Ja, meine Oma. Über sie hab ich schon einiges gehört. Meine Mum vermisste sie ziemlich oft und erzählte mir Geschichten über ihr altes Leben. Ihren Erzählungen nach war sie eine gutmütige Frau, die damals nur nicht mit uns wegging, weil sie noch einiges zu erledigen hatte und meinen Opa nicht verlassen wollte. Anscheinend verweilt dieser auch nicht mehr unter uns, weil niemand von ihm bisher gesprochen hat.
Mir wurde auch gesagt, dass wenn man einmal aus diesem Dorf ginge, wäre man anscheinend verstoßen worden oder sowas. Das macht es auf jeden Fall interessant, mich nehmen sie wieder auf, aber immerhin konnte ich mich auch nicht freiwillig entscheiden ob ich bleiben sollte oder nicht. Immerhin existierte ich noch gar nicht wirklich. Meine Mutter trug mich zu dieser Zeit noch unter ihrem Herzen.
Da ich so vielen Gedanken nachgehangen bin, während ich diesen Weg laufe, merke ich zuerst gar nicht dass ich angekommen bin. Vorsichtig beäuge ich das Haus von außen. Es sieht normal aus. Nichts seltsames. Ach Neyla es ist immerhin nur ein Haus. Wieso musste ich mir immer so viele Gedanken machen und alles abchecken?
Jetzt Fokus. Oma treffen ist angesagt. Langsam gehe ich die Treppen zur Haustür hoch und klopfe an. Man hört sofort eine weibliche Stimme sprechen. "Einen Moment noch, ich komme sofort!" Nach wenigen Sekunden wird die Tür geöffnet und eine Frau steht vor mir. Sie sieht genauso aus wie meine Mum nur ein wenig älter. Sie sagt jedoch kein Wort und starrt mich nur mit großen Augen an. Hab ich was falsch gemacht?
Da es mir unangenehm ist, fange ich an mich vorzustellen: "Hallo, ich bin -" "Neyla!!!", unterbricht sie mich freudestrahlend. Keine Sekunde später werde ich schon zerquescht von einer sehr herzlichen Umarmung, welche ich so gut es geht, erwidere. "Ach Mäuschen du siehst fantastisch aus. Komm rein, na komm ich muss dir gleich alles zeigen." Anscheinend ist meine Oma echt aus dem Häuschen mich zu sehen. Sie scheint eine liebevolle Art zu haben genauso wie meine Mutter... alleine die Umarmung lies mich tausendmal besser fühlen.
"Ach dieser Nichtsnutz von deinem Vater sollte mir doch vorher Bescheid geben, bevor du kommst, ich hätte noch Kuchen gebacken und Fotoalben rausgekramt. Aber nein der Typ ist zu unfähig für alles", flucht die gerade noch so liebevolle Frau vor sich hin. Man merkt, die beiden können sich so gar nicht riechen. Aber ja, meine Mum hatte auch viel Schlechtes über ihn erzählt und die Aktion mit dem Arbeitszimmer war auch sehr kurios. Der Typ hatte definitv seine freundliche Seite, das war nicht abzuschlagen, aber andererseits war er auch ein wenig seltsam.
Um meine Oma ein wenig zu beruhigen fange ich ein Gespräch an: "Ach alles halb so wild. Den Kuchen können wir gerne ein anderes Mal essen und die Fotoalben schauen wir uns dann auch an. Wir können uns heute ja einfach ein wenig unterhalten und kennenlernen. Ich hab schon viel von dir gehört, aber natürlich nur Gutes, das kann man aber von meinem Vater eher weniger behaupten. Was ist denn damals vorgefallen, sodass ihr so schlecht von ihm redet?" BAM, da bin ich ja mal direkt mit der Tür ins Haus gefallen. Upsi. Jedoch brennt diese Frage einfach auf meiner Seele.
"Ach Mäuschen, dein Vater hat einige Fehler gemacht, die er nie wieder gut machen kann. Das war zu der Zeit als Sarah, also deine Mutter mit dir schwanger war. Deshalb ist sie auch abgehauen um diesen Konsequenzen seiner Fehler zu entfliehen und dich keinen Gefahren auszusetzen und doch bist du nun hier. Bei ihm. Ach du lieber Gott ich plapper schon wieder viel zu viel. Möchtest du einen Tee?", lenkt die Frau viel zu auffällig vom Thema ab. Aber anscheinend waren die Fehler zu groß, sodass man sie einfach vergessen konnte. Und Gefahren? Ist es hier nicht sicher? Meint sie das? Ich werde die ganzen Geheimnisse von Bloodfield schon noch lösen, darauf können sie sich verlassen.
Um jetzt aber kein Theater zu veranstalten, immherin ist es der erste Tag an dem ich meine Oma kennenlerne, antworte ich ihr mit einem freundlichen Lächeln: "Ich hätte gern einen Waldbeeren Tee, wenn du den da hast" "Aber natürlich, den mochte Sarah auch immer am liebsten"
Immer wenn ihr Name fällt oder wir von ihr sprechen herrscht eine kurze Stille der Trauer. Es ist erst gestern geschehen, dass mir der liebste Mensch genommen wurde. Möge sie an einem besseren Ort sein.Der Abend mit meiner Oma vergeht wie im Flug. Ich fühlte mich von Anfang an bei ihr wohl und gut aufgehoben. Hier ist es ein ganz anderes Gefühl als in dem Haus von meinem Vater. Um ehrlich zu sein, würde ich viel lieber hier bei meiner Oma wohnen. Das geht aber nicht, er würde das niemals zulassen, immerhin verstehen sich die beiden nicht besonders. Aber eins ist klar, ich würde jeden Tag herkommen und meine Oma besuchen.
"Ach Mäuschen die Zeit vergeht wie im Flug. Es ist schon 21: 47! Du musst langsam ins Bett und dich ausruhen. Morgen können wir sehr gerne weiter reden und ich zeige dir das ganze Dorf, sowie deinen Zuständigkeitsbereich. Das kann ich dir aber auch gleich schon sagen, du wirst in der Schule aushelfen und die Lehrer unterstützen die ganze Rasselbande zusammen zu halten. Dein Vater braucht gar nicht erst versuchen dich irgendwo anders hin zu schicken. Ich habe alles schon geklärt" Ungläubig starre ich sie an. Sie hat mir einen Platz an der Schule organisiert. Das ist einfach wunderbar! "Danke, danke, danke, danke!!!!", ich bin so froh dass ich sofort aufspringe und ihr um den Hals falle, dabei drücke ich ihr einen kleinen Kuss auf die Wange.
Wir verabschieden uns noch und machen ein Treffen für morgen früh aus. Danach gehe ich den Weg zurück zu dem Haus von meinem Vater. Auf dem Weg schalte ich mein Handy ein und mache Musik an, welche ich durch Kopfhörer höre. Es ist schon ganz schön dunkel und der Weg führt direkt am Wald vorbei. Ein wenig gruselig ist das schon. Ich stelle mir gefühlt jede Sekunde vor wie hier ein Psycho rausspringt und mich töten will.
Okay Neyla, keine Horrorfilme mehr für dich, Fräulein!
Der Weg zieht sich unendlich lang und ich fühle mich sehr beobachtet. Verfolgt mich jemand? Vorsichtig drehe ich mich nach hinten aber kein Mensch weit und breit ist zu sehen. Das bildest du dir alles nur ein, versuche ich mich selbst zu beruhigen.Na endlich, da vorne ist mein Ziel. Die letzten Meter beschleunige ich mein Tempo und steige schnell die Stufen zur Haustür hoch. Die Kopfhörer und mein Handy stecke ich noch weg bevor ich den Schlüssel aus der Tasche krame. Plötzlich ertönt ein Wolfsgeheule und wenig später hört man Schüsse aus dem Wald. Erschrocken drehe ich mich rum, ich blicke nun genau in den Wald. Sehen kann ich aber nichts. Und schon wieder. Ein Schuss. Und jetzt Schreie. Menschliche Schreie. Was geht hier denn jetzt bitte ab? Gibt es hier sowas wie Killerwölfe die Menschen töten? Eins steht fest noch länger will ich hier nicht draußen stehen bleiben. Blitzartig drehe ich mich wieder zur Tür und suche den Schlüssel aus meiner Handtasche. Gefunden! Ja endlich, jetzt schnell rein.
Drinnen angekommen schmeiße ich regelrecht die Tür zu. Na das war ja mal ein Erlebnis. Darüber muss ich morgen unbedingt mit Dad und Oma reden. Vielleicht wissen die beiden was hier vorgeht.Mein Ziel ist jetzt als erstes mein Zimmer, gegessen hatte ich zum Glück schon bei Oma, somit muss ich mir jetzt nichts mehr machen. Oben angekommen schalte ich das Licht in meinem Zimmer an. Dad hatte wirklich all meine Sachen aufgeräumt und es gefällt mir sogar so wie es ist. Das spart mir unendlich viel Zeit. Ich würde jetzt nur noch schnell duschen gehen und dann ab ins Bett. Das war ein viel zu ereignisreicher Tag.
Gerade als ich mich Bett fertig gemacht habe, klingelt es an der Tür. Wer kann das wohl noch sein? Es ist schon nach 22 Uhr. Vorsichtig und mit hämmerndem Herzen gehe ich zur Haustür und schaue durch das Guckloch um zu erkennen wer vor der Tür steht. Doch da ist keiner.
Ich öffne die Tür und schaue einmal nach links und rechts. Ich will die Tür gerade wieder schließen, da erspähe ich einen Brief am Boden. Zitternd nehme ich ihn mit rein in mein Zimmer. Dort setze ich mich an die Kommode, welche am Fenster steht und öffne den Umschlag auf dem nichts drauf stand.Hallo Kleines,
ich freue mich, dass du nun endlich angekommen bist.
In wenigen Tagen gehörst du voll und ganz mir, so wurde es festgelegt.
Bis dahin, behalte ich dich im Auge. Ja ganz recht, ich beobachte dich!Gute Nacht
Das soll doch wohl ein Scherz sein? Wer hat diesen Brief hier her gelegt? Irritiert und voller Angst lege ich mich in mein Bett und schaue aus dem Fenster. Da erblicke ich doch was. Es sieht aus wie zwie glühend blaue Augen. Schnell reibe ich mir mit der Hand über meine Augen um zu überprüfen, ob ich spinne. Jetzt schaue ich nochmal genauer in den Wald hinein. Die Augen sind verschwunden...
Anscheinend habe ich mir das alles eingebildet, weil bisher viel zu surreale Dinge passiert sind. Es ist Zeit für mich zum Schlafen. Ich muss das alles erst verarbeiten. Und so schalte ich das Licht aus und drifte in einen, zum Glück, traumlosen Schlaf. Denn diese Ruhe brauche ich jetzt.
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Des Alphas Vertrag
مستذئبDie besonders lebensfrohe Neyla führt ein glückliches und erfülltes Leben. Dies soll sich jedoch ab ihrem 17 Lebensjahr schlagartig ändern. Der unvorhergesehene Tod ihrer Mutter erschüttert sie zu tiefst und zieht für Neyla eine lange trostlose, woh...