07. Warmer Kakao & kaltes Eis

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Harry pov.

Mit laut pochendem Herzen stand ich vor meinem Kleiderschrank auf der Suche nach etwas, das weder zu kalt noch zu warm war.
Schlittschuhlaufen war ich eigentlich noch nie so wirklich und eigentlich hatte ich es auch nicht vor gehabt, aber wenn man schon von seinem Crush auf ein Date eingeladen wurde, dann hätte ich zu allem ja gesagt.

Ich zog mir schließlich einen Pulli über und steckte mein Handy in meinen Rucksack. Bevor ich das Haus verließ, warf ich einen prüfenden Blick in den Spiegel, der in unserem Hausflur hing.
Ich fuhr mir noch einmal durch die Haare, ehe ich rief: ,,Ich gehe jetzt! Tschüss!"
Aus dem Wohnzimmer kam ein ,,Viel Spaß!" zurück, ehe ich die Klinke der Haustür herunterdrückte und mich wenig später auf dem Weg zur Bushaltestelle machte.

Während ich ihm Bus saß, wippte ich ungeduldig mit meinem Bein. Einerseits konnte ich es kaum abwarten endlich anzukommen und andererseits war ich so nervös, dass ich es kaum aushielt.
Wir hatten ausgemacht uns vor der Eishalle zu treffen, da es für uns beide am einfachsten gewesen war mit dem Bus dorthin zu fahren.

Hoffentlich würde es nicht allzu peinlich werden...
Schließlich konnte ich mich nur noch dunkel an das letzte Mal, als ich dort gewesen war, erinnern. Es war auf einem Klassenausflug gewesen nachdem ich einige blaue Flecke hatte...

Diesen Gedanken vertrieb ich eilig aus meinem Kopf, als der Bus die Haltestelle vor der großen Halle anfuhr und ich Louis bereits auf der Bank davor sitzen sah.
Die Nervosität kam augenblicklich zurück, als ich eilig aufstand, meinen Rucksack nahm und aus dem Bus ging.

Sobald er mich sah, steckte er sein Handy weg und auf seinen Lippen breitete sich ein Lächeln aus. Wir begrüßten uns mit einer schnellen Umarmung, die nicht gerade half die Nervosität zu überdecken.

,,Musstest du lange warten?", fragte ich und kratzte mich unsicher am Hinterkopf, als er aufstand und seine Sachen nahm.
,,Nein nicht wirklich", antwortete er und schüttelte schnell den Kopf, während wir zum Eingang gingen.

Wenig später bekamen wir vom Mann hinter der Verleihtheke zwei Paar Schlittschuhe in die Hand gedrückt.
,,Warst du schon öfter hier?", fragte ich neugierig, während wir unsere Schuhe wechselten. Schließlich wollte ich wissen, ob ich mich gleich alleine blamieren würde, oder ob er genauso unerfahren war.

,,Früher war ich ziemlich oft hier, aber in letzter Zeit hatte ich irgendwie einfach nicht mehr die Zeit", sagte er, ,,Und außerdem... war es alleine sowieso irgendwie langweilig."
Das könnte ja was werden...

Als wir die Schuhe fertig geschnürt hatten, stand ich mit wackligen Beinen auf, um zum Eingang der Eisbahn zu wanken. Während Louis lief, als hätte er normale Schuhe an, brach ich mir beinahe beide Knöchel.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und mehreren nahezun Herzinfarkten stand ich schließlich neben ihm auf dem Eis.

Außer uns waren noch ein paar weitere Leute da, aber so, dass es nicht überfüllt war. Im Hintergrund liefen leise ein paar Lieder, manche davon weihnachtlich und manche nicht.

Als hinge mein Leben davon ab, krallte ich mich in das Geländer, als ich versuchte mich langsam fortzubewegen.
Um ehrlich zu sein hätte ich den Pullover gar nicht gebraucht, denn ich schwitzte schon nach der ersten Minute auf dem kalten Eis.

Bei Louis dauerte es sehr viel kürzer, bis er sich an den rutschigen Untergrund gewöhnt hatte und von der Bande weg fuhr.
Langsam tastete ich mich weiter voran, während er geduldig neben mir her fuhr.

