23.12.22

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Die Wilden Kerle und die Ice Queen

Ich schaue genervt aus dem Fenster meines Klassenzimmers. Draußen regnet es nicht mehr, man kann eher sagen, es schüttet wie aus Kübeln. Ich seufze entnervt aus und puste eine Haarsträhne meines Kaffeebraunem Haar aus meinem Gesicht und richte meinen Blick nach vorne an die Tafel, wo Frau Mayer steht und versucht uns irgendeine Matheaufgabe näher zubringen. Doch weder ich, noch meine Klasse hört unserer Lehrerin zu, was mir ein kurzer Blick durch die Klasse zeigt. Denn es sind die letzten paar Minuten vor Stundenende, sowie ist es heute auch der letzte Schultag vor den Pfingstferien. Eigentlich wurde gestern in den Nachrichten gesagt, dass heute die Sonne scheinen sollte und es sollten heute um die 27•C sein. Sprich frühsommerliches Wetter zu dem Ferienbeginn. Doch dies fiel jetzt Wortwörtlich ins Wasser. Ich verdrehe meine Augen und schaue wieder aus dem Fenster, während ich gelangweilt mit meinem Stift spiele. Plötzlich gibt mein Klapphandy ein leises Surren von sich und ich schaue mich um, ob jemand etwas mitbekommen hat. Aber anscheinend sind meine ganzen Klassenkameraden mit ihren Gedanken schon in den Ferien. So ziehe ich das Handy unter meinem Federmäppchen hervor und klappe es auf. Da erkenne ich, dass mein geliebter Zwilling an unsere Freunde und mich eine Rund SMS geschickt hat. Eine Bankreihe schräg vor mir, sitzt der beste Freund meines Zwillings und in der selben Reihe, bloß ganz weit an der Wand, sitzt einer aus meiner Mannschaft und somit der vierte aus unserem Bunde, abgesehen von meinem Zwilling und mir. Ich beobachte die beiden Jungs kurz, bevor ich die SMS von meinem Bruder öffne. Dort stehen nur zwei Wörter, welche aus insgesamt 21 Großbuchstaben besteht. „TREFFEN FAHRRADSTÄNDER" mehr steht nicht in der Nachricht. Nach nichtmal dreizig Sekunden tauchten die ersten drei Antworten auf. Eimal die von meinem großen Bruder und seinem Kumpel, welche in die sechste Klasse bei uns in der Schule gehen und die von dem besten Freund meines Zwillings. Dann schicke ich mein O.K. ab und nach mir kommen die Antworten von den beiden jüngsten aus der Mannschaft, welche noch die vierte Klasse unserer Schule besuchen. Wir haben hier im Ort eine Schule, welche alle Schulrichtungen ausführt. Nachdem die beiden jüngsten geschrieben haben, fehlt nur noch die Antwort von meinem Klassenkameraden, welche auch in dem Moment kommt, als ich mein Handy wegpacken wollte. Bei ihm steht in der Nachricht, dass er von dem Fahrer von seinem Papa abgeholt wird und er sofort nach Hause muss. Nachdem ich dies gelesen habe schaue ich zu meinem Zwilling, welcher unserem Kumpel einen ungläubigen Blick zuwirft und dieser nur entschuldigend mit seinen Schultern zuckt. Plötzlich werde ich von meinem blonden Sitznachbar angetippt und als ich zu ihm schaue, nickt er mit seinem Kopf in die Richtung von der Frau Maier, welche jetzt durch die Reihen läuft. So klappe ich das Handy zu und lege es in mein Schlampermäppchen, greife nach meinem Stift, während mein Nachbar das Mathebuch so schiebt und leicht auf die Aufgabe tippt, welche wir bearbeiten sollen. So tue ich die letzte halbe Minute noch so, als ob ich etwas rechne und als Frau Maier gerade bei uns die Reihe entlang läuft, läutet die Schulglocke. Ich packe schnell meine Sachen zusammen, verabschiede mich von meinem Sitznachbar und stürme raus in den Regen zu dem Ständer, wo die Fahrräder stehen. Dort steht schon mein Zwilling, dessen Kumpel und die beiden Jüngsten. Ich begrüße die beiden anderen und lehne mich an mein Fahrrad. Dann warten wir auf die beiden älteren aus unserer Mannschaft. Ich kneife meine Augen leicht zusammen und starre die anderen Schüler leicht grimmig an, welche nur ihr Fahrrad holen wollen. „Ich glaube unsere Ice Queen hat wieder schlechte Laune", höre ich den blonden Lockenkopf seinem besten Freund zuraunen. So schaut dieser zu mir und kneift seine braunen Augen ebenfalls zusammen. „Du weißt doch, sie hat immer schlechte Laune", erwidert der braunhaarige Lockenkopf und verdreht seine Augen, welche fast die gleich Farbe haben, wie meine. „Wer hat schlechte Laune?" will eine Stimme neben mir erfahren. „Unsere Ice Queen doch nicht!", ertönt eine spöttisch ironische Stimme hinter mir, als ich mich zu der Stimme neben mir umgedreht habe. Da schlingen sich zwei kräftige Arme um meine Hüfte und dann werde ich nach hinten an eine klatsch nasse Brust gedrückt. Ich quietsche erschrocken auf und versuche von der nassen Brust wegzukommen. Doch es klappt überhaupt nicht, obwohl ich eigentlich stärker als die Jungs bin. Die anderen lachen nur, während ich versuche mich spielerisch von dem älteren Jungen zu lösen. „Nein! Hör auf! Bitte hör auf", kreische ich flehend unter lachen. Die Jungs, welche um uns herum stehen, beobachten das ganze amüsiert. So geht es eine Weile so weiter, bis wir mitbekommen, dass andere Schüler um uns herum stehen und uns lachend zuschauen.  Da hört der Junge hinter mir auf, mich zu ärgern und unsere Freunde verstummen. Ich beruhige mich kurz, bevor ich wieder eine arrogante und eiskalte Mine aufsetze. So laufe auf die Schüler zu, welche uns beobachtet haben und sich über uns lustig gemacht haben. „Was ist so lustig? Sind wir etwa ein Kino oder warum steht ihr hier so herum?", will ich kalt erfahren und meine Brüder greifen jeweils nach einem Arm, damit sie mich vorsichtshalber davon abhalten können, dass ich niemanden einen Knochen brechen kann. Die Schüler vor uns zuckten von meinem Ton zusammen und verschwanden schnell im Regen. „Bei den Eisigen Nordwinden! Ich hasse solche Schaulustigen", meckere ich vor mich hin, während mein Zwilling belustigt seinen Arm um meine Schulter legt. „Wir wissen alle, dass du Menschen hasst", meint der jüngste von uns und setzt sich in den Beiwagen von dem Fahrrad seines großen Bruders. Dieser richtet zustimmend, zu den Worten seines Bruders, seine grau Karierte Schiebermütze, bevor er sich auf den Sattel seines Fahrrads schwingt. Ich nehme dem zweit jüngsten meine Umhängetasche ab und hänge sie über meine Schulter. „Los! Lasst uns fahren", meint mein Zwilling nun, schwingt sich auf sein Fahrrad und wir anderen tun es ihm nach. Dann nicke ich ihm zu und so fahren wir gemeinsam vom Schulhof und fahren durch den Ort, bis wir den Hügel, welcher sich vor unserem Ziel erstreckt erreicht haben.

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