Die Weihnachtskatze

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„Mein Kind, schließe deine Augen und sag: Was siehst du?", waren die letzten Worte, die mir von vergangenem Weihnachten übrig blieben. Keine Erinnerung, keine Gedanken, nichts außer dieser Satz und meine Antwort.
„Ich sehe nichts. Da ist nichts. Ein großer Haufen gähnenden Nichts."
Mir ist als wäre diese Antwort falsch, als hätte ich sie nicht geben dürfen, doch ich tat es. Noch heute denke ich darüber nach. Noch heute überlege ich, was ich hätte sehen sollen. Und nun ist es bald wieder soweit. Es fehlen einzig 24 Tage bis Weihnachten, heute ist der erste davon...

Als ich heute aus der Wohnung tritt, die Treppen des Hausflurs hinunter ging, da sah ich eine orangefarbene Katze mit weißem Latz vor dem Fenster über dem Erdgeschoss sitzen. Erst beachtete ich sie nicht, bis sie anfing zu mauzen. Ich sah gedankenverloren zu ihr und da sprang sie vom Fenster. Besorgt ob es ihr gut ging, rannte ich die letzten Treppenstufen hinunter, riss die Haustür auf und da war sie. Sie saß mit ausgestreckten Vorderpfoten und leicht geneigtem Kopf einfach vor der Tür. Ich weiß bis jetzt nicht was es war, aber ich fühlte mich ihr in einer merkwürdigen Weise verbunden, doch das hielt mich nicht davon ab in mich „Doofe Katze" hinein zu murmeln und weiter zu gehen. Mit Gedanken bei der mir bevorstehenden Arbeit ging ich die vom geschmolzenen Schnee feuchte Straße entlang, vorbei an einigen Pfützen. Gleich bin ich wieder von diesen Idioten umgeben, gefangen vor dem Computer, verdammt durch Datensätze zu scrollen und die kleinsten Änderungen zu notieren, dachte ich mir. Ein Patschen, als würde jemand immerzu auf eine Pfütze schlagen, riss mich aus meinen Überlegungen. Neugierig drehte ich mich um und sah sie, die orangene Katze, die vergnügt mit den Vorderpfoten in eine Pfütze sprang und nach einigen Sekunden in denen sie mich wohl bemerkte sah sie mich mit von einer zur anderen Seite neigenden Kopf an, bevor sie weiter mit der Pfütze spielte.
Will mich diese Katze verfolgen, mich womöglich wahnsinnig machen? Es kann doch kein Zufall sein, dass sie nun hinter mir aufgetaucht ist, sinnierte ich, drehte mich wieder zurück und ging auf Arbeit mit dem Gefühl verfolgt zu werden.
Immer wieder sah ich sie. Auch auf meiner Arbeit war mir als würde ich sie durch die Gänge huschen sehen. Doch dachte ich mir dabei nichts und stundete meine Zeit ab. Die Datensätze, die vor meinen Augen vorbeizogen schienen ewig während, niemals endend, doch irgendwann erklang der Ton meines Weckers, den ich mir stellte, da ich seit Tag eins in diesem Beruf befürchtete mich in diesem Universum der zehrenden Zahlen zu verlieren. So wie der Wecker klingelte, packte ich meine Sachen und ging aus meiner kleinen Zelle. Erst als ich diese verließ, beendete ich das Tönen des Weckers und ging nach Hause. Auf dem Weg sah ich sie nicht. Die Katze war nicht mehr da. Ich sah nach links, nach rechts, nach oben, unten, überall, doch war sie nicht mehr hier. Vielleicht habe ich sie mir heute auch nur eingebildet, dachte ich, vielleicht hat mich die Arbeit endgültig gebrochen.
Nichts ahnend und kurz vor meiner Haustür saß sie wieder und leckte sich die Pfote. Und wie sie mich sah, schlich sie mir um die Beine. Ich schloss die Tür auf und versuchte eben diese schnell genug zu schließen, damit mir das Tier nicht folgt, aber ehe ich mich versah war sie schon hindurch und starrte von der Treppe aus zu mir, fast so als würde sie warten. Mit von der Arbeit schweren Gemüt entschloss ich mich dazu nichts zu unternehmen. Ich ließ es einfach geschehen und der orangene Fellball ging mir voraus bis zu meiner Wohnungstür vor die sie sich wieder setzte und wartete.
„Aus dir muss ich nicht schlau werden, oder?", sprach ich zu ihr, während mir der Schlaf langsam in die Augen rollte. Sie neigte ihren Kopf, woraufhin ich die Tür einfach aufschloss, sie hindurch huschte und in meiner Küche verschwand.
„Natürlich kommst du mit rein", murmelte ich leicht genervt und in ironischer Weise, „warum sollte es auch anders sein?"
Ich habe aufgegeben mich gedanklich damit zu beschäftigen, wieso sie mir heute folgt. Ich machte mir lediglich etwas zu essen, wobei ich mich um die auf den kalten Fliesen zusammengerollte Katze manövrierte bis ich mit einem reichlich gefüllten Teller in mein Wohnzimmer ging, mir die Klappcouch wieder auszog gemütlich aß, den Teller wieder wegräumte und mich schlafen lag.
Vom Schlaf verführt, war das letzte was ich vorm einschlägigen Schlaf hörte ein leises Miauen, dass sich fast wie ein „Hallo" anhörte und ein beruhigendes Schnurren.

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