Nach einiger Zeit wurde ich ein wenig sicher und gewöhnte mich ein wenig daran, einfacher machte es das Ganze dennoch nicht.
Während wir ein wenig neben einander herfuhren, erzählte Louis mir die ein oder andere Sache, auf die ich mich nur halb konzentrieren konnte. Schließlich galt meine volle Konzentration vorerst meinen Füßen.

Als ich das Gefühl hatte Sicherheit zu gewinnen löste ich mich vom Geländer und war erstaunt über mein anfängliches Gelingen.
Lange hielt dieses jedoch nicht an, denn ehe ich mich versah war das Eis rutschiger als gedacht und ich landete mit meinem Hintern auf dem Boden.

,,Alles gut?", fragte Louis überrascht, ehe er mir seine Hand hinhielt.
,,Joa geht schon", lachte ich und ließ mir von ihm hochhelfen.
Wenn er mir nochmal hochhelfen würde, würde ich auch einen zweiten nassen Fleck auf meinem Arsch akzeptieren...

Nach einiger Zeit schlug Louis vor: ,,Lass mal das Geländer los..."
Misstrauisch schaute ich zu ihm.
,,Vertrau mir", sagte er nur lächelnd und hielt mir dafür seine Hand hin, welche ich kurz darauf nervös griff und meine andere vom Geländer löste.
Er gab mir mehr Halt als ich dachte und schon bald, fuhren wir im gleichen Tempo nebeneinander her.

Er übertrug eine angenehme Wärme auf mich und schon bald entspannte ich mich ein wenig mehr.
Wenn man nicht gerade das Gefühl hatte im nächsten Moment hinzufallen, konnte man sogar sagen, dass es Spaß machte.
Irgendwie glitten wir fast schon automatisch über das Eis.

Dachte ich zumindest, bis ich über eine tiefere Furche im Eis fuhr und mit einem Mal meinen Halt verlor. Überrascht ließ ich Louis' Hand los, ehe ich wie wild mit meinen Armen ruderte und mich an der nächstbesten Sache in der Umgebung festhielt, die in diesem Fall Louis war.
Überrascht fing er mich auf und bremste meinen Sturz ab. Überfordert schlang ich meine Arme um ihn und nicht doch noch hinzufallen.

Als ich merkte wie sehr ich mich an ihn geklammert hatte, wurde ich augenblicklich rot und wisch seinem Blick aus. Langsam fuhren wir zum Geländer, auf das ich mich dann stützte und mich von meinem schnell schlagendem Herz erholte.
,,Schon okay", grinste er nur, ,,Gehts dir gut?"
Ging mir nie besser...
Anstelle meine Gedanken auszusprechen nickte ich nur.

Wenig später gab es eine Durchsage, dass alle vom Eis gehen sollten, damit sie es wieder glatt machen konnten.
,,Wollen wir einen Kakao trinken gehen?", fragte Louis und schaute in Richtung des kleinen "Cafés" und fügte dann noch, bevor ich etwas antworten konnte, hinzu: ,,Ich lade dich ein."
Das Lächeln auf meinen Lippen wurde breiter.
,,Klar gerne!"

Wenig später liefen wir mit wackeligen Beinen in den kleinen geheizten Bereich und bestellten uns zwei Kakaos. Während wir warteten, glitt mein Blick über die Maschine, die über das Eis fuhr.
Meinen Blick wendete ich erst wieder ab, als ich auf einmal eine warme Hand auf meiner spürte.

Ich wollte meine Freude nicht zu offensichtlich machen, aber das Lächeln auf meinen Lippen konnte ich trotzdem nicht überdecken, als mein Blick über seine Hand, die auf dem Tisch auf meiner eigenen lag, wanderte.
Keiner von uns sagte etwas dazu, aber in diesem Moment war es auch nicht nötig.

Erst als er, nachdem wir unseren Kakao getrunken hatten, bezahlte, verließ seine Hand, und somit auch das Gefühl der Wärme und irgendwie auch der Geborgenheit, meine.

Vielleicht konnte ich immer noch nicht perfekt Schlittschuhlaufen, aber dafür war unser Date perfekt gewesen. Als ich auf dem Heimweg im Bus saß, spürte ich immer noch das angenehme Gefühl seiner warmen Umarmung, die er mir gegeben hatte, bevor ich eingestiegen war.

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Könnt ihr Schlittschuhlaufen oder macht es zumindest gerne x) ?

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