Ich öffne meine Augen und versuche sie direkt wieder zu schließen, als das grelle Sonnenlicht durch das Wohnzimmerfenster direkt auf mein Gesicht strahlt. Ich muss laut Husten und setzte mich auf. Tommy steht in der Küche und versucht etwas aus den Resten von gestern zu zaubern, ohne eine weitere Dose öffnen zu müssen.
Ich schaue hinüber zu Brian, der Tommy zusieht, ehe er sein Gesicht zu mir wendet und leicht lächelt.
"Gut geschlafen?" fragt er.
Ich nicke vorsichtig. "Besser als die letzten Tage!" gebe ich zurück.
Ich erhebe mich. Ich versuche heimlich an mir zu riechen und merke dass meine Klamotten beginnen richtig übel zu riechen. Seit der Anwesenheit der beiden habe ich nichts davon gewaschen. Andererseits sah es bei den beiden nicht anders aus.
Es ist interessant zu sehen, wie sehr sich alte Gewohnheiten und Prioritäten sich verschieben können.
Ich bewege mich in das Badezimmer, hole mit einer Schüssel Wasser aus den Fässern und bringe es in die Küche um es abzukochen. Mit dem kleinen Gaskocher benötigt das zwar etwas mehr Zeit aber immer noch besser als sich irgendwelche Keime einzufangen.
Ich stelle die Metallene Schüssel neben Tommys Kochversuch ab und warte darauf, das der Kocher frei wird, lehne mich solange gegen die Arbeitsplatte.
Ich fahre mir mit den Händen übers Gesicht und blicke nachdenklich in den Raum.
"Wir haben zwar gestern einen großen Schritt geschafft, aber wenn wir nicht langsam aber sicher mehr Nahrung und auch andere wichtige Dinge besorgen bringt uns das herzlich wenig!" Brian spricht in den Raum, sieht dabei aber nicht zu uns rüber. Ich kann seinen Worten nur zustimmen.
"Vielleicht könnten wir uns ja nachts nach unten in Richtung Stadt bewegen. Ich meine, wir müssen ja nicht direkt dorthin, der Vorort hier dürfte doch reichen um ein paar Dinge zu finden, oder nicht?" spricht Tommy in Richtung Topf.
Wir alle werden langsam Mutlos, dass liegt förmlich in der Luft.
"Wir sollten heute noch schauen, was sich hier erledigen lässt und dann darüber nachdenken, wir wir am besten weiter vor gehen! Aber du hast recht! Früher oder später wird uns nichts anderes übrig bleiben! Und ich weiß ja nicht wie's euch damit geht, aber ich will lieber dort runter, solange wir noch kraft haben!" bestätigt Brian Tommy's Idee.
Mir missfällt der Gedanke, doch damit bin ich wohl nicht alleine.
Ein seltsamen, fernes Geräusch reißt uns aus unseren Gedanken. Ich springe über die Sofalehne und begebe mich zum Fenster um nach draußen zu schauen, kann von hier aus jedoch nichts erkennen.
"Was ist das?" fragt Tommy dennoch. Auch Brian schaut mich Hoffnungsvoll an.
Ich zucke mit den Schultern. "Ich kanns nicht sagen! Ich erkenne nichts!"
"Klingt... wie ein... Motorrad? Ein Flugzeug? Ein Hubschrauber?" Tommy sieht zu Brian.
Es wäre möglich, doch es ist einfach zu weit entfernt um dies mit Bestimmtheit zu sagen.
Als Brian gerade aufsteht, seine Schuhe anzieht und zur Tür laufen möchte, verschwindet das Geräusch wieder.
"Fuck!" Sein Ausruf lässt und beide zusammen zucken. Tommy legt schnell den Finger an seine Lippen.
"Ach! Als ob die dreckigen Hurrensöhne da unten uns hier drin hören könnten! Die kommen höchstens hier her, wenn sie sich versehentlich verirren!" Schnauzt der braunhaarige weiter.
Tommy schweigt und nimmt den Topf runter und stellt Netterweiße meine Schüssel direkt hinterher.
Brian wischt sich derweil mit einem Finger durch sein Auge. Er wirkt angestrengt und genervt.
"Vielleicht waren das andere Überlebende!" zischt er enttäuscht.
"Vielleicht ist auch nur weit entfernt was explodiert! Kann doch auch sein!" Versucht der kleinere seinen Kumpel zu beruhigen und holt während dessen drei Teller heraus.
Während er das Essen sowie das Geschirr zum Wohnzimmertisch bringt, sieht er mich an.
"Boa, Alter! Du glaubst gar nicht was ich für eine schöne, warme Dusche geben würde!" Er grinst.
Ich ziehe die Augenbrauen empor, lächle und nicke dabei. "Ja! Das wäre was feines!"Die morgen Wäsche fällt einen weiteren Tagen klein aus. Ich warte, bis die anderen beiden fertig sind, bevor ich mich selbst über das Wasser her mache. Inzwischen ist es längst wieder kalt, doch es tut meinen geschwollenen und Wunden Knöcheln mehr als gut. Da mein Gesicht und andere Teile meines Körpers bereits gewaschen sind, macht mir das verkrustete Blut im Wasser nichts aus und ich schütte es aus dem Fenster auf den Rasen.
Ich begebe mich zurück und bleibe im Türrahmen stehen.
"Was hast du für heute geplant?" Frage ich Richtung Brian.
"Keine Ahnung man! Vielleicht sollten wir mal den Müllberg durchsuchen und schauen, ob es was brauchbares gibt. Und wir sollten schauen welche Werkzeuge man zu Waffen umfunktionieren kann. Wir brauchen besseres, als diese stumpfen Messerchen! Wenn wir uns mit den Todgeweihten anlegen müssen, möchte ich sie nicht nochmal so Nah an mich ran lassen!" er wirkt entschlossen.
"Du hast also ein Problem damit, wenn ich ein Tier töte und Ausnehme aber nicht damit einen Menschen zu töten!?" Ich schaue ihm frech entgegen.
"Leck mich Arschloch!" Es klingt nicht wirklich ernst gemeint.
Nachdem wir alle unsere Schuhe und die beiden sich ihre Jacken angezogen haben, gehen wir durch die Garage in den hinteren Teil des Gartens, direkt auf den Todgeweihten zu.
"Bin wirklich gespannt ob es stimmt, was du uns da erzählt hast!" sagt Tommy enthusiastischer als er sollte.
"Wieso sollte ich in dieser Sache lügen?" frage ich gekränkt.
"Ich weiß, ich weiß! Aber du musst uns schon verstehen! Ein todgeweihter, der klare Sätze spricht klingt einfach unglaubwürdig." gibt Tommy mir zu bedenken.
Ich brumme leise.
Das gefangene Monster scheint uns zu bemerken und reist seinen Oberkörper herum. Er lässt einen Schrei los, der schon fast in den Ohren schmerzt.
So wie ich die letzten beiden Nächte, lasse ich die beiden in sicherer Entfernung stehen. Ich mache zwei Schritte auf den Mann vor mir zu.
"Na komm schon du Arschloch! Sei nur einmal in deinem Leben nützlich!" flüstere ich dem neuen Bill leise zu. Er faucht mich wütend an und versucht mich zu erwischen, indem er seine Arme noch weiter nach mir ausstreckt.
"Wisst ihr, an was mich die ganze Scheiße hier erinnert?" fragt Tommy in die Umgebung hinein. Erschrocken drehe ich mich zu ihm um und schaue ihn entgeistert an.
"Die ganzen Games! Boa Fuck! Ich habe nichts mehr geliebt als zu zocken!" redet der kleine unbekümmert weiter. "Jedenfalls erinnert mich das hier irgendwie an die ganzen Zombie spiele!"
"Ehrlich? Genau das hier?" Fragt Brian mit einem seichten grinsen im Gesicht.
"Ja! Keine Ahnung wieso! Ich weiß, sie sind nicht wie die Zombies in Spielen oder Filmen! Aber die Szene hat was davon!"
Ich lehne meinen Kopf leicht nach vorne und schüttle ungläubig den Kopf.
"Dein scheiß ernst?" frage ich ihn, der darauf breit grinst und einmal stark auf nickt.
Ich bemerke, wie sich hinter meinem Rücken etwas tut und drehe mich schnell wieder um, und schiele auf meine Uhr.
Der Todgeweihte geht zurück und stellt sich aufrecht hin. Sein Blick wirkt für einen Moment verwirrt, ehe er mich genau ansieht.
Ein breites grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. "Hallo Bobby!" seine Worte triefen vor Boshaftigkeit. "Was machst du hier?" er blickt an sich hinunter, während ich auf meine Uhr schaue. Elf, zwölf... Ich zähle in meinem Kopf die Sekunden.
"Was hast du mieser Wixxer mit mir gemacht?" Brüllt er mir entgegen und versucht mich ebenfalls zu erwischen.
Fünfzehn, sechszehn... "Wenn ich dich erwische du..." Seine Worte werden lallend und der Ausdruck in seinen Augen fällt zu einer noch größeren Dämlichkeit zurück, als sie sonst haben.
"Zwanzig!" spreche ich laut aus und beobachte das Wesen dabei, wie es wieder in seine gänzliche Wildheit zurück fällt.
Ich drehe mich freudestrahlend um, damit ich in verdutzte und entsetzte Gesichter schauen kann.
"Das kann doch gar nicht sein!" Findet Brian seine Stimme als erstes wieder. "Wie kann das möglich sein?" fragt er nach.
"Ich habe ganz ehrlich keine Ahnung! Ich kann mir keinen Reim darauf machen aber es ist absolut faszinierend! Es scheint aber wirklich nur bei Leuten zu klappen, zu denen sie einen tieferen Bezug hatten!" sage ich stolz bewiesen zu haben, dass zumindest diese Aussage keine Lüge war.
Tommy hat seine Fassung noch nicht zurück und steht mit offenem Mund da. Als Brian ebenso wie ich erkennt was der kleine gleich vor hat, hält er ihm schnell den Mund zu. Sein schrei dringt zwar gedämpft aber immer noch laut durch Brians Finger.
"Pssst! Komm schon! Es ist okay! Bring ihn rein!" Tommy's Brust hebt und senkt sich schnell und ich bin besorgt, dass er gleich Überventilieren würde.
Brian schaut noch einen Augenblick zu dem Todgeweihten, senkt seinen Kopf und als er wieder zu mir blickt, wirken seine Augen Misstrauisch.
Ich helfe Tommy beim laufen, der ziemlich wackelig auf den Beinen zu sein scheint. Er krallt sich immer wieder an meinem Arm fest um nicht zusammen zu klappen.
Wir gehen durch die Garage und ich helfe ihm, sich auf das Sofa zu setzten.
"Wieso hat er dich Bobby genannt?" Er hebt seinen Kopf und seine Augen treffen meine. Seine Frage lässt meinen Körper schütteln.
"Bobby ist mein Zweitname. Dad wollte, dass ich Bobby heiße aber Mom hat sich mit Jeffrey durch gesetzt, als wurde ich einfach Jeffrey Bobby getauft. Dad hat mich immer so genannt und um mich zu ärgern hat Bill das in gewissen Momenten nach gemacht. Er wusste wieviel mehr er mich damit verletzten konnte, als er es sowieso schon mit seinen Handlungen getan hat!" Ich weiche während dem letzten Teil seinen Augen aus. Tommy runzelt die Stirn.
"Er klingt wie ein richtig widerlicher Kerl!"
"Glaub mir! Das war er auch!"
Wir hören, wie Brian die hintere Türe schließt und mit schweren Schritten auf uns zu kommt. Ohne die zweite Türe hinter sich zu schließen, begibt er sich zu dem Sessel auf dem er immer sitzt.
"Du solltest ein neues Tuch um deine Hand machen, Jeff! Nicht dass sich die Wunden entzünden!" Er schaut mich mit einem Blick an, den ich nicht wirklich entschlüsseln kann.
Dennoch muss ich ihm zustimmen und wende mich von Tommy ab um ins Bad zu gehen. Da ich sowieso aufs Klo muss, schließe ich die Türe hinter mir ab.
Ich hole den alten und rostigen Eimer aus der Badewanne, der als unser vorläufiges Klo dient.
Ich suche in dem Badezimmerschrank nach einem frischen Handtuch und wickel das alte erneut von meiner Hand ab um sie mit Desinfektionsmittel zu übergießen und neu zu umwickeln, ehe ich zu den beiden zurück kehre.
Die beiden sitzen schweigend da. Tommy ringt sich ein lächeln ab, als er sich mit seinem Oberkörper zu mir umdreht.
Irgendwas ist nicht in Ordnung.
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Moribund - They are Already Dead
TerrorGeschichte ist ab 18 Jahren geeignet. Als wäre das Leben eines jungen Menschen nicht schon stressig genug und als würde familiärer Stress den jungen Jeffrey nicht schon genug auf Trapp halten, bricht plötzlich eine unbekannte Krankheit über die Wel...