17. Alte Tradition

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3rd person pov.

Ungeduldig lief Louis die Straßen auf dem Weg zu Harrys Haus entlang. Draußen war es in den letzten Tagen immer kälter geworden und auch die Tage vor Weihnachten konnte man an zwei Händen abzählen.

Es schneite zwar noch nicht, aber die Straßen waren noch nass vom vorher gefallenen Regen. Der Himmel war von grauen Wolken bedeckt und schon den ganzen Tag schien es überhaupt nicht heller zu werden.

Als er endlich vor Harrys Haustür stand, atmete er tief durch, ehe er aufgeregt auf die Klingel drückte. Das letzte Mal, als er hier gewesen war, hatte er in Anwesenheit Harrys Mutter gesagt, dass er noch nie Bratäpfel gemacht hatte. So schockiert wie an diesem Tag hatte er sie noch nie vorher gesehen, schließlich gehörte es wohl zu ihrer Art Tradition. Also hatte sie ihn daraufhin ganz herzlich dazu eingeladen mal welche zu machen und jetzt stand er hier und hatte keine Ahnung was auf ihn zukommen würde.

Als Harry mit einem breiten Lächeln die Tür öffnete und ihn dann herein bat, wurde Louis augenblicklich wärmer. Er zog seine Jacke und seine Schuhe aus, als Harrys Mutter ihn ebenfalls lächelnd aus der Küche begrüßte.

,,So ich habe euch alles bereit gestellt", lächelte sie, ,,Ich werde dann mal einkaufen gehen."

Kaum hatte Louis die Küche betreten, hatte sie sich bereits ihren Mantel übergezogen und war zur Tür hinaus verschwunden.

,,Oha...", murmelte Louis leise, als er all die Zutaten auf der Arbeitsplatte sah, von denen er überhaupt keine Ahnung hatte wie er sie verwenden sollte.

,,Und du hast wirklich noch nie Bratäpfel gemacht?", fragte Harry mit dem gleichen ungläubigen Ton wie seine Mutter, während er seine Hände wusch.
Bestätigend schüttelte Louis seinen Kopf, ehe er sich nach Harry ebenfalls seine immer noch kalten Hände wusch.

,,Na dann...", grinste Harry, der das Rezept über all die Jahre hinweg schon auswendig konnte, ,,als erstes müssen wir die Äpfel schneiden und dann aushöhlen."
Harry drückte Louis eines der Messer in die Hand, wobei sich ihre Hände ganz beiläufig berührten.

,,Ist dir kalt?", fragte Harry, als er seine Finger um Louis' kalte Hand legte und sie versuchte ein wenig warm zu rubbeln.
Gleich nicht mehr, dachte sich Louis antwortete aber nur: ,,Draußen war es ein bisschen kühler, als ich gedacht habe."

Nachdem Harry dann seine Hand wieder losgelassen hatte, fingen sie an den Deckel der Äpfel abzuschneiden. Louis vergewisserte sich einige Male bei Harry, damit er auch nicht zu viel abschneiden würde.
Die Deckel legten sie beiseite, denn die würden sie ja später noch brauchen.

,,Und jetzt...", erklärte Harry weiter, ,,müssen wie sie aushöhlen, aber nicht so viel, sonst bricht uns der Rand kaputt."
Er gab Louis einen der Löffel, die er gerade aus der Schublade geholt hatte, ehe sie anfingen das Innere des Apfels irgendwie auszuhöhlen.
Während Harry es mit einer Leichtigkeit tat, tat sich Louis noch ein wenig schwer, was auch bei Harry nicht unbemerkt blieb, als er einen Blick zu Louis warf.

,,Ich glaube es ist leichter, wenn du ihn so hältst", murmelte er, während er seinen eigenen Apfel hin legte und seine Hände um Louis' legte, um ihm zu zeigen, wie es besser klappen würde.
Nur konnte sich dieser daraufhin nur noch weniger konzentrieren, aber er versuchte sein bestes.

Unsicher machte Louis danach mit schnellklopfendem Herzen weiter und wenig später hatten sie alle Äpfel fertig ausgehöhlt.
Harry stellte sie in eine Auflaufform, ehe er Louis einen kleinen Topf in die Hand drückte.
,,Jetzt machen wir die Füllung...", erklärte er weiter.

Louis stand gespannt neben ihm, während Harry genau die Richtige Menge an Butter in den Topf gab. Da sie vorher schon eine Weile außerhalb des Kühlschranks gestanden hatte, dauerte es auch nicht allzu lange bis sie flüssig wurde und sie die Mandeln hinzugeben konnten.

,,Hier", sagte Harry, als er Louis den Löffel in die Hand drückte, um die anderen Zutaten dazuzugeben, ,,Lass es nicht anbrennen."
Dabei streifte seine Hand, natürlich wieder ganz beiläufig, Louis'. Und dennoch reichte es, damit er vergaß was er eigentlich machen sollte.

Langsam rührte er in der Masse herum, während der Zucker, den Harry zuvor mit dem Honig ebenfalls in den Topf gegeben hatte, kristallisierte und er sich mal wieder viel zu viele Gedanken machte.

Harry schüttete die Rosinen und den Zimt zu den anderen Zutaten in den Topf, während Louis die immer fester werdende Masse weiter umrührte.
Wenig später nahm Harry Louis den Topf und den Löffel aus der Hand und schüttete dann alles in eine Schüssel.
Als es nicht mehr kochend heiß war, fing er an die Masse mit seinen Fingern zu kneten.

,,Du kannst schonmal den Marzipan klein reißen", gab Harry Louis dann die nächste Anweisung.
Dieser nahm sich den mittlerweile ebenfalls etwas weichen Marzipan und legte immer mal wieder kleine Stückchen in Harrys Hände, während dieser die Masse weiter knetete.

Wenig später sagte er dann: ,,So jetzt können wir es auf die Äpfel aufteilen."
Er drückte den halben Klumpen Louis in die Hände und wenig später standen sie still neben einander und drückten die Masse in die Äpfel.

Als alles aufgeteilt war, schüttete Harry den übrigen Saft über die Äpfel und stellte dann einen weiteren Topf auf, in dem er Orangen-, Zitronensaft und Zucker erhitzte.
Louis schüttete den Saft wenig später dann ebenfalls über die Äpfel, ehe sie sie in den Ofen schoben.

In der ganzen Küche roch es bereits nach Weihnachten, bevor Harry auch nur den Ofen angemacht hatte.
Während sie im Ofen waren, räumten Louis und Harry in der Zwischenzeit die Küche ein wenig auf und spülten die Töpfe.
Zwischendurch kam Harrys Mutter noch vom Einkaufen wieder und ihr fiel ebenfalls der unwiderstehliche weihnachtliche Duft auf, der in der Luft lag.

Kurz bevor die Äpfel fertig waren, öffneten sie den Ofen, um die Deckel auf die Äpfel zu legen.
,,Pass auf, dass du dich nicht verbrennst", meinte Harry nur, als es bereits zu spät war.
Fluchend hielt Louis seinen Finger unter den Wasserhahn, während Harry sich besorgt neben ihm stellte und seine Mutter dafür behutsam die Deckel auf die Äpfel legte.
Die Stelle an Louis' Finger wurde zwar rot, aber durch das kalte Wasser tat sie zumindest nicht ganz so weh.

Nachdem der Ofen piepte und sie die Äpfel kurz abkühlen ließen, servierten sie sie auf kleinen Tellern und wenig später saßen sie dann zu dritt am Tisch.
Gespannt nahmen sie den ersten Bissen.

Anerkennend nickte Harrys Mutter dann, ehe sie sagte: ,,Wow, nächstes Jahr könnte ihr sie ja ganz alleine machen. Schließlich ist es immer gut einen Freund zu haben, der kochen kann, nicht wahr?", lachte sie und schubste Harry scherzhaft an, der nicht ganz wusste wie er auf ihre Aussage reagieren sollte.
Louis hingegen wurde etwas rot und nahm lieber schnell den nächsten Bissen.
,,Ich hätte nicht gedacht, dass sie so gut schmecken würden", sagte er dann.

An diesem Tag aß er seinen ersten Bratapfel, aber definitiv nicht seinen letzten, denn all die Jahre die darauf mit Harry an seiner Seite folgten, wurde es jedes Jahr zur Tradition.

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Ich bin ehrlich mit euch, ich habe auch noch nie Bratäpfel gemacht:,)
Aber falls es euch genauso geht; irgendwann ist schließlich immer das erste Mal:

Für 4 Bratäpfel:

• 4 Äpfel
• 50g Mandelblättchen
• 60g Butter
• 3EL Zucker
• 2TL Honig
• 30g Rosinen
• 1TL Zimt
• 100g Marzipan

• 100ml Orangensaft
• 1El Zitronensaft
• 1EL Zucker

Larry-Adventskalender 2022Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt