Kapitel 9

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[PoV Oikawa by Unspoken]

Das Büro des Managers lag im obersten Stock und hatte eine tolle Aussicht auf die Stadt. Doch heute hatte ich keinen Blick dafür übrig, meine ganze Aufmerksamkeit galt dem Mann, der schweigsam hinter seiner Schreibtisch saß und mich grimmig über den Rand seines Laptops fixierte.

Die Anspannung im Raum war mit den Händen greifbar und ich rutschte nervös auf meinem Stuhl hin und her, während ich darauf wartete, dass er endlich etwas sagte.

„Ich habe dich immer für einen Profi gehalten", stieß er schließlich mit eiskalter Stimme hervor. „Doch dein Verhalten von gestern Abend beweist etwas anderes!" Mein Herz setzte einen Schlag aus, als Erkenntnis durch mich hindurch schwappte, wie kaltes Wasser. Matsukawa wusste von uns, von Iwaizumi und mir.

Es kostete mich viel Kraft, ein unbeteiligtes Gesicht zu bewahren, während ich mich panisch fragte, wer uns zusammen gesehen haben könnte.

Matsukawa drehte den Laptop um, der vor ihm stand und beantwortete meine stumme Frage auf einen Schlag. Mir wurde gleichzeitig kalt und heiß, denn ich erkannte den Eingangsbereich auf dem Video der Überwachungskamera auf Anhieb.

„Seit wann hängt da eine Kamera?", entfuhr es mir mit zittriger Stimme, denn ich fühlte mich schrecklich bloßgestellt. Nicht einmal in meinen eigenen vier Wänden war ich vor der Agentur und Matsukawa sicher. Die Erkenntnis legte sich wie ein kalter Klumpen in meinen Magen.

Mein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Die viel drängende Frage ist, warum ein Angestellter des Sicherheitsdienst abends bei dir zu Besuch kommt", knurrte er.

Ich hielt seinem Blick stand und suchte vergeblich nach einer Ausrede. Ich wusste, wie Iwaizumis spät abendlicher Besuch in seinen Augen aussah und wir hatten durchaus etwas getan, das er mit seiner Frage implizierte, doch ich war nicht so blöd und würde irgendwas zugeben.

Die Agentur kontrollierte schon so viele Bereiche in meinem Leben, dass ich glaubte, daran zu ersticken. Wie sehr, wurde mir jetzt gerade wieder bewusst, als sich das warme Pochen in meiner Brust zurück meldete, dass mich an den gestrigen Abend erinnerte. An dem ich mich frei und gleichzeitig sicher in Iwaizumis Armen gefühlt hatte. 

Ich wollte diesen Teil beschützen, wollte das, was Iwaizumi und ich geteilt hatten, nur für mich.

„Darf ich keine Freunde haben?", fragte ich störrisch und verschränkte die Arme vor der Brust, als wollte ich eine Grenze zwischen Matsukawa und mir setzen. Dieser schüttelte den Kopf, während er langsam den Laptop schloss und um den Schreibtisch herumtrat.

Wie ein Raubtier kam er auf mich zu und es kostete mich meine gesamte Selbstbeherrschung nicht unter seinem strengen Blick zusammenschrumpfen.

„Nein", antwortete er, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. „Du hast deine Gruppenmitglieder, das sind deine Freunde, die wir dir erlauben", fügte er scharf hinzu. Angriffslustig reckte ich das Kinn. So einfach würde ich nicht klein beigeben, dafür war mir Iwaizumi und das, was zwischen uns passiert war, zu wichtig, zu kostbar, als dass ich es einfach aufgeben würde.

Auch wenn ich die Definition noch nicht kannte, oder wusste, wie er darüber dachte, hielt ich mich mit aller Kraft an dem warmen Glühen in meiner Brust fest, an das Glücksgefühl, das mich heute Morgen erfüllt hatte.

„Das sehe ich aber anders. Ich wähle mit wem ich befreundet sein will", stieß ich trotzig hervor und mit einem Satz war er über mir.

Seine großen Pranken platzierte er links und rechts auf die Armlehnen, nahm mir so jede Möglichkeit zur Flucht. Sein Gesicht war meinem so nah, dass sein warmer Atem meine Wange streifte.

Beyond the LightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt