🎅17. 𝒯ü𝓇𝒸𝒽ℯ𝓃🎅

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Ganz in Gedanken versunken, sitze ich auf der breiten Fensterbank im Trainingsraum. Draußen rieselt leise der Schnee zu Boden und taucht die ganze Landschaft in ein wahres Winterwunderland. Die anderen bekommen davon vermutlich nicht viel mit, doch ich kann meinen Blick nicht von den tausenden weißen Flocken lösen.

"Es ist schön." Als eine Stimme neben mir ertönt, zucke ich zuerst erschrocken zusammen, entspanne mich dann aber, als ich sehe, wer dort neben mir steht. Jakes Blick ruht für einen Moment ebenfalls auf dem munteren Schneetreiben, bevor er mich anschaut. Ich nicke leicht, unterbreche den Blickkontakt jedoch relativ schnell wieder.

Früher waren Jake und ich die besten Freunde.

Früher.

Bis die Zeit uns getrennt hat.

Seit wir gemeinsam in einer Einheit sind, sehen wir uns zwar wieder regelmäßig, aber es ist nicht wie früher. Bei weitem nicht. Und genau deshalb fällt es mir jetzt auch schwer, in seiner Nähe zu sein- einfach, weil es mich daran erinnert, wie es früher einmal war.

Einen Moment lang schweigt Jake und wir schauen einfach nach draußen, doch dann schiebt er sich erneut in mein Sichtfeld. Oder besser gesagt- seine Hand.

"Schenkst du mir diesen Tanz?"

"Was?"

Überfordert schaue ich ihn an, doch er lässt seine Hand weiter vor mir in der Luft schweben.

"Schenkst du mir diesen Tanz?", wiederholt er dann, bevor er mich so ansieht, als wäre nie etwas gewesen. "Die Sonne geht unter, es schneit..." Und es ist genau das, wovon ich immer geträumt habe. Im Sonnenuntergang bei Schnee tanzen, als würde es niemand sehen.

"Wir haben keine Musik..." Versuche ich abzuwehren, doch mit einem kleinen Lächeln zückt Jake sein Handy. "Wer sagt das?"

Einen Moment zögere ich noch, doch dann lege ich meine Hand, wie früher so oft, in seine.

Sein Lächeln wird etwas breiter, als er mich so an unseren Kollegen vorbei nach draußen führt. Er legt sein Handy, was mittlerweile leise Musik spielt, auf die Fensterbank, bevor er mich einfach an seine Brust zieht. Für einen Moment stockt mein Atem, doch dann lege ich meinen Kopf leicht an seine Schulter, während wir uns im Takt der Musik hin und her wiegen.

Die Kälte sticht auf meiner Haut, doch zugleich spüre ich auch Jakes Wärme und fühle mich so geborgen wie schon lange nicht mehr.

Wir tanzen, als würde uns niemand zuschauen.

Ich schaue Jake nun an und muss lächeln. Seine Nasenspitze ist rot vor Kälte und ich bin davon überzeugt, nicht viel besser auszusehen. Trotzdem liegt ein entspanntes Lächeln auf seinen Lippen. Für diesen Moment ist er wirklich der Jake, den ich kenne. Nicht Hangman, sondern einfach... Jake.

"Jake?", murmele ich deshalb leise und beinahe sofort ruht sein Blick auf mir. Noch immer ist er so sanft und voller Liebe, dass es mir nicht leicht fällt, diese Frage zu stellen.

"Was ist aus uns geworden?"

Jake seufzt leise, bevor er seinen Kopf auf meinen legt.

"Meine Gefühle für dich haben es mir unmöglich gemacht, in deiner Nähe zu sein und nur ein Freund zu sein. Also bin ich auf Distanz gegangen. Ich dachte, dann wird es einfacher."

"Ist es das?"

Noch immer ruht mein Kopf an seiner Brust.

"Nein, ist es nicht. Jetzt stehen wir beide hier draußen und alles, was ich möchte, ist, dich nie wieder gehen zu lassen. Dich einfach für immer zu halten und dein Lächeln zu sehen."

Seine Stimme klingt traurig, aber doch ehrlich und so hebe ich leicht meinen Kopf.

"Weißt du, was ich möchte?"

Er schüttelt leicht den Kopf und so halte ich inne, unterbreche unseren Tanz und stelle mich leicht auf meine Zehenspitzen.

"Ich möchte für immer mit dir hier draußen sein. In deinen Armen sein und von dir gehalten werden. Dass du mich nie mehr gehen lässt. Du bist mein Zuhause Jake und hätten wir nur früher miteinander gesprochen... Könnten wir schon so viel länger glücklich sein."

Ich sehe in seinen Augen, dass er mich versteht. Dass er weiß, was ich ihm damit sagen möchte, und als sich seine Lippen erneut zu einem kleinen Lächeln verziehen, kann ich nicht anders, als es einfach zu erwidern. Solange, bis seine kalten Lippen das erste Mal auf meine treffen.

Ich schließe die Augen und verliere mich in dem Kuss, in seiner Umarmung und dem Gefühl, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitet. So fühlt sich Glück an.

Seine Lippen liebkosen meine und wir versinken ganz in unserer eigenen kleinen Welt, bis uns beiden die Luft ausgeht.

Mittlerweile ist nicht nur Jakes Nasenspitze gerötet, sondern auch seine Wangen leuchten in einem zarten Rosa und ich weiß genau, dass ich niemals glücklicher sein könnte als in diesem Moment in seinen Armen.

Lächelnd legt er seinen Kopf auf meinen und wir wiegen uns noch einige Minuten zur Musik hin und her. Jake lässt mich keinen einzigen Augenblick los - nicht einmal, als die Tür aufgeht und wir nun endgültig nicht mehr alleine sind. Doch wir verstecken unser Glück nicht, sondern folgen den anderen Hand in Hand zurück in die Halle, wo Jake mich nahezu sofort wieder in seine Arme zieht.

Er wird mich nie wieder loslassen und ich liebe es.

Ich liebe ihn.

Meinen Jake.

𝒯𝒶𝓁𝓀 𝓉ℴ 𝓂ℯ 𝒢ℴℴ𝓈ℯ - 𝒯ℴ𝓅𝑔𝓊𝓃 𝒪𝓃ℯ𝓈𝒽ℴ𝓉𝓈Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt