„Kriechst du eigentlich immer so langsam? Du kannst im übrigen auch aufstehen. Du weißt doch, wie das geht, oder? Und gesprächig bist du auch nicht. Was ist so merkwürdig an einer sprechenden Katze? Nur weil ihr uns nicht versteht, heißt das nicht, dass wir nicht reden können! Ich scherze nur. Die meisten reden nicht. Denke ich zumindest."
Stundenlang ging es für mich an Kartons vorbei der Katze hinter her. Die Stimme war mir im Rachen stecken geblieben und ich konnte ihr nicht sagen, dass sie aufhören kann mit reden. Ach ja, die Katze konnte reden und das wie ein Wasserfall. Wir kamen an tausenden Kartons vorbei, es wurde immer dunkler und die Katze redete wie ein Wasserfall. Sie redete davon was sie zu Mittag aß, was sie den Tag über machte, aber nicht darüber was wir hier machten. Kein einziges ihrer unzähligen Worte bezog sich auf dieses ganze „Katze kann reden und Ich muss ihr hinter her"-Ding. Ich merkte, wie sich ein Knoten in meinem Rachen löste und schon polterte aus mir heraus:
„Wo zur Hölle führst du mich hin? Wieso kannst du reden? Und was am wichtigsten ist: Wieso kannst du nicht einfach mal fünf Minuten still sein?", von den Worten aus meinem Mund erschrocken, wünschte ich mir sie würden wieder zurückkehren und in einer großen Bewegung versuchte ich sie wieder einzufangen und mir in den Mund zu stopfen, doch sie zerflossen wie Sand zwischen meinen Fingern. Schnell blieb ich stehen und mein zweiter Gedanke hoffte, dass der orangene Wollknäuel nichts gehört hat, da er ja einige Schritte vor mir ging. Vielleicht waren meine Worte leise genug nicht gehört zu werden. Hoffend betrachtete ich sie, doch sie ging unbeeindruckt weiter, weshalb ich mich entschloss auch weiterzugehen.
Nach einer Weile gegenseitigen Schweigens drehte sie den Kopf im Laufen zu mir und sprach:
„Wie du sehen kannst, kann ich sehr wohl fünf Minuten lang still sein und wieso du dich fragst, warum ich reden kann verstehe ich nicht. Hast du mir die ganze Zeit etwa nicht zugehört? Hast du etwas mit den Ohren? Ist dir ein Würmchen ins Ohr gekrochen und beansprucht deine gesamte Aufmerksamkeit, dieses egoistische Tier?"
Ertappt nicht vollständig zugehört zu haben, begann ich zu stottern:
„A-aber, d-d-du, weißt schon, da-dass du viel geredet hast u-und das eine Menge Information waren. Genau, eine Menge von Informationen."
Den letzten Satz wiederholte ich, wie ein eindringliches Gebet, um der Notlüge Raum für Notizen zu lassen, jedoch so, dass die Menge an Informationen der Hauptgrund ist.
„Wie dem auch sei", fing sie wieder an, „Um zu erfahren wohin wir gehen, musst du dich noch etwas gedulden müssen. In der Zwischenzeit kannst du von dir erzählen, wenn du schon nicht fähig bist mir zuzuhören."
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Adventskalender 2022
RandomAuch dieses Jahr schreibe ich einen Adventskalender. Und ohne viel vorweg zu nehmen, wünsche ich ganz viel Spaß beim Lesen :)