Endlich wach

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Harry saß vor der Höhle auf einem der steinernen Vorsprünge unter Wasser und sah zu Wasseroberfläche, wo er das Licht des Mondes sehen konnte. Eigentlich beruhigte ihn so etwas, doch das wirkte heute nicht wirklich.

Victorian war noch immer nicht aufgewacht und langsam begann er sich wirklich Sorgen um den Älteren zu machen. Er wollte ihn nicht auch noch verlieren, nicht nach seinen Eltern und seiner zweiten Mutter. Dann wäre er allein und das machte ihm Angst.

Dazu kam die Angst um die Junglinge. Er wollte sie unbedingt beschützen, aber er musste vorsichtig sein. Sollte ihm auch noch was passieren, dann wäre keiner mehr da, der sich um sie kümmern konnte. Sie würden dann vollkommen schutzlos sein und würden zwar eine Weile in der Höhle bleiben, doch irgendwann würde der Hunger sie hinaustreiben. Und dann wären sie eine leichte Beute für Haie oder Orcas.

Er hatte sie heute in große Gefahr gebracht, als er sie aus der Höhle gelassen hatte. Harry weinte, auch wenn er das nur durch ein Stechen in den Augen registrierte. Hätte der Mensch sie gesehen, hätte er nicht solch laute Geräusche gemacht hätte er das. Es war eine reisen Dummheit gewesen, sie aus der Höhle zu lassen, wo er doch wusste, dass hier Menschen schwammen.

Menschen konnten ihnen wirklich gefährlich werden. Vor ihren Schiffen wurden Junglinge schon seit der Geburt gewarnt und das aus gutem Grund. Viele hatten etwas, dass sie schwerst verletzten oder gar töten konnte. Es schnitt tief in ihr Fleisch und konnte sie zu Stücken schneiden. Von seiner Kindheit wusste Harry, dass es sich um Propeller und Schiffsschrauben handelte. Doch zu wissen, wie es hieß, half ihm nicht dabei die Gefahr zu minimieren. Das ging nur, wenn man Schiffen fernblieb.

Aber auch Menschen selbst stellten eine Gefahr für sie da, besonders für die Junglinge. Erwachsenen konnten ihnen leicht davon schwimmen, doch Junglinge waren weder schnell noch ausdauert genug dafür. Menschen fingen immer wieder kleine Wale und nur selten kehrten diese zurück. Nicht immer hatten diese Verletzungen, manche wurden deutlich auch gut behandelt, doch die meisten nicht.

Das Risiko wollte niemand eingehen. Nicht, wenn es sich um Junglinge handelte. Man bleib den Menschen fern, um all das zu verhindern. Damit die Junglinge gar nicht erst in Gefahr gerieten. Die Menschen sollten nicht versuchen sie zu finden. Das wurde allerdings auch immer schwerer, da die Menschen komische Dinge nutzten, um die Meere zu erforschen.

Und doch konnte er die dunkelbraunen Augen nicht vergessen, die ihn so überrascht und sanft angesehen hatten. Harry wusste, wie Menschen waren. Er hatte die Dursleys erlebt. Er wusste, wie Menschen sich benahmen, wenn sie etwas Unnormales antrafen. Es waren nicht alle Menschen gleich, das war auch ihm klar, aber das Risiko auf eine schlechte Person zu treffen war einfach immer zu hoch.

Aber Harry wollte nicht glauben, dass der Mensch, der ihn sogar befreit hatte, ein schlechter Mensch war. Er hatte ihn nicht nur befreit, sondern auch sein eigenes Leben für ihn riskiert. Der Mensch wäre beinahe ertrunken und trotzdem war er nicht zwischendurch aufgetaucht. Er hatte ihn zunächst befreit und wäre als Folge beinahe ertrunken. Hätte Harry ihm nicht geholfen, dann wäre der Mensch wohl nun Tod.

Harry wollte nicht, dass der Mensch starb. In jenem Moment, in dem er verstanden hatte, dass der Mensch ohne seine Hilfe sterben würde, hatte dies auf einmal wie das Schlimmste auf der Welt gewirkt. Er hatte gar nicht registriert, was er tat, bis er schon an der Wasseroberfläche gewesen war.

Er hätte den Menschen eigentlich unter Wasser halten sollen, ihn ertränken, damit ihre Gesellschaft in Sicherheit war, doch er hatte es nicht gekonnt. In dem Moment hatte er überhaupt nicht daran gedacht. Er hatte das alles nicht gedacht, als er ihn gerettet hatte. Dabei hatte er eigentlich gar nicht gedacht, nur gehandelt.

Harry vergrub sein Gesicht in den Händen. Er konnte es selbst kaum glauben. Einen Menschen. Er hatte einen Menschen gerettet und er konnte nicht einmal jetzt, im Nachhinein sagen, dass er den Menschen nun töten würde. Nicht einmal jetzt, wo er darüber nachdachte. Der Mensch sollte nicht sterben, schien eine Stimme in ihm zu schreien.

Wolf und WalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt