Epilog

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Kageyama PoV

Es dauerte fast zwei Wochen, bis uns die endgültigen Ergebnisse des Scoutings bekannt gegeben wurden. Hinatas Mannschaft wurde nicht gesagt, wer sich in der engeren Auswahl befindet, weswegen sowohl er als auch ich jeden Tag nervös auf die Nachricht warteten.

Es war Freitag, uns stand ein freies Wochenende bevor, das Hinata bei mir verbringen würde. Gerade fläzten wir uns ein wenig K.O. von unserem abendlichen Zuspieltraining auf meiner Couch herum, als Hinata auf seinem Handy tippte und sich plötzlich erschrocken aufrichtete.

Seine Hand tastete nach meinem Arm und er zog mehrmals heftig dran. "Kageyama... ich hab eine Email bekommen... schau nach ob du auch eine hast", rief er aufgeregt und sofort war ich hellwach. "Warte, warte, warte! Wehe du schaust schon rein!", antwortete ich hektisch und griff nach meinem eigenen Handy.

Meine Hände zitterten so heftig, während ich aufgeregt mein Postfach durchsuchte und ebenfalls eine ungelesene Nachricht vorfand. "Okay, okay, okay. Ganz ruhig jetzt", sagte ich und spürte, wie auch meine Stimme vor Aufregung bebte. Hinata schaute mich mit großen Augen an.

"Öffnen wir es gemeinsam? Auf drei?", fragte er und seine Augen leuchteten. Ich griff nach seiner Hand und schüttelte mit dem Kopf. "Warte, Hinata", setzte ich an und plötzlich schlug mir das Herz bis zum Hals. "Erinnerst du dich noch, wie ich zu dir sagte, dass ich dir etwas zu sagen habe, wenn du es schaffst?" Hinata nickte verwirrt und drückte sanft meine Hand.

"Ich hab es nicht vergessen", sagte er und reckte herausfordernd sein Kinn nach vorn. "Das war ziemlich unfair von mir. Ich weiß, dass du immer dein Bestes gibst und... dass das, was ich dir sagen will eigentlich nichts mit deiner Leistung bei diesen Auswahlspielen zu tun hat. Deshalb... möchte ich dich es dir vorher sagen", sagte ich leise und drückte seine Hand nun ebenfalls.

"Kageyama", flüsterte Hinata und schaute mich aufmerksam an. So ruhig hatte ich ihn bisher selten gesehen. Ich legte mein Handy beiseite und auch er folgte meiner Bewegung um beide Hände in meine legen zu können. Ich wusste, was es ihn für eine Anstrengung kosten musste, ausgerechnet jetzt auf dieses, für uns beide wichtige Ergebnis, warten zu müssen.

"Hinata... ich... du weißt, ich liebe dich... wirklich doll", setzte ich an und verzog bei meinen eigenen Worten das Gesicht. Wirklich doll? Wie alt war ich? Fünf? Ich atmete tief durch und schaute ihm in die braunen Augen. "Also... ich meine damit... ich liebe dich... bedingungslos... seitdem du auf mich vertraust hast, als ich dachte, es würde kein anderer tun. Und die letzten zwei Jahre ohne dich... die waren... schrecklich... und gleichzeitig wusste ich, wie wichtig dir das Ganze war... und wie weit es dich bringen würde..."

Mit einem mal spürte ich, wie meine Stimme stockte und meine Sicht verschwamm. "Kageyama", wiederholte Hinata besorgt und legte seine Hand an meine Wange. Ich blinzelte die Tränen weg, die sich in meinen Augenwinkeln sammelten und versuchte mich wieder an einem tapferen Lächeln.

"Ich bin echt nicht gut in sowas... also bitte verzeih mir, dass ich so direkt zum Punkt komme... aber ich glaube, wenn ich es noch länger hinauszögern muss, dann platze ich, also...", setzte ich wieder an und holte tief Luft, wie um mich für einen großen Sprung in kaltes, unbekanntes Gewässer zu wappnen.

"Hinata... ich will hier nicht anhalten... ich will mit dir auf dem Feld stehen... und ich will gegen dich kämpfen... und ich will jeden Abend meines Lebens nach Hause kommen und von dir empfangen werden... und... und..." Nun konnte ich nichts gegen die Tränen tun, die sich aus meinem Augenwinkel stahlen und über meine Wangen hinab liefen.

"Ich will... dass wir für immer zusammen sind... also wirklich... wenn du das willst...", schloss ich ab und spürte, wie die Anspannung fast ihren Höhepunkt erreichte. Hinatas Augen wurden groß, als ihn die Wucht der Bedeutung meiner Worte traf. "Du... du willst... willst du mich etwa heiraten?", fragte er mich vollkommen perplex.

Ich nickte zaghaft und seine Augen begannen förmlich zu leuchten. Dann war es lange still zwischen uns, bis er fragte: "Was ist, wenn ich nicht in die Nationalmannschaft aufgenommen werde?" Ich blinzelte kurz und zog dann die Augenbrauen zusammen.

"Was soll das für eine Frage sein? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Ich will dich... alles andere ist nur nice-to-have", antwortete ich energisch. Hinatas Grinsen wurde immer breiter und ich hatte das Gefühl, die Sonne würde mitten in meinem Wohnzimmer aufgehen.

"Du bist echt schlecht in sowas. Macht man sowas nicht romantisch, geplant... und mit Ringen?", fragte er und lehnte sich mit einem vielsagenden, frechen Grinsen nach vorn. Meine Wangen nahmen eine tiefrote Farbe an und der Griff um meine Finger wurde fester.

"I-ich... also... Ringe sind doch blöd fürs Training und außerdem... ach halt doch die Klappe!", rief ich, als Hinata in haltloses Kichern verfiel. "Tut mir leid", antwortete er, doch sein helles, fröhliches Lachen schallte weiterhin durch den Raum.

"Also, wie ist nun deine Antwort?", fragte ich ihn nervös, als er sich irgendwann wieder beruhigt hatte. Hinata beugte sich nach vorn und legte seine Arme um meine Schultern. "Natürlich ist die Antwort 'ja'", flüsterte er und mein Herz tat einen aufgeregten Hüpfer.

"Ehm... wow, das ist toll", lachte ich erleichtert auf und nahm ihn fest in den Arm. Ich spürte Hinatas Herz an meiner Brust ebenfalls schnell schlagen bevor er sich in meinen Armen regte und mir tief in die Augen schaute. "Okay... wen wollen wir einladen? Wie wollen wir feiern? Oh! Ich will unbedingt einen Kimono tragen! Was denkst du?", sprudelte es aus ihm heraus und ich musste ein Lachen unterdrücken, als seine Aufregung ein wenig auf mich übersprang.

"Hinata... ich glaube wir sollten uns erst einmal auf wichtigere Dinge konzentrieren. Zum Beispiel die Nationalmannschaftsauswahl", antwortete ich beruhigend und sofort wurde seine Miene wieder ernst.

"Verdammt, das hab ich fast vergessen!", rief er aus und griff wieder nach seinem Handy. Auch ich nahm meines wieder in die Hand und suchte die entsprechende Nachricht aus, bevor ich innehielt und meinen Freund anschaute, dessen Blick ebenfalls abwartend auf mir ruhte.

"Bereit?", fragte ich und Hinata nickte, bevor er nervös schluckte. Ich tippte auf die Nachricht und überflog den Text nach der entsprechenden Mitteilung.

Nach eingehender Prüfung freuen wir uns Ihnen mitteilen zu können, dass Sie die Möglichkeit bekommen, in den Kader der japanischen Volleyball-Nationalmannschaft der Männer aufgenommen zu werden. Bitte bestätigen Sie Ihre Position innerhalb der kommenden 14 Tage über Ihren Verein.

Ich musste den Satz mehrmals lesen um mir der vollen Bedeutung bewusst zu werden. Ich war dabei! Ich gehörte zum Team der Nationalmannschaft! Ich schaute mit einem breiten Grinsen nach oben, welches jedoch sofort in meinem Gesicht gefror, als ich Hinatas Blick begegnete.

"Ich wusste, dass du es schaffen würdest", sagte er und lächelte schwach. Ich schluckte gequält und antwortete: "Was ist mit dir?" Hinata seufzte schwer und rieb sich über das Gesicht. Ich sah das erste Mal, wie er versuchte seine wahren Emotionen zu unterdrücken. "Ich... habs nicht geschafft. Ich war in der engeren Auswahl, aber sie konnten sich kein Bild meiner Leistungsentwicklung der letzten beiden Jahre machen, sondern nur aus dem einen Training, welches sie gescoutet haben schließen. Aber", und mit diesen Worten begegnete er meinem Blick, "ich wurde für das Trainingscamp eingeladen. Wenn ich mich dort beweise... dann gibt es Chancen, dass ich für die nachfolgende Saison direkt gesichert werde."

Ich sah die Enttäuschung in seinem Blick, doch auch ein aufgeregtes Funkeln. "Sieht so aus, als müsste ich dich mal wieder einholen", sagte er und knuffte mich in die Schulter. Ich hielt seinem Blick jedoch stand und schüttelte den Kopf. "Wenn sie dich die letzten zwei Jahre hätten spielen gesehen, hätten sie anders entschieden, da bin ich mir sicher", sagte ich ehrlich und ich sah wie er überrascht sein Gesicht verzog.

"Dann muss ich es ihnen wohl im Trainingscamp zeigen", sagte er entschlossen und ich nickte. Ich überbrückte die letzte Distanz zwischen uns und nahm ihn fest in die Arme. "Du willst mich heiraten", flüsterte Hinata an meinem Ohr und spürte, wie ein wohliger Schauer meinen Rücken hinab lief. "Genau das will ich", antwortete ich und ich spürte, wie sein Griff fester wurde.

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Fortsetzung in der Oneshot Sammlung "We say 'Yes'!"!

He is my sunrise || Hinata x KageyamaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt