He is my sunrise || Hinata x Kageyama

Ein guter Anfang

Hinata PoV

"Das Trainerteam der Nationalmannschaft? Wie cool!", rief ich aus und presste mein Handy mehr ans Ohr, fast so, als fürchtete ich, irgendein Detail von Kageyamas Erzählungen zu verpassen. "Allerdings", erzählte Kageyama selbstbewusst und auch ich spürte eine jähe Welle des Stolzes in mir aufwallen.

"Ich... wurde erneut in die engere Auswahl genommen", erzählte er weiter und ich hörte, wie seine Stimme ein wenig zitterte. "Das ist ja auch das einzig richtige", antwortete ich lächelnd. "Iwaizumi war da, er arbeitet nebenbei für das Trainerteam. Und Oikawa", erzählte er weiter und ich hielt inne. Hatte er sich schon wieder mit dem großen König angelegt?

"Oikawa ist eingesprungen und hat ein paar Einheiten mit uns gespielt. Ich habe drei Sätze gegen sein Team gewonnen", sagte er und wurde leiser. Kurz war es still, bis ich vorsichtig fragte: "Und wieviele Sätze hast du gegen ihn verloren?"

Kageyama erwiderte erst nichts bevor er dann zerknirscht antwortete: "Drei. Und einen Satz, welcher unentschieden abgepfiffen werden musste, weil wir die Trainingszeit überzogen hatten." Ich brach in lautes Gelächter aus, als ich mir vorstellte, wie genervt er in diesem Moment auf seinem Bett sitzen musste.

"Hör auf, mich auszulachen. Am liebsten hätte ich alle sieben Spiele gewonnen", sagte er, doch ich hörte, wie er lächelte. "Ich weiß. Aber denk doch nur daran, wie wir es ihm zeigen können, wenn wir ihn in einem offiziellen Match besiegen werden", antwortete ich angriffslustig.

"Wir?", fragte Kageyama und ich stutzte kurz, bevor ich stur das Kinn nach vorn reckte und antwortete: "Natürlich wir! Ohne mich bist du nur halb so stark wie mit mir! Ich werde genauso für das Nationalteam aufgestellt, wie du!" Daraufhin konnte er nichts erwidern.

Fast erwartete ich eine schnippische oder provokative Antwort, doch dann sagte er nur leise: "Das wirst du garantiert. Wehe, wenn nicht!" Das entlockte nun auch mir ein Schmunzeln. Dann war es wieder still.

Gerade wollte ich fragen, ob er noch dran ist, als Kageyama leise sagte: "Hinata?" Ich machte einen zustimmenden Laut und der Griff um mein Handy wurde wieder fester. Sein Ton war ernst. "Wenn... wenn wir beide es schaffen... dann... dann...", sagte er stotternd, doch brach dann wieder ab. "Dann was?", drängte ich ihn leise und plötzlich schlug mir mein Herz bis in den Hals, ob vor Aufregung oder Nervosität konnte ich nicht sagen.

"Dann... habe ich dir etwas zu sagen", antwortete er mir ebenso leise und ich hielt unbewusst meine Luft an, um bloß kein Wort zu verpassen. "Was willst du mir sagen?", fragte ich ihn verwundert. Kageyama war wieder kurz still, bevor er sagte: "Das sag ich dir erst, wenn wir beide es geschafft haben." - "Das ist unfair. Woher weiß ich, dass es sich für mich lohnen wird?", neckte ich ihn ein wenig und hoffte so, die Antwort aus ihm heraus zu kitzeln.

"Es wird sich lohnen. Als streng dich an, ja?", sagte er. Ich wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, doch brach dann ab, da ich wusste, dass ich ihn niemals zu einer Antwort zwingen konnte. Wenn ich es unbedingt wissen wollte, musste ich mein Bestes geben.

"Ich streng mich immer an", antwortete ich also nur und ich hörte ihn am anderen Ende der Leitung grummelnd lachen. "Ich kann mir vorstellen, dass euer Team das nächste auf der Scoutingliste ist. Mach dich also darauf gefasst, dass auch ihr in den kommenden Tagen Besuch bekommt", sagte er noch und ich nickte, auch wenn er mich nicht sehen konnte. Genau dieser Gedanke hat mich von Anfang an beschlichen, seit er mir davon erzählt hatte.

Das Nationalteam... endlich wieder gemeinsam mit Kageyama auf dem Feld stehen.

"Kageyama?", fragte ich ihn irgendwann und mein Herz machte einen Hüpfer, als er leise brummte. "Ich werde mein Bestes geben, mit dir wieder auf einem Feld zu stehen", sagte ich dann lächelnd.

Kageyamas raues Lachen sorgte für eine Gänsehaut, die sich in meinem Nacken ausbreitete. "Das hoffe ich doch."

***

Ich bekam meine Chance nur zwei Tage später. Nach unserem Warm-Up war es Bokuto, der das Trainerteam der Nationalmannschaft als erstes entdeckte. "Hey Hinata, sieh mal, du hattest recht", stupste er mich an und deutete auf den Spielfeldrand.

Ich konnte es nicht für mich behalten, also hatte ich Bokuto und Atsumu von meinem Telefonat mit Kageyama erzählt. "Wow, die sind ja wirklich alle da. Aber siehst du Oikawa irgendwo?", sagte Atsumu und reckte interessiert den Kopf. Ich rollte die Augen. Wenn es um diese Position geht ticken wohl alle Zuspieler genau gleich.

"Ich glaube nicht, dass er überall mit hinkommt, nur weil Iwaizumi quer durch das Land reist", antwortete ich, als ich ebenfalls Ausschau nach dem großen König gehalten hatte, ihn jedoch nirgends entdecken konnte. Dafür trat Iwaizumi an mich heran.

"Hinata, Oikawa lässt Grüße ausrichten und bedauert, dass er heute nicht dabei sein kann. Er besucht seine Familie, wenn du verstehst...", sagte er und ich hob beschwichtigend die Hände. "Das kann ich total verstehen. Bestell ihm bitte auch liebe Grüße von mir, ja?", antwortete ich hastig und Iwaizumi nickte.

"Bist du bereit? Kageyama wird dir ja sicherlich erzählt haben, warum wir heute hier sind", fragte er und ich hob ertappt die Schultern, doch Iwaizumi lächelte und ich entspannte mich wieder. "Ja, er hat es mir verraten. Du wirst sehen, ich werde es schaffen", rief ich angriffslustig und Bokuto und Atsumu lachten.

"So kennen wir unseren Hinata! Mit diesem Kampfgeist steht der Nationalmannschaft nichts mehr im Weg", rief Bokuto fröhlich und wuschelte mir aufgeregt durch die Haare. Hinter uns klatschte der Coach in die Hände und rief uns zusammen.

In meiner Brust klopfte mein Herz vor Aufregung im doppelten Tempo und ich spürte, wie meine Wangen gerötet waren. Während wir in Teams aufgeteilt wurden spürte ich das Adrenalin, was mir nach wie vor vor einem Spiel durch das Blut schoss und mein Grinsen wurde automatisch breiter, als der gellende Pfiff ertönte und ich zu meinem ersten Angriffssprung ausholen konnte, nachdem Atsumu mir perfekt zugespielt hatte.

Der laute Knall von Haut auf Leder hallte durch die Halle und der Ball fand direkt sein Ziel im gegnerischen Feld. "Ein guter Anfang! Gleich noch so einen", rief ich und meine Teamkameraden grinsten mir zu.