Das erste Treffen

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Ich zittere und bin mir sicher dass es nun vorbei mit mir ist, doch im letzten Moment springt Katze plötzlich hinter der Ecke der Garage hervor, um die ich zuvor gerannt war. Katze fauchte laut auf und der Todgeweihte beginnt in seine Richtung zu sprinten ohne sich weiterhin für das andere Geräusch zu interessieren.
Ich wage es nicht mich zu bewegen, trotz all der Angst die ich um den Kater habe. Ich schaffe es nicht, aus meiner Starre zu kommen.

Ich verweile in dem schlechten Versteck.
Erst als es langsam in Richtung Mittag geht traue ich mich aus dem Gebüsch zu spähen.
Vorsichtig krieche ich hervor, versuche dabei keinen zu großen Krach zu machen, was mit all den knackenden Ästen kaum machbar ist.
Ich beschließe, das Grundstück über die andere Seite zu durchqueren und so zur Haustüre zurück zu kommen.
Langsam schleiche ich vom Haus weg, an den Rand des größeren Grundstücks, welches am hinteren Rand von einem verrosteten Zaun umgeben ist, an dem eine Hecke weit nach oben gewachsen ist und sich durch die Maschen gebogen hat. Dies sorgt inzwischen dafür, dass sich der Zaun unter dem Gewicht biegt.
An der Hecke entlangschleichend versuche ich gen Boden geduckt um die nächste Ecke zu blicken.
Die Schwierigkeit an diesem Unterfangen ist jedoch, dass direkt an der äußeren Schlafzimmerwand ein alter Container steht, um den herum einiges an Müll verteilt liegt, der von einfachen Tüten bis zu großen Kühlschränken und anderen Geräten reicht. Hier hat sich somit ein größerer Müllberg angehäuft, der die Sicht auf alles was sich um diese Ecke befindet verschlechtert.
Das Herz rutscht mir in die Hose, bei dem Wissen, noch weiter gehen zu müssen und dabei entweder den Müll zu übersteigen, der einiges an Krach machen würde, oder auch diesen zu umgehen, was allerdings dazu führen würde, dass ich sichtbar werden würde, da direkt hinter dem privaten Müllberg ein kleiner abfallender Hügel auf mich wartete, der zum Nachbarshaus führt und nicht umzäunt ist. Jedenfalls stand vom früheren Zaun längst nichts mehr. Würden dort unten also mehrere Todgeweihte der Stufe 3 warten, hätte ich ein großes Problem. Doch dank meiner lähmenden Angst entschied ich mich nicht den einfacheren, angenehmeren Weg zu nehmen.

Ich entscheide mich also, den langsameren, schwereren sowie lauteren, dafür aber weniger sichtbaren Weg zu nehmen.
Gerade, als ich die Hälfte des Mülls durchquert habe, muss ich inne halten. Ich spüre, wie mein Herzschlag wieder in die Höhe treibt, als ich ihn sehe.
Der Todgeweihte kommt aus Richtung der Straße und bleibt stehen als er mich erblickt. Natürlich muss er mich sehen! Ich verfluche dieses Monster innerlich.
Ich presse beide Hände auf meinen Mund um den aufkommenden Schrei zu unterdrücken. Doch es hilft nichts mehr, ich vermeide wohl aber wenigstens noch mehr von ihnen anzulocken.
Dieser hier hat mich jedoch bereits als seine Beute gekennzeichnet und beginnt auf mich zuzustürmen. Ohne weiter auf den Geräuschpegel zu achten, versuche ich über das unwegsame Gelände zu sprinten.
Gerade als ich denke ich habe es geschafft, bleibe ich an etwas hartem hängen, stoße mir das Bein und fliege auf den Boden.
Das Ungetüm, das den Boden unter sich nicht fürchtet und trotz mehrmaligen stolpern sofort wieder hoch kommt, rast wütend auf mich zu, nur um sich auf mich zu schmeißen, in dem Moment als es mich erreicht.
Nach Atem ringend versuche ich dem Messer in seiner rechten Hand zu entkommen, dass er in mich zu schlagen versucht, während er mit seinem gesamten Gewicht auf meinen abwehrenden Armen liegt. Nur mit großer Anstrengung kann ich seine Hände mit dem Inhalt darin, von mir fernhalten, doch ich spüre, wie meine Kraft jede Sekunde weiter schwindet.
Eine Träne läuft mir aus dem Auge und ich bin gewillt, seiner unbändigen Kraft einfach nach zu geben, es einfach geschehen zu lassen und den Tod, den ich mir doch eigentlich so oft herbei gesehnt hatte, über mich kommen zu lassen.
Ich schließe beide Augen und gebe meinen schwächelnden Armen langsam nach.

