabei geholfen ihr H zu spritzen, wenn sie es selbst nicht mehr geschafft hat! Du bist der Teufel!" die Tränen fließen nun ungehindert meine Wangen hinab. Ich hebe meinen Arm in die Luft und schmeiße den Stein an seinen Kopf. Als er aufkommt, platz die Stelle auf. Hautfetzen hängen herab und entblößen das darunter liegende Fleisch. Nur wenige Tropfen der roten Flüssigkeit fließen aus der klaffenden Wunde, wo sie sofort gerinnen. Ich schluchze ungehemmt und starre auf den Boden. Den Todgeweihten scheint die Verletzung in Keinster Weiße wahrzunehmen.
"Ich Hasse dich! Ich HASSE DICH!" meine eigenen Worte klingeln in meinen Ohren nach und ich beiße mir auf die Unterlippe um nicht noch lauter zu brüllen.
Ich trete einen Schritt an den Todgeweihten heran.
"Und nenn mich gefälligst NIE wieder Bobby!" ich balle meine Hände zu Fäusten und schlage auf den Boden ein, nachdem ich mich hinunter gebeugt habe.Brian öffnete seine Augen. Er wirkt verschwitzt und keucht leise auf. Ich sitze mit dem Rücken gegen das Sofa gelehnt, auf dem Tommy noch immer friedlich schläft.
Schweigend steht der große auf und Tritt an uns heran, wo er Tommy auf den Arm schlägt.
"Wach schon auf man! Das ist doch unglaublich!"
Tommy setzte sich erschrocken auf. "Was zur? Alter! Was soll denn der scheiß!" faucht er Brian an.
"Jetzt steh schon auf! Wir haben heute noch einiges zu tun!" der braunhaarige ignoriert die Worte seines kleineren Freundes.
"Wartet!" meine ich schnell, während Tommy sich richtig hinsetzt. Beide schauen mich fragend an.
"I... Ich habe nach gedacht!" murmele ich. "Ihr müsst mir unbedingt sagen, was ihr auf dem Weg hierher alles beobachtet habt!"
Tommy runzelt die Stirn. "Du meinst die vielen Todgeweihten, die auf unschuldige Menschen los gegangen sind?"
"Nein! Ich meine... Wann haben sie eure Anwesenheit bemerkt? Waren sie Nachts genau so aktiv wie am Tag? Haben sie euch da genau so schnell entdeckt?"
Wieder sehen sich die zwei an. Brian wirkt nachdenklich. Ich rutsche Näher an den Couchtisch, auf dem ich bereits ein älteres Notizbuch, mit eingeknickten Seiten vorbereitet hatte, ebenso einen Stift, mit dem man noch schreiben konnte, ohne das Papier zu zerreißen.
"Jetzt wo du es sagst!" meint Tommy, während er zu überlegen scheint. "Sie haben uns eigentlich erst bemerkt, wenn wir in ihrem direkten Sichtfeld waren! Nachts waren wir nur selten unterwegs! Meistens haben wir uns versteckt! Aber als es einmal Stockdunkel war, wir nichts sicheres zum pennen gefunden hatten und gezwungen waren, weiter zu gehen, bog Brian um eine Ecke. Dort standen zwei Todgeweihte der Stufe drei. Sie schienen durchaus bemerkt zu haben das sich jemand in ihrer Nähe aufhält, aber nicht wer oder was!" Er schaut nach oben. "Sie sind im dunkeln auch nicht so aktiv gewesen! Sie sind langsamer oder gar nicht herum gelaufen!"
"Es ist also, als ob ihre Augen sich nicht so wie unsere an ihre dunkle Umgebung anpassen können." Denke ich laut nach.
"Ja! Und manchmal schien es so, als hätten sie schon lange niemanden mehr gesehen, der kein Todgeweihter war! Da standen sogar die aggressiven nur herum. Man konnte sie dann kaum noch von den Stillen unterscheiden." ergänzt Brian.
Ich schreibe alles mit, was sie mir mitteilen.
"Ja, Alter! Wir mussten mal über ein Feld, dass direkt an einem Dorf angegrenzte! Wir dachten, die vier Todgeweihten wären alle von den friedlichen, weil sie einfach nur da standen. Also gingen wir weiter. Wir wollten leise an ihnen vorbei gehen und als wir sie fast hinter und gelassen hatten und am letzten vorbei mussten, begann dieser plötzlich wie wild zu schreien und rannte mit seinem Hammer auf uns zu. Brian hat es geschafft ihm seinem Stock über den Schädel zu ziehen. Das Arschloch fiel hin und hat uns somit die Zeit verschafft die wir brauchten!"
Ich schaue auf, nachdem ich fertig geschrieben habe, was ich gerade zu hören bekommen habe. "Fällt euch sonst noch was ein? Jedes Detail, egal wie unwichtig es euch erscheint, könnte hilfreich sein!" sage ich.
Tommy schüttelt den Kopf. "Nein! Sorry Alter! Mir fällt sonst nichts mehr ein!" Brian nickt zustimmend. Ich seufzte.
"Ist nicht gerade viel!" gebe ich zu bedenken.
"Warum schreibst du das auf?" fragt Tommy.
Ich drehe mich zu ihm um. "Alles was wir über unsere Feinde erfahren können, kann uns vielleicht dabei helfen zu überleben! Wir brauchen dringendst eine Strategie! Draußen genau wie hier drinnen, wird es jeden Tag kälter! Bald hat uns der Winter mit all seiner kälte erreicht! Es war hier wegen der schlechten Dämmung schon vorher kalt, aber jetzt könnte es unseren Tod bedeuten! Wir brauchen Essen, Waffen und Medizin! Wir müssen wissen, ob wir ihnen irgendwie aus dem Weg gehen können!"
Ich schaue auch zu Brian, der nun dran ist, seine Stirn in falten zu legen.
"Wenn du erst seit ein paar Monaten hier wohnst, woher weißt du dann, wie kalt es hier im Winter wird?"
Mein Herz fühlt sich so schwer an, dass es mich droht zu Boden zu reißen.
Ich könnte mich für diesen erneuten und dämlichen Fehler Ohrfeigen.
"Bill hat mir das erzählt!" versuche ich mich aus der Situation heraus zu reden.
Ich sehe schnell wieder zu Brian. Sein Blick verrät mir nicht viel. Er scheint mir meine Worte nicht ganz abzunehmen, ist sich aber wohl auch nicht sicher, ob er mich bei einer weiteren Lüge erwischt hat.
Er schmeißt seine Hände in die Luft. "Wie auch immer! Da Jeff recht hat müssen wir heute wirklich was leisten! Wir müssen voran kommen!"
Tommy legt sich seine Hand auf den Magen. "Ich hab so Hunger, Alter! Was würde ich nicht für ein schönes Sandwich machen!" Er scheint es mehr zu sich selbst als an uns gerichtet zu sagen.
"Ich will einfach nicht mehr!" Nölt der kleine.
"Wir haben für heute etwas zu essen!" sagt Brian seinem blonden Freund. "Aber erst müssen wir ein bisschen Hand anlegen!" sagt er weiter.
Tommy grinst breit und beginnt zu lachen. "Achja? Woran willst du denn Hand anlegen?" Sein grinsen wird noch etwas breiter. "Das tut doch irgendwann weh, wenn du den ganzen Tag Hand anlegst!" er bringt noch mehr dumme Wortwitze, während sein Freund die Augen verdreht. Mich bringen sie hingegen zum grinsen. Es fühlte sich schön an mit anderen rum zu blödeln, auch wenn ich nichts direkt integriert bin.
"Willst du auch, dass wir gegenseitig Hand anlegen?" grölt der blonde. Schlagartig schweigt er. "Moment! Nein! Ihr wisst schon was ich meine!"
Dieses mal lache ich leicht auf.
"Ja! Schon klar dass du das witzig findest!" Tommy tut beleidigt, ich schüttle lachend den Kopf. Da er nichts von dem gestrigen Gespräch zwischen Brian und mir weiß, kann er wohl auch nicht verstehen, wieso ich so darauf reagiere.
Brians Wangen röten sich.
"Ist doch gut jetzt! Ihr beiden seid so verdammt kindisch! Von dir kenne ich das ja, aber du Jeff! Ehrlich man!?"
Ich blickte ihn kurz betreten an. "Tut mir leid!" sage ich und fühle mich plötzlich wieder schlecht.
"Dass hat er doch gar nicht ernst gemeint!" versucht Tommy mich zu beruhigen. "Also echt! Erkennst du nicht einmal Ironie?" Ich beiße mir wieder auf die Unterlippe.
"Aber schön zu sehen, dass du langsam aber sicher aus dir raus kommst! Und... du wirkst ja fast so, als könntest du noch richtig mutig werden." Tommy zwinkert mit zwischen seinen Worten zu.
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Moribund - They are Already Dead
TerrorGeschichte ist ab 18 Jahren geeignet. Als wäre das Leben eines jungen Menschen nicht schon stressig genug und als würde familiärer Stress den jungen Jeffrey nicht schon genug auf Trapp halten, bricht plötzlich eine unbekannte Krankheit über die Wel...