6. Türchen

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„Jetzt sag doch endlich: Siehst du was?", langsam ging mir die Katze auf den Nerv, doch noch sehe ich nichts. Ich sah weiterhin weg, zu groß die Angst zu erblinden. „Jetzt sieh hin! Öffne deine Augen! Sieh hin!"

Ich beschloss nun endlich meine Augen dem krellen, weißen Licht auszusetzen. Was soll schon passieren?, dachte ich mir und öffnete die Augen, die sofort von einem leichten Schmerz durchzogen wurden, welcher sich allmählich in warme Sphären wandelte und mich hinter das Licht sehen ließ. So langsam erkannte ich ein Dorf, ein kleines verschneites Dorf mit bunten Lichtern an den Fenstern und Nussknackern, die durch die Straßen gingen. An den Ecken unter einigen Laternen standen Räuchermännchen ihre Pfeiffen paffend. Die Kinder des Dorfs bauten gemeinsam Schneemänner und ein jeder, der fertig gestellt wurde, begann seinen Erbauer lachend auf die Schultern zu nehmen und auf den ihn gegebenen Schuhen durch die Straßen zu rennen. Von ihren Schultern aus bewarfen sich die Kinder mit Schneebällen. Traf einer davon einen Schneemann, so ließ dieser seine Karottennase fallen und begann im Unglauben zu Lachen, wovon das Kind von seinen Schultern purzelte und im Schnee einen Schneeengel freudig kreierte.
„Was zum?", kam es aus mir heraus, denn schließlich befanden wir uns immer noch unter meinem Bett. Der orange Fellball sah mich an und fragte:
„Ihr Menschen glaubt immer, dass nur ihr die Welt beherrscht. Und dann wundert ihr euch, wenn Katzen zu sprechen beginnen und Nussknacker und Räuchermännchen zu leben erwachen. Einem jedem Ding dieser Welt wohnt eine Seele inne."
Die Katze lächelte und machte einen Katzensprung näher zum Dorf.
„Magst du mitkommen?"
Langsam begann auch ich zu lächeln und folgte ihr, doch bevor ich mich versah ertönte dieser altvertraute Klang.

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