7 - Finish Line

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Das Krächzen von Drachen am nächsten Morgen lässt Violene direkt aufschrecken.
Müde reibt sie sich übers Gesicht und sieht sich um, um herauszufinden, wo sie steckt. Erst da fällt ihr der große Drache auf, der über Nacht schützend seinen Flügel über sie gelegt hatte. Ein Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen, als sie Schocker erkennt, welcher noch immer friedlich neben ihr schläft und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Gerade da merkt sie, wie neu das alles noch für sie ist. Erst gestern hatten sie ihren ersten gemeinsamen großen Flug, sind auf einer völlig fremden Insel gelandet und auch wilden Drachen begegnet. Die erstaunlich harmloser waren, als man sich eigentlich erzählt. Doch sollte sie noch früh genug ihre nächste Lektion lernen, dass Ruhe auch außerhalb ihrer Heimat schnell trügerisch sein kann.

Vorsichtig klettert sie unter Schockers Flügel hervor, um ihn in Ruhe weiterschlafen zu lassen. Denn den Schlaf hat er sich nach gestern definitiv verdient.
So leise sie nur kann, macht sie sich direkt auf den Weg nach draußen, um noch etwas wacher zu werden. Dabei nutzt sie ihre Chance, kaum hat sie die Höhle verlassen, um sich auch ausführlich zu strecken. Denn so ein steiniger Boden ist ja doch nochmal etwas anderes als ihr Bett zuhause.
Mit einem Lächeln auf den Lippen mustert sie den hellblauen Himmel und die Sonne, welche schon munter den Tag begleitet. Noch einmal tief Luft holend und ihren Mut zusammenkratzend verlässt sie die Höhle endgültig. Muntere Drachenrufe begegnen ihr sogleich, gefolgt von den dazugehörigen umherfliegenden Drachen. Gebannt schaut sie diesen nach, bevor sie sich auf den Weg zum Fluss macht.
Dieser ist immerhin eine gute Möglichkeit, um nochmal etwas wacher zu werden. Und wenn sie etwas Glück hat, findet sich in dessen Nähe bestimmt auch etwas zum Frühstücken. Roher Fisch wäre dabei nicht unbedingt ihre erste Wahl, aber die Chance ist hoch in Flussnähe auch Früchte zu finden. Mit behutsamen Schritten durchquert sie den Wald bis sie an besagtem Fluss angelangt.
Ein Gronkel sieht überrascht auf, als das Menschenkind plötzlich durch das Dickicht auf der anderen Flussseite auftaucht. Der Drache ist es gewohnt, dass er öfters mal von einem stärkeren Drachen verjagt wird, wenn dieser am Fluss seine Ruhe haben will. Aber ein Mensch?
Gleichgültig widmet der Gronkel sich wieder seinem Futter, das Menschenkind einfach ignorierend.

Erleichtert entdeckt Violene den Fluss vor sich, der an dieser Stelle ein ruhiges und gleichmäßiges Tempo besitzt. Dabei entgeht ihr nicht der Gronkel, welcher es sich auf der gegenüberliegenden Seite gemütlich gemacht hat, ihr aber keine große Beachtung schenkt. So haben bis jetzt alle Drachen reagiert, denen sie begegnet sind.
Entspannter kniet sie sich am Fluss hin und wäscht sich ihr Gesicht. Dankbar bemerkt sie dabei, wie das klare Wasser sie gleich nochmal wacher macht. Ein kleines Lächeln aufbringen können über diese verrückte Situation lässt sie ihren Blick schweifen. Musternd sieht sie sich konkret die Bäume und Büsche an, in der Hoffnung zwischen den Zweigen die ein oder andere Frucht wiederzuerkennen.
So durchkämmt sie Pflanze für Pflanze, als ihre Hand im nächsten Moment etwas Schuppiges streicht. Kurz zuckt sie zurück, innehaltend. Bitte lass es nur irgendeine Pflanze gewesen sein... Nur irgendeine Pflanze... Bitte nicht...
Zögernd schaut sie zurück, wo sich eben noch ihre Hand befand. Behutsam schiebt sie die Zweige von eben wieder zurück, um sicherzugehen, dass das eben nur irgendwelche Pflanzen waren.
Doch weit gefehlt.

Zwei schlitzartige Pupillen fixieren sie direkt.
Doch zu diesen Pupillen gehören auch bunte Schuppen.
Schuppen, welche sie eben unabsichtlich berührte.
Zu spät bemerkt sie, wie besagter Drache sein Maul aufreißt, und Funken beginnen zu sprühen.

Erstarrt starrt sie in das Maul des Drachen, während dessen Feuer immer heller wird. Im nächsten Moment folgt ein lauter Knall und der Geruch von verbranntem Gras liegt in der Luft. Panisch findet Violene sich auf dem Boden wieder, um sich herum hellblaue Schuppen.
Knurrend richtet Schocker sich vor dem wilden Drachen auf. Und nochmal drohender breitet er seine Flügel aus, beschützend über Violene stehend. „Lass dieses Menschenkind in Ruhe. Sie gehört zu mir!" Argwöhnisch ist der wilde Drache etwas auf Abstand gegangen, den Leuchtenden Fluch knurrender musternd.
„Du? Und ein Mensch? Was für ein erbärmlicher Drache bist du?!", spöttisch sieht er auf Schocker hinab, sich für seinen zweiten Schuss vorbereitend, „Ihr habt von hier zu verschwinden! Eindringlinge sind nicht erlaubt!"
Dies bemerkend beugt Schocker seinen Körper mehr nach vorne, bevor er dem wilden Drachen seitlich gegen das Maul schießt und ihm eine Ladung seines paralysierenden Nebels verpasst. „Das war meine letzte Warnung: Wage es nie wieder das Menschenkind anzugreifen", mit gefährlich ruhiger Stimme mustert er den paralysierten Drachen. Da fällt ihm besagtes Menschenkind ein, besser gesagt Violene, welche noch immer kauernd auf dem Boden liegt.
Seine drohende Haltung augenblicklich fallen lassend legt er seine Flügel wieder an und unterbricht sein Knurren. Mit einem besorgten Grummeln senkt er seine Schnauze und dreht sich zu Violene um. Behutsam stupst er das junge Mädchen erst am Arm, dann an der Seite an.

(DS) „Schocker....", nur ein Wispern kommt über ihre Lippen, ungläubig und voller Dankbarkeit zugleich aufsehend.
„Du hättest mir doch Bescheid geben können, Violene! Ich hätte dich doch nicht allein durch diese Insel laufen lassen! Vor allem nicht mit solchen Drachen..."
(DS) „Du hast den Schlaf doch gebraucht. Deswegen wollte ich dich nicht wecken...", dabei wandert ihr Blick zu dem paralysierten Drachen, welcher selbst in diesem Zustand eine gewisse Bedrohlichkeit ausstrahlt, „Danke dir, Kumpel, dass du mich gerettet hast! Ohne dich wäre ich jetzt wohl Drachenfutter geworden... Wir sollten uns vielleicht wieder auf den Weg nach Hause machen. Ich will nicht wissen, wie mein Onkel auf unser Fehlen reagiert."

Noch bevor der wilde Drache sich aus seiner Paralyse befreien konnte, haben die beiden den Rückzug angetreten. Sicher ist sicher.
Schweigend befinden sich beide auf dem Rückflug, begleitet vom gleichmäßigen Rauschen der Wellen. Um für den langen Rückflug gewappnet zu sein, hatte Schocker vorher noch an einem anderen Teich Fische für die beiden gefangen. Und gebraten schmecken die sogar für beide Seiten gar nicht so schlecht, das musste er sich eingestehen. Auch war es für ihn sehr amüsant zu sehen, wie ein Menschenkind versucht, so einen frischen Fisch zu essen.
Zufrieden schlägt Schocker erneut mit seinen Flügeln, um an Auftrieb zu gewinnen und weiter deren Heimatinsel anzusteuern. Knapp unter den Wolken setzen sie ihren Weg fort, als Schocker im nächsten Moment plötzlich direkt in den Wolken verschwindet und knurrend anhält.
(DS) „Woah! Was ist los, Schocker?!"
„Da sind Menschen... und Drachen. Und die Drachen sind in Gefahr!", knurrend hat sein Blick die Wolken fixiert, die das Geschehen unter ihnen vor ihnen verbergen.
(DS) „In Gefahr...?" Das ist gar nicht gut... Ja, Drachen sind gefährlich und... können einen problemlos töten... aber... es kann doch nicht angehen, dass das Blut von unschuldigen Wesen an unseren Händen ist... Egal wie oft ich versuche meine Hände davon zu befreien, ihr Blut haftet. Diese Schuld lässt sich nicht abwaschen. „Durchbrich die Wolkendecke und bleib knapp darunter, sodass wir deren Schiffe sehen können. Wenn die Drachen da echt in Gefahr sind, dann... müssen wir ihnen helfen!"
„Bist du dir da sicher? Menschen, die Drachen fangen können, sind gefährlich..."
(DS) „Ich kenne meinen Onkel. Wenn da Wikinger mit gefangenen Drachen unterwegs sind, dann... wir müssen ihnen helfen", wispernd sieht sie zur Seite, doch die Entschlossenheit ist deutlich zu spüren.

Ohne etwas Weiteres zu erwidern geht Schocker in einen leichten Sinkflug, sodass er die Wolkendecke durchbricht und der Blick auf die fremden Schiffe frei wird.
Insgesamt sind es zwei Schiffe, die auf gleicher Höhe auf dem Wasser unterwegs sind. Beide Schiffe scheinen eher klein zu sein, haben jeweils nur einen Mast und auf den Segeln prangt das Zeichen von einem Drachen, der von einem Schwert durchbohrt ist. Doch entscheidender ist, was sich auf dem Deck der Schiffe befindet. Drei Drachen sind darauf zu sehen, mit Netzen festgehalten. Und würde das nicht ausreichen, laufen auch einige bewaffnete Männer dort herum.
Mit zusammengebissenen Zähnen mustert Violene die Situation mehr, hin und hergerissen zwischen Handeln und vielleicht doch einfach weiterzufliegen.
(DS) „Wir müssen diesen Drachen helfen...", leise hört sie sich das selbst sagen, den Blick nicht abwenden können.
„Aber weder du noch ich haben richtige Kampferfahrung für solche Situationen."
(DS) „Ich weiß, aber ich vertraue dir, Schocker."
Unmerklich sieht der hellblaue Drache zu dem Menschen auf seinem Rücken auf, bevor er die Schiffe fixiert. Mit einem „Halt dich fest" geht er in den Sturzflug über.
Sein Tempo haltend, steuert er die Schiffe von hinten heran an, um mit zwei Schüssen beide Schiffe am Rumpf nahe der Wasserlinie zu treffen. Tiefe Schreie und Gebrüll ist im nächsten Moment zu hören, während Schocker dabei ist, wieder an Höhe zu gewinnen. Dass alles mit einem Menschen auf seinem Rücken, welche die Augen zum Großteil zusammengekniffen hat, und ihr Bestes gibt Hauptsache nicht runterzufallen. Erneut lässt er sich fallen, als er genügend Höhe erreicht hat, um diesmal die Netze der Drachen zu fixieren.

Die Besatzungen wiederum sind in großer Aufruhr.
Stämmige Männer beginnen wild Befehle zu schreien und ihre Untergebenen über die ganzen Decks zu scheuchen, mit dem einzigen Ziel diesen Drachen vom Himmel zu holen. Dabei bemerken sie zu spät, das Wasser beginnt in die unteren Ebenen einzudringen. Und noch später, mit welchem Drachen sie es überhaupt zu tun haben. Noch bevor der erste seine Armbrust abfeuern kann, ergreift eine seltsame Starre von den Männern Besitz.
Mit drei weiteren Schüssen brennen sich Löcher in die Netze. Verwirrt sehen die betroffenen Drachen auf, als sie merken, dass die Netze um sie sie nicht mehr auf dem Boden festhalten. Noch verwirrter sehen sich diese dann um, als sie sich aus den Überresten befreien und merken, dass keiner der Männer sich bewegt. Doch überwiegt ihr Überlebenswille, dass sie kein großes Interesse daran haben herauszufinden, warum dies so ist. So nutzen sie ihre Chance und verschwinden so schnell sie können im Himmel.
Mit diesem Vorhaben bleiben die wilden Drachen nicht allein. Auch Schocker hat so schnell er kann wieder den Himmel und das offene Meer angesteuert. Nur, niemand ahnt das auf den Schiffen ein unentdeckter Beobachter war, der die ganze Aktion verfolgte.

„Du kannst die Augen ruhig wieder öffnen", grinsend sieht Schocker aus dem Augenwinkel zu seiner Reiterin, welche nur zögernd die Augen wieder öffnet.
(DS) „Okay, also das eben... also... diese ganze Aktion... das, was du da gemacht hast... das war echt krass..."
„Ich bin ja auch ein Leuchtender Fluch! Man sollte meine Art definitiv nicht unterschätzen!"
Nun muss Violene doch leise lachen: „Dann werden wir solche Manöver auch gemeinsam trainieren, um weiter Drachen helfen zu können?"
„Natürlich!"






Hey, danke dir fürs lesen :p
Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen. Zeig es mir doch gerne mit einer Rückmeldung durch Votes und Kommis – Geisterleser kriege ich leider nicht wirklich mit 🥺😅

Schatten der Vergangenheit (Httyd)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt