12. Verfolgung

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Regungslos stehe ich an Ort und Stelle. Kein Mucks verlässt meinen Mund, keine Bewegung meine Muskeln. Nur Stille. Der Alpha hat den Vertrag an sich gerissen und steckt ihn sofort ein. "Jetzt gehörst du offiziell mir, Kleines", höre ich seine bedrohlichen Worte an meinem Ohr.
Kaum hat er zu Ende gesprochen, zerrt mich etwas am Arm die Straße lang. Ich blicke zurück. Zum Haus meiner Oma, diese steht verzweifelt an der Treppe und schaut mir besorgt hinterher. "Pass auf dich auf Neyla und tu alles was er von dir verlangt! Ich hab dich lieb, Mäuschen!" Das sind ihre letzten Worte, die in meinem Kopf nachklingen.

Ich bin schon lang nicht mehr in Sichtweite der ganzen Schaulustigen und dennoch laufe ich wie in Trance dem gefährlichsten Mann hinterher. Aber immerhin geht das auch nicht anders, er zieht mich ja regelrecht mit sich. Jetzt wäre die beste Gelegenheit um einfach zu verschwinden. Einfach weg hier aus diesem Dorf. Einfach ein normales Leben führen...
Es könnte schon klappen. Meine Tasche habe ich ja eh immer dabei und in der befindet sich die Waffe, das heißt wenn es Probleme geben sollte, hätte ich ein Mittel was ich zur Verteidigung nutzen könnte.

Doch plötzlich bleibt der Alpha aprubt stehen. Das merke ich aber erst viel zu spät, weswegen ich volle Kanne in ihn reinlaufe. Das kann er natürlich nicht unkommentiert lassen: "Zum Kuscheln haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen zurück nach Hause" Nach Hause?! Mein zu Hause wird das niemals. Ich kann mir gar kein Leben mit mordlustigen Wölfen vorstellen, da werde ich das auch definitiv nicht in die Tat umsetzen.
Nur wenn ich jetzt los renne, erwischt der Alpha mich nach weniger als 0,0001 Sekunden. Er muss erst abgelenkt sein, damit ich eine kleine Chance habe.

Und siehe da! Das Schicksal hat mich erhört. "Alpha Bloodmoon! Warten Sie! Ich muss Sie noch was fragen was Neyla angeht", ertönt die schnaufende Stimme meines Vaters. "Und das wäre?", antwortet der Alpha sichtlich genervt. "Das!" Ein Schuss. Und noch einer!

Reflexartig habe ich meine Augen geschlossen, diese öffne ich nun wieder. Und was ich da sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Der einst eh schon so bedrohliche Mann verwandelt sich in einen Wolf. In einen riesigen schwarzen Wolf, mit unfassbar schönen blauen Augen. WOW, Warte!!! Wieso denke ich sowas?! Das ist jetzt definitiv nicht angebracht in so einer Situation! Konzentrier dich Neyla! Du kannst die Gelegenheit nutzen und fliehen!

Ein letzter Blick zu meinem Vater und dem riesigen Wolf zeigt mir, dass es zu einem Kampf kam, der eher schlecht für meinen Erzeuger aussieht. Die Kugeln der Pistole scheinen dem Wolf rein gar nichts aus zu machen.
Schnell wende ich mich von der Situation ab und renne in den angrenzenden Wald hinein.

Ein Ast nach dem anderen donnert mir ins Gesicht. Aber das ist mir egal. Hauptsache ich entkomme diesem Alptraum, dem Dorf und dem Monster. In der Ferne höre ich noch Kampfgeschrei, aber umdrehen tue ich mich nicht. Ich renne weiter so schenll mich meine Füße tragen. Nach gefühlten Stunden muss ich eine Pause einlegen, sonst breche ich noch zusammen und das darf mir auf einer Flucht nicht passieren. Schon gar nicht, wenn diese durch einen großen, dichten Wald führt, wo sonst was für Gefahren auf einen lauern könnten. Jetzt heißt es wachsam bleiben und Augen offen halten.

An einen Baum gelehnt, schnaufe ich ein paar mal kräftig durch. Habe ich den Alpha abgehängt? Hat er mich verloren? Wollte mir mein Vater jetzt doch helfen? Schon wieder so viele Fragen und doch habe ich keine passenden Antworten.

Ein knacksendes Geräusch. Stille... ich traue mir nicht mal zu atmen. Aus der Ferne höre ich auf einmal Wolfsgeheule. FUCK! Ich muss weiter! Ohne zu wissen wohin, renne ich noch tiefer in den Wald hinein.
Die Wölfe werden mich bestimmt finden, sie sind schneller als ich, sie riechen mich und sie kennen sich hier besser aus. Das sieht echt nicht gut für mich aus. In wenigen Minuten werde ich vielen Monstern gegenüber stehen. Ach Scheiße! Warum passiert immer mir sowas?!

Wieder Wolfsgeheule! Diesmal ist es lauter, also müssen sie schon ganz nah sein. Wie nah kann ich nicht sagen. Ich traue mich nicht, mich nach hinten zu drehen. Aber die Neugierde und Angst ist viel zu groß, also wage ich einen kurzen Blick. Doch das ist ein gewaltiger Fehler!

Ich habe keinen Boden mehr unter den Füßen. Plötzlich knalle ich mit meinem Körper abwechselnd an etwas hartes und lande schmerzhaft auf meinem Rücken.
Was ist passiert? Bin ich tod?
Ich sehe nichts außer reine Dunkelheit.

Doch da! Langsam erblicke ich etwas. Es sieht aus wie ein Sternenhimmel. Und ja! Tatsächlich! Da sind Sterne und der Mond. Langsam erkenne ich auch Bäume, die sich wie ein Rahmen um das nächtliche Bild schmiegen. Wunderschön!

Doch auf einmal versperrt mir etwas die Sicht auf dieses atemberaubende Bild. Ein schwarzer riesiger Wolf! Ruckartig setze ich mich auf. Ich will aufstehen und wegrennen. Jedoch haut es mich gleich wieder zurück auf den Boden. Meine Beine tragen mich nicht mehr. Anscheinend habe ich sie überanstrengt. Und so wie es aussieht, geht es mir generell nicht gut. Meine Arme sind überall blutig, mein Kopf ebenfalls und mein Rücken schmerzt wie die Hölle.
Beim genaueren Betrachten meiner Umgebung begreife ich auch warum ich solche Schmerzen habe, ich muss von einem Abgrund gefallen sein, als ich nach hinten zu meinen "Verfolgern" geschaut habe. Und was habe ich jetzt davon?! Genau! Nichts!!! Nur Schmerzen und eine Konfrontation mit riesigen Monstern.

Denn anscheinend ist unser mächtiges Alphalein nicht alleine gekommen. Er hat Freunde mitgebracht. Ach wie nett. Das wird sicher lustig...
Man bemerke die Ironie...

Ein ohrenbetäubendes Knurren holt mich aus meinen Gedanken. Der Alpha! Er sieht wütend aus, ja gar schon so sehr, dass ich das Gefühl habe, er bringt mich in den nächsten Sekunden um. Und da kommt jetzt endlich wieder mein Verstand zurück. Er ist ein Werwolf! Er kann mich ja tatsächlich einfach töten und wo sind seine Freunde, die ich vorhin im Wald heulen gehört habe?
Pure Panik breitet sich nun in mir aus...

Er wird mich doch nicht wirklich umbringen. Wieso hat er mich dann bitte mitgenommen? Jetzt wäre es schlau zu wissen, was in dem blöden Vertrag stand. Aber bestimmt keine Erlaubnis für Mord, das hätte doch wohl nicht mal mein Vater zugelassen. Wie es ihm wohl nun geht nach dem wohl sehr kurzen Kampf? Bestimmt nicht gut, denn der Alpha sieht wohl auf aus, er hat nicht mal Kratzer oder blutet irgendwo. Faszinierend.

Ein weiteres lautes Knurren unterbricht meine Gedanken und wieder ist es der große Wolf direkt vor mir. Langsam bekomme ich echt Angst. Mein logischer Menschenverstand setzt somit mal wieder aus. Denn ich drehe mich noch sitzend ruckartig um und stehe in der Drehung auf, damit ich weglaufen kann. JA, weglaufen! Jeder weiß doch, dass sowas nur den Jagdinstinkt hervorruft. Aber eine Neyla anscheinend nicht...

Und wie es zu erwarten war, komme ich nicht weit, um genau zu sein habe ich vielleicht 10 Schritte geschafft. Ja tolle Leistung, ich weiß. Jedenfalls stellt sich ein weiterer Wolf, dieser ist ebenfalls riesig, aber nicht ganz so groß wie der Alpha, vor mich. Erschrocken und ängstlich taumel ich zurück, direkt in die "Klauen" vom Alpha. Ich werde eingekesselt. Viele Wölfe tauchen in einem Kreis um mich herum auf, jegliche Fluchtmöglichkeit erlischt. Ein Entkommen ist unmöglich...

Jetzt bin ich offiziell die Gefangene vom Alpha. Was das nun bedeutet...?

Des Alphas VertragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt