Konfrontation

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Da war es schon wieder. Das Geräusch, dass Harry Seth beigebracht hatte, damit dieser ihm ankündigen konnte, dass er da war. Das Geräusch wurde durchs Wasser getragen und wo immer Harry in der Bucht war, er konnte es hören. Im Moment bereute er, dass er Seth das beigebracht hatte.

Er wusste, dass der andere da war. Das war das zehnte oder elfte Mal in kurzer Folge, dass er es hören konnte. Es wurde schwer es zu ignorieren. Aber Harry wollte den anderen im Moment wirklich nicht sehen. Wenn der nicht aufhörte unter Wasser solchen Krach zu erzeugen, musste er es aber doch.

Das Geräusch erklang erneut und Harry wirbelte herum. Er spürte Victorians und Dacens Blicke auf sich und ballte die Fäuste, ehe er aus der Höhle schoss. Das Wasser, dass ihn sonst so beruhigte, wenn es an ihm vorbei pfiff, schien heute nur die Flammen seiner Wut zu füttern, die in ihm brannten.

Er stoppte ab und sein Haar wirbelte rund um ihn herum. Im Wasser verschränkte er die Arme und starrte zu Seth nach oben, der den Kopf unter Wasser gesteckt hatte und ihn ansah. Das Gesicht des Menschen verzog sich zu einem Grinsen und in Harry blitzte ein anderes Gefühl durch die Wut, aber es war verschwunden, bevor Harry wusste, was es war.

Missmutig tauchte er zu Seth nach oben, nach dem dieser ihn zu sich winkte. „Ich habe es also doch richtig gemacht. Ich hatte schon Sorge, dass ich es falsch gemacht habe, als du nicht gekommen bist. Sonst bist du immer sofort gekommen, aber diesmal hast du lange gebraucht. Ist irgendwas? Du bist so anders als sonst?"

Harry funkelte ihn an. „Macht es dir Spaß unschuldig zu spielen? Auf dumm zu machen?" fauchte er und Seth zuckte zurück.

„Was meinst du? Ich habe das Gefühl, dass du sauer auf mich bist und ich habe nicht mal eine Ahnung, was genau ich gemacht haben soll."

„Du hast geschworen, es niemandem zu sagen?! Wem hast du es gesagt?! Hast du überhaupt eine Ahnung, was du damit angestellt hast?! In was für eine Gefahr du uns gebracht hast?! Sie haben beinahe ein Kind getötet! Wem hast du von mir erzählt?!" Harry schloss beide Hände um Seths Hals und drückte seine Krallen in die warme Haut.

„Ich habe niemandem von dir erzählt. Wirk..."

„Wie konnten sie dann von uns wissen?! Niemand sonst hat uns gesehen! Nur du wusstest davon! Ich hätte niemals einem Menschen trauen sollen."

Seth löste Harrys Finger von seinem Hals und hielt seine Hände einfach fest. „Ich habe niemandem von euch erzählt. Von dir schon, bevor ich es dir geschworen habe, aber niemand hat mir geglaubt. Nicht mal meine Schwester oder mein bester Freund. Warum hätte ich ihnen mehr erzählen sollen, wenn sie mir eh schon nicht geglaubt haben?" Er blieb ruhig, aber Harry war zu weit weg von Logik.

„Ich hätte dich nicht retten sollen! Ich hatte auf sie hören sollen und dich ertränken!"

„Das meinst du nicht so. Wir... wir sind doch Freunde." Seth ließ Harry los und der sorgte dafür, dass der Abstand zwischen ihnen größer wurde. Er wollte den Menschen im Moment wirklich nicht berühren.

„Du bringst uns in Gefahr! Du bist ein Mensch! Und die bringen uns immer in Gefahr!"

„Aber ihr habt ihn doch wieder. Es ist nichts passiert. Warum bist du so sauer?"

Nun sah Harry wirklich rot. „Ihr Menschen glaubt wohl alles zu wissen! Wenn Cosmo da bis zum Morgen drinnen gewesen wäre, dann wäre er gestorben. Er wäre erstickt, weil kein Sauerstoff im Wasser ist und sie mit Kiemen nicht an der Luft atmen können! Ihr hättet ein Kleinkind erstickt und ihr hättet es nicht mal gemerkt!"

„Was hätten sie tun sollen? Ein Kind wieder ins Meer werfen?"

„Ein Meerkind natürlich! Was zur Hölle denkt ihr denn?! Dass es allein ist? Wie behandelt ihr eure Kinder, dass das ein Problem wäre? Natürlich waren wir da. Wir hätten ihn sofort wieder gehabt und er wäre nie in Lebensgefahr geraten! Aber nein! Ihr glaubt alles besser zu wissen! Ihr habt ihn weggerissen und wenn ich nicht aufs Land könnte, dann wäre er Tod! Ist dir das bewusst?! Ihr hättet nur ein totes Kind in der Tonne gefunden!"

„Aber das könnt ihr doch alle?!"

Harry warf bei Seths Aufschrei den Kopf in den Nacken und lachte bitterlich, ehe er urplötzlich abbrach und Seth mit seinem Blick fixierte. „Nein. Das kann nur ich. Keiner sonst kann das. Wäre ich nicht hier gewesen, dann wäre Cosmo jetzt Tod! Euretwegen. Nur wegen euch verdammten Menschen!"

„Du warst selbst einmal ein Mensch."

„Und ich wünschte, ich wäre nie einer gewesen. Da treffe ich einmal einen Menschen und das führt dazu, dass einer der Junglinge beinahe stirbt. Wie kann man dann stolz darauf sein, dass man ein Mensch ist?"

„Ich bin doch auch kein Mensch." Harry starrte Seth an. Sein Blick wanderte über den Körper des anderen, aber nichts erschien als nicht menschlich. Harry konnte wirklich nichts erkennen, dass Seths Behauptung untermalen würde. Also schüttelte er den Kopf. Er glaubte dem anderen nicht.

„Ich bin ein Werwolf." Harry riss die Augen auf und tauchte dann einfach ab. Er konnte Seth hören, der ihm nachrief, aber er reagierte nicht, sondern tauchte nur so schnell er konnte tiefer, um Seths Stimme nicht mehr zu hören. Sie zerrte an seinem Herzen und seine Augen brannten, aber Harry wollte nicht nachgeben.

Wolf und WalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt