Wiedersehen

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Hinata PoV

Viele Monate später

Der Schweiß lief mir schon den Nacken hinab, als ich aus dem Flughafen in Tokio heraustrat und meine Augen mit meiner Hand gegen die Sonne abschirmte. Es war ungewöhnlich heiß und auch wenn ich gerade aus einem Land mit dauerhaft hohen Temperaturen kam, war es ungewohnt, dass auch hier das Thermometer weit über 30 Grad anzeigte und mich ordentlich schwitzen ließ.

Ich sollte eigentlich erst in zwei Wochen wieder nach Japan zurück kehren, nachdem ich nun fast zwei Jahre in Brasilien verbracht hatte. Der Abschied von Pedro und meinen Freunden dort war mir unglaublich schwer gefallen, doch ich freute mich mittlerweile so sehr auf die kommende Saison, denn endlich wurde ich von einem Verein der ersten Liga unter Vertrag genommen. Dort würde ich nicht nur endlich wieder richtiges Volleyball spielen können, nein ich würde so viele alte Gesichter wiedersehen. Allein dieser Gedanke brachte mein Herz zum aufgeregt Klopfen.

Und nicht nur das... Ich hatte Kageyama das letzte Mal vor über einem Jahr zum Neujahrsfest gesehen, als ich für einige wenige Tage nach Japan gekommen ist. Es war zwar überwältigend gewesen, ihn endlich wieder in den Armen halten zu können, doch während der Feiertage hatte ich nicht nur ihn, sondern selbstverständlich auch meine Familie und einige Freunde besucht. Für Zärtlichkeiten und Zweisamkeit war dann keine Zeit mehr.

Mein Herz klopfte schnell in der Brust, als ich daran dachte, wie ich ihn in wenigen Stunden endlich wieder berühren konnte. Ich würde ihn beim Training überraschen und dann hoffentlich eine wunderschöne Nacht mit ihm verbringen. Bei diesem Gedanken atmete ich tief durch und machte mich mit federnden Schritten auf den Weg nach Hause.

***

Ich hatte das Gefühl, mein Herz klopfte mir vor Aufregung bis in den Hals, als ich ein wenig unsicher durch die verwinkelten Gänge des Sportareals der Sweiden Adlers lief. Ein netter Hausmeister am Eingang hatte mir versucht zu erklären, wo die Volleyballer trainierten, doch ich hatte mich bald auf dem riesigen Gelände total verlaufen und fand mich zwischen mehreren Umkleidekabinen und Trainerräume wieder.

Gerade drehte ich mich wieder um die eigene Achse in der Hoffnung irgendwo eine Ausschilderung zu finden, als am anderen Ende des Ganges plötzlich jemand rief: „Oi! Was schnüffelst du hier herum?"

Ich drehte mich erschrocken herum und erstarrte, als eine große Person aus dem Schatten auf mich zu geschritten kam. Als er wenige Meter vor mir aus dem Schatten ins Licht einer Lampe trat, atmete ich mehr oder weniger erleichtert aus.

„Hinata Shoyo?", fragte Ushijima ungläubig und legte den Kopf schräg. „Was machst du denn hier?" Ich grinste ihn an und kratzte mir verlegen den Hinterkopf.

„Ich wollte eigentlich Kageyama überraschen, aber ich habe mich auf den Weg in eure Halle verlaufen", sagte ich verlegen. Ushijima schaute mich prüfend an und beugte sich zu mir hinunter, während er die Arme vor der Brust verschränkte. „Hm. Ich hab gehört du bist jetzt bei den MSBYs... sicher, dass du nicht doch zum spionieren gekommen bist? Würde dir ja ähnlich sehen", antwortete er.

Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Nein! Ich bin wirklich nur wegen Kageyama hier! Denkst du wir hätten es so nötig?", fragte ihn herausfordernd und reckte mein Kinn. Mein Herz klopfte schnell in meiner Brust und ich wusste, dass ich bei Ushijima meinen Mund nicht so weit aufreißen sollte.

Dieser schaute mich noch einen Moment weiter an und sagte dann resigniert: „Am besten du kommst mit. Unser Training ist fast vorbei und wenn du wirklich nur für ihn hier bist..." Mit diesen Worten drehte er sich um und lief voran.

Also folgte ich dem großen Außenangreifer und fand mich wenig später vor einer schweren Doppeltür wieder hinter der ich das vertraute Quietschen der Sportschuhe auf dem Hallenboden vernahm. Ich atmete die durch und trat hinter Ushijima durch die Türen.

Der Geruch des Holzbodens, die aufgeheizte Luft, das Keuchen der Spieler - all das ließ meine Gefühle hochschnellen und mir blieb kurz die Luft weg, als ich über die Schwelle trat. Zwei Jahre hatte ich dieses Gefühl nicht mehr gehabt. Und jetzt merkte ich wie sehr ich es eigentlich vermisst hatte.

Das Training lief noch in vollen Zügen und ich erstarrte, als Kageyama meinen Blick die magnetisch anzog. Sein schlanker Körper streckte sich gerade dem Ball entgegen und sein Shirt wehte ein wenig nach oben, als er sich nach hinten streckte. Sein Angreifer verwandelte ihn perfekt.

Mein Mund war vor Erstaunen leicht geöffnet, bis eine andere vertraute Stimme plötzlich ungläubig rief: „Hinata? Was machst du denn hier?" Es war Hoshiumi. Alle, die mich noch nicht bemerkt hatten drehten sich zu mir herum und ich sah, wie auch ein Ruck durch Kageyama ging, als er sich schnell zu mir herum drehte.

Seine Augen waren vor Erschrecken und Verwunderung geweitet und ich sah ihm an, dass er sie sich am liebsten gerieben hätte um sicher zu gehen, dass ich es wirklich war. „Hinata", hörte ich ihn in die stille Halle flüstern.

Mein Herz setzte einen Schlag aus und schlug dann in doppeltem Tempo weiter. Ich spürte, wie meine Kehle eng wurde und sich Tränen der Freude und der Erleichterung in meinen Augenwinkeln sammelten. Und dann brachen mit einem Mal die Dämme.

Ich stolperte nach vorn, während Kageyama mir entgegen kam und fiel förmlich in seine Arme, die er, immer noch mit einem ungläubigen Blick, ausgestreckt hatte und mich fest in eine Umarmung zog. Es drückte mir die Luft aus den Lungen, so fest hatte er mich an seine Brust gedrückt, doch wenige Sekunden später hielt er mich wieder mit einer Armeslänge von sich und musterte mich ungläubig.

„Du bist hier", sagte er erstickt. Ich nickte und lachte, während er mit beiden Händen mein Gesicht umfasst hielt. „Ich bin hier", lachte ich und schniefte. Ich war so unfassbar glücklich. Meine Hände legten sich auf seine Brust und ich spürte seine harten Muskeln unter meinen Fingerspitzen.

„Du... du wolltest doch erst in zwei Wochen kommen", sprach er weiter und seine Finger strichen immer wieder über meine Wangen, so als ob er nicht glauben könnte, wirklich meine Haut unter seiner zu spüren.

„Tja... Überraschung", flüsterte ich heißer zurück und ich sah, wie er schluckte. Sein Kopf neigte sich etwas zur Seite und ich wollte mich gerade auf Zehenspitzen ihm entgegen strecken, als ich ein leichtes Räuspern vernahm, was uns zusammenfahren ließ.

„Hebt euch das für zu Hause  auf", sagte der Coach streng, jedoch mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht. Ich spürte wie meine Wangen brannten, als ich mich etwas von Kageyama löste. Meine Hand hielt er jedoch weiterhin fest, während der Trainer das Training lachend für beendet erklärte.

He is my sunrise || Hinata x KageyamaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt