19. Verschneite Kindheitserinnerungen

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3rd person pov.

,,Wann können wir denn endlich gehen?", fragte die kleine Livi und zog ungeduldig an dem Hosenbein ihres Vaters.
,,Nach dem Mittagessen... Papa gibt sich doch jedes Mal so viel Mühe, da sollten wir doch erstmal sein Essen essen, oder nicht?", mit Papa meinte er nicht sich selbst, ihm war es sehr viel lieber andere Aufgaben im Haus zu erledigen.

,,Und außerdem... hast du denn keinen Hunger?", fragte Louis und hob seine Tochter wenig später auf den Arm.
Sie überlegte kurz, ehe sie doch noch schnell nickte.
,,Doch!!!"
,,Na also...", lachte Louis, ehe sie zusammen in die Küche gingen.

Nilo stand neben Harry auf einem Stuhl, da er sonst nichts sehen konnte, an der Küchenzeile und half ihm das ein oder andere mit seinem Kindermesser zu schneiden.
,,Und wie weit seid ihr?", fragte Louis und spähte neugierig über Harrys Schulter.
,,Fast fertig!", grinste der kleine Nilo stolz, wobei man die Zahnlücke seines ersten Milchzahns sehen konnte.
Louis lächelte, ehe er ihm durch seine blonden Haare strubbelte und begann den Tisch zu decken.

Nachdem die kleine Familie wenig später zu Mittag gegessen hatte, stürmten die Kinder nur so in ihre Zimmer, damit sie sich umziehen konnten. Draußen fing es wieder an zu schneien und der alte Schnee von heute Morgen wurde mit frischem überdeckt.
Harry half Livi ihren Schneeanzug anzuziehen, während Louis Nilo nur seine Sachen aus dem Schrank heraussuchen musste.

Als die beiden fertig waren und voller Vorfreude in den Flur liefen, zogen ihre Eltern sich ebenfalls um, so dass sie den Schneebällen ihren Kinder nicht völlig schutzlos ausgeliefert waren.
Wenig später holte Harry den Holzschlitten aus der Garage, auf den die beiden sich sofort setzten, sobald er auf dem Bürgersteig stand.

Glücklicherweise war auf diesem noch nicht allzu viel Salz verteilt worden, sodass Harry sich nicht ganz so dolle anstrengen musste, die beiden zu ziehen.
Er schwitzte dennoch ein wenig, als sie etwa bei der Hälfte des Weges angekommen waren. Ihr Ziel war ein beliebter kleiner Berg, an dem man, wenn Schnee lag, perfekt Schlittenfahren konnte.

Als Harry in einen Feldweg einbog, der mit mehr Schnee bedeckt war, rief Nilo: ,,Ich will auch mal ziehen!"
Er sprang auf und ließ seine Schwester alleine darauf sitzen.
Stolz packte er das Seil und hielt sich mehr daran fest, als wirklich zu ziehen, was man ihm aber auch nicht verübeln konnte.
Livi saß lachend alleine auf dem Schlitten und klatschte freudig.

,,Guckt mal wie stark ich bin!", rief Nilo selbstsicher.
Wenige Minuten später hatte er aber bereits keine Lust mehr durch den hohen Schnee zu laufen und nahm wieder seinen ursprünglichen Platz hinter seiner Schwester ein.

,,Findet ihr nicht auch...", schnaufte Harry, als es berghoch ging, ,,dass Papa euch auch mal ziehen sollte?"
,,Jaaa!", riefen die beiden und Harry drückte Louis grinsend das Seil in seine Hände.
Noch bevor er die Chance hatte selbst etwas zu sagen, hatte Harry sich zu den Kinder auf den Schlitten gesetzt und ließ sich ebenfalls einige Meter ziehen, bis Louis seine Kraft verließ.

Mitleidig half er ihm, denn zu zweit ging schließlich vieles leichter. Und so kamen sie wenig später endlich am oberen Ende des Bergs an.
Einige Eltern standen dort bereits, die ihren Kindern dabei zusahen wie sie immer wieder den Berg hinaufliefen, um dann mit allen möglichen Arten von Schlitten wieder herunter zu fahren.

,,Endlich...", murmelte Louis, als sie oben waren.
,,Und? Seid ihr bereit?", fragte Harry, ehe er sich streckte und noch hinzufügte: ,,Oder soll einer von uns mitfahren?"
,,Mitfahren...", rief Livi augenblicklich und Harry warf Louis einen lächelnden Blick zu.
Dieser wusste, dass das nun seine Aufgabe war.
,,Na dann...", sagte er und setzte sich ganz hinten hin damit die anderen beiden auch noch genug Platz haben würden.

,,Aber ich muss euch vorwarnen, es könnte ganz schön schnell werden", fügte er noch hinzu, woraufhin Livi nur freudig lachte.
,,Also dann Füße hoch!", sagte er, ehe Harry sie anschubste.
Je mehr Strecke sie zurück legten, desto schneller wurden sie, gerade durch Louis' zusätzliches Gewicht.
Livi krallte sich schreiend vor Freude und ein wenig auch aus Nervosität, als sie immer schneller wurden, in das Seil, während Nilo seine kleinen Hände in Louis' Oberschenkel bohrte.

Harry stand amüsiert am oberen Ende des Bergs und schaute den dreien zu, wie sie alle anderen Kinder überholten und die, die gerade dabei waren ihren Schlitten nach oben zu ziehen, ihren Kopf überrascht zu ihnen wendeten.

Als sie unten ankamen, hatten sie bei weitem die längste Furche im Schnee hinterlassen.
,,Nochmal, nochmal!", rief Nilo und Livi stimmte ihm lachend zu.
Zu dritt liefen sie den Berg wieder hinauf. Während Nilo und Livi vor Louis durch den tiefen Schnee rannten, zog er den schweren Schlitten hinter sich her.

Schweratmend kam er wieder oben an und saß in der nächsten Sekunde schon wieder auf dem Schlitten in Richtung Abhang. Irgendwie musste er schon zugeben, dass es seine eigenen Kindheitserinnerungen in ihm weckte, auch wenn er es bei weitem nicht so anstrengend in Erinnerung gehabt hatte.

Die Kinder schienen gar nicht ihre Energie zu verlieren, denn sie liefen immer wieder den Berg nach oben, während Louis immer langsamer wurde und anfing durch seine dicke Kleidung zu schwitzen.

Als er endlich wieder oben angekommen war, schlug er also vor: ,,Nilo du bist doch bestimmt ganz stark und mutig oder?"
Nilo nickte natürlich schnell grinsend.
,,Wie wär's wenn ihr es mal alleine versucht?"
Livi schaute erst etwas skeptisch, lies sich dann aber darauf ein.
,,Ihr müsst euch nur gut festhalten", sagte Harry, ehe er sie mit dem Hintergedanken, dass sie ohne Louis sowieso nicht so weit kommen würden, anschubste.

Er wendete sich zu Louis, der ihn erschöpft mit roten Wangen ansah.
,,Und wie sollen sie den schweren Schlitten den Berg wieder hoch bekommen?", fragte Harry dann.
Louis zuckte mit den Schultern.
,,Ich laufe den Berg bestimmt nicht noch einmal hoch...", murmelte er.

Harry lachte nur, ehe er ihm einen Kuss auf seine Wange drückte und sagte: ,,Das schaffen sie schon!"
Und damit hatte er tatsächlich recht, bis zur Hälfte des Wegs, als Nilo erschöpft den Schlitten los ließ und dieser langsam wieder nach unten rutschte.

Harry schaute Louis belustigt an, ehe er seufzte und den Berg hinunter lief, um ihnen zu helfen.
Nach einigen weiteren Malen, die in etwa genauso endeten, waren selbst die Kinder erschöpft, als sie oben ankamen.
Louis ging vor ihnen in die Hocke, ehe er von einem zum anderen schaute und fragte: ,,Na, könnt ihr nicht mehr?"

Er lächelte, rückte jedem seine Mütze zurecht und gab jedem einen Kuss auf die Stirn. Als Harry mit dem Schlitten auch wieder vor ihm stand, stand er auf und tat das gleiche.
Er stellte sich auf die Zehenspitzen und rückte Harrys Mütze zurecht, ehe er ihm ebenfalls einen Kuss auf die Stirn drückte.
Belustigt sah dieser ihn danach an.

,,Mir ist kalt", warf Livi ein. Ihre und Nilos Wangen waren sogar bereits rot geworden.
,,Wollen wir wieder nach Hause gehen?", fragte Louis also und bekam von jedem eine Zustimmung.

Auf dem Rückweg teilten sie sich das Seil wieder, sodass sie beide gleich viel ziehen mussten.
Zu Hause setzten sie sich müde vor die Heizung, während Louis ihnen einen Tee kochte.

Bis dieser fertig war, waren sie jedoch bereits eingeschlafen. Die viele frische Luft machte eben müde...
Als Louis mit den Tassen zurück ins Wohnzimmer kam, schaute er nur zu Harry, der ihm dieses wunderbare Lächeln schenkte, dass ihm klar machte, dass er es besser hätte nicht treffen können.

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