Ich höre einen dumpfen Schlag, knackende Knochen. Einen solchen, den ich und viele anderen in den letzten Monaten bereits einige Male gehört hatten. Diese Art von dumpfen Geräusch, wenn ein stumpfes Werkzeug mit aller Kraft gegen den Schädelknochen eines Menschen geschlagen wird.
Ich warte auf diel einsetzenden Schmerzen oder die daraus resultierende Ohnmacht.
Doch keines der beiden Dinge setzt ein.
Vorsichtig öffne ich das linke Auge.
Erschrocken richte ich meinen Oberkörper blitzartig auf nur um in zwei unbekannte Gesichter zu blicken.
Zu sehen bekomme ich zwei Jungen ungefähr in meinem Alter, den Gesichtern nach. Der eine ist blond, mit einer kurzen, wuscheligen Frisur, recht klein für sein Alter, von dünner Statur aber für Mädels mit Sicherheit nicht uninteressant.
Der andere ist das genaue Gegenteil. Er ist recht groß gebaut und wirkt, zumindest was sein T-Shirt erkennen lässt, recht muskulös. Er hat dunkelbraunes Haar, von dem eine Strähne in sein Gesicht hängt. Seine Frisur lässt mich an einen Rocker auf großer Bühne denken, bei dem die Mädels ohnmächtig werden, während sie um seine Aufmerksamkeit brüllen.
Der kleinere der beiden hält mir seine Hand entgegen und lächelt breit.
"Alles klar bei dir?"
Ich öffne den Mund, bekomme aber keinen Ton heraus. Der große schaut sich um, ehe er auf mich herab blickt.
"Beweg dich! Nicht dass du noch mehr anlockst!"
Die ausgestreckte Hand ignorierend versuche ich meinen Körper aufzurichten, ohne dem toten Körper zu nahe zu kommen. Ich schaue mir seinen Kopf genauer an. Eine große, offene Wunde zeigt sich, aus der kaum Blut fließt. Das wenige Blut, dass seinen Kopf verlässt, ist dickflüssiger als es sein dürfte und wirkt stark verklumpt. Wie können sich diese Wesen überhaupt bewegen, wenn solches Blut durch ihre Venen läuft? Sein Gesicht liegt auf dem Boden und er bewegt sich nicht. Ich stoße mich vom Boden ab, richte mich auf und klopfe mir dann den Dreck ab.
"Ein Danke hätt's auch getan!" Etwas angewiedert blickt er mich durch seine braune Strähne an.
"Dankeschön!" Murmel ich leise in Richtung Boden.
Dennoch sehe ich aus den Augenwinkeln, wie er seine Nase rümpft.
"Hast du nen sicheren Ort?" fragt er gerade heraus.
Als ich nicht reagiere und Gedankenverloren hinter mich blicke, packt er mich an meinen kurzen Haar und reist mein Gesicht in seine Richtung.
"Hey! Bist du dumm, taub oder stumm!" Er wird wütend.
"Komm schon, Alter! Lass ihn! Er ist bestimmt noch geschockt!" Meinte der kleine gelassen.

Ich reise mich aus seinem Griff und laufe den Weg über die Garage zurück der am sichersten ist und keine weiteren Todgeweihten auf mich aufmerksam machen würde. Es war nur zu hoffen, dass die Schreie des Monsters keine weiteren anlocken würden.
Mit kurzer Distanz folgen die beiden mir. Ich kann ihre Schritte nah hinter meinem Rücken hören, welche mir ein äußerst schlechtes Gefühl mit auf dem Weg geben.
Ich drehe mich um, woraufhin die beiden abrupt stehen bleiben.
Mit dem Blick starr auf ihre Schuhe gerichtet nuschel ich leise in mein Shirt hinein, dass sie mir weiter folgen sollen, obwohl mir durchaus klar war, dass sie dies auch ohne meine Worte tun würden.
Ich führe die beiden um die Garage bis zur Haustüre.
Während ich diese aufschließe, habe ich das Gefühl, dass sie mich anstarren.
"Ist dumm die Türe abzuschließen! Was wenn du plötzlich wieder rein musst!" Brummt der große leise.
Ich drehe mich um, mit zusammen gezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an. "Ist es denn besser, wenn sie wissen wo ich bin?" Flüsterte ich kleinlaut und lege dabei den Kopf ein wenig schief. Er zieht die Augenbrauen zusammen, was ihn wütender wirken lässt, als zuvor, während er den Kopf schüttelt.
"Depp!" Motzt er vor sich hin.
Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, wie der kleine ihm seinen Ellbogen in die Seite rammt.
Ich betrete das Haus und lasse die Tür für die beiden offen, ohne ihnen auch nur einen weiteren Blick zu würdigen.
"Hör auf, Alter! Immerhin lässt er uns zu sich rein!" Flüstert der kleine.
"Na und? Ohne uns wäre er gar nicht mehr am Leben!"
Ich ignoriere die Worte des großen.
Ich blicke mich nach dem Kater um und muss verzweifelt feststellen, dass er nicht im Haus ist. Ich kann nur hoffen, dass er dem Todgeweihten entkommen konnte.
Frustriert lasse ich mich auf das Sofa fallen und warte, bis ich die Türe ins Schloss fallen höre.

Die beiden Jungs stellen sich vor mich, nachdem sie mir in das kleine Wohnzimmer gefolgt sind und versuchen dabei nicht über den Couchtisch zu stolpern.
Ich versuche, ihren Blicken auszuweichen, kann aber dennoch sehen, dass der Große nicht viel von mir hält.
Der kleine hingegen hält mir seine Hand ein weiteres Mal entgegen. Ich schaue sie an. Sie ist voller Schmutz, so wie der Rest von ihm und seinen Klamotten. Die beiden mussten seit Tagen unterwegs sein, wenn nicht länger.
Er lächelt "Ich bin Tommy! Und mein mürrischer Freund hier, das ist Brian! Er ist eigentlich gar nicht so, wie er jetzt wirkt! Er ist kann auch freundlich sein!" Sein Lächeln wird breiter und geht in ein freches Grinsen über, während er nicht daran denkt, seine Hand zurück zu ziehen.
Schweren Herzens, lege ich meine Fingerkuppen in seine Finger, die er daraufhin aufgeregt schüttelt.
"Ich bin Jeff!" Flüsterte ich schüchtern und versuche meine Finger wieder gänzlich für mich allein zu bekommen...

Moribund - They are Already DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt