[Iwaizumi PoV by julelicious]
Ich hasste Krankenhäuser. Der stechende Geruch nach Desinfektionsmittel und die sterile, weiße Umgebung erinnerten mich immer wieder an die Zeit, in der mein Vater hier lag, bevor er starb. Ich tigerte damals ebenso unruhig auf und ab, faltete meine Hände nervös ineinander und schaute immer wieder auf die Uhr, während ich die letzten Stunden Revue passieren ließ.
Nachdem die Sanitäter mich von Oikawas Körper weggezogen hatten, um ihn notfallmäßig zu versorgen, wurde er auf eine Trage gehoben und für den Abtransport ins Krankenhaus vorbereitet. Ich hatte sie angefleht mit ihnen zu fahren, denn ich wollte um jeden Preis bei ihm sein. Die Angst, ihn vielleicht nicht mehr wiederzusehen, saß wie ein fester Kloß in meinem Hals und trieb mir immer wieder die Tränen in die Augen. Doch da ich kein näherer Angehöriger von Oikawa war, blieb mir das verwehrt.
Semi hatte mich daraufhin kurzerhand mit in das große Auto der Gruppe verfrachtet und dem Fahrer zugerufen, er solle dem Krankenwagen hinterher fahren. Diese Fahrt hatte ich nur noch verschwommen im Kopf. Meine Gedanken und Sorgen kreisten unaufhörlich um Oikawa und seine Verletzung.
Wäre ich nur eher auf der Bühne gewesen, hätte ich den Angreifer vielleicht noch aufhalten können und dann wäre Oikawa nicht verletzt worden. Hätte, wäre, könnte...
Im Krankenhaus wurden wir von einer freundlichen Schwester in einen Gang geführt, der am Ende in den Notfall-OP mündete und darüber aufgeklärt, dass Oikawa direkt dorthin gebracht worden ist, als er hier ankam. Sie führte uns zu einer Sitzbank, auf der sich Teru und Aoki erschöpft niederließen, während Semi sich auf die Suche nach einem Getränkeautomaten machte.
Jedes Mal, wenn sich die Tür zur Notfall-OP öffnete, hoben sich alle Blicke hoffnungsvoll, doch immer wieder wurden wir enttäuscht, als nur eine Schwester oder ein Pfleger eilig heraus und wieder hinein rannte.
Der Kloß in meinem Hals ließ mich immer wieder hart schlucken und ich kämpfte die Tränen zurück, die sich in meine Augenwinkel stahlen. Mein Brustkorb war eng, während jeder Atemzug schmerzte.
"Er wird es schaffen", sagte Semi beruhigend, nachdem sich die Tür zum neunten Mal geöffnet und geschlossen hatte und reichte mir einen Becher mit Kaffee. Ich nickte stumm und nahm den Becher, ohne davon zu trinken, nur um meinen Händen eine Beschäftigung zu geben. Semi ging hinüber zu Aoki und Teru und reichte auch ihnen jeweils einen Becher, bevor er sich vor die beiden kniete und ruhig auf sie einsprach.
Ich dachte an mein Gespräch mit Matsukawa zurück, als er mir versichert hatte, dass Aoki das Zeug zum Leader hatte. Jetzt in diesem Moment sah ich jedoch, dass Semi dieser Rolle viel gerechter wurde, während er leise auf die beiden jüngeren Mitglieder einging und sie beruhigte.
Es glich fast an Ironie, dass Matsukawa gerade in diesem Moment durch eine andere Doppeltür trat und abgehetzt hin und her schaute, bis sein Blick auf uns fiel. Aoki versteifte sich bei seinem Anblick merklich und Semi zog die Augenbrauen zusammen, als er ihn erblickte.
"Wie geht es ihm?", fragte Matsukawa ohne Umschweife und ohne ein Wort der Begrüßung. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und mein Kiefer spannte sich unangenehm an. "Wissen wir nicht", antwortete Semi kühl. "Er wurde direkt in den OP gebracht und ist dort seit fast einer Stunde."
Matsukawa schluckte merklich und seine sorgenvolle Miene brachte mein hitziges Gemüt fast zum Überkochen. Er rieb fahrig die Hände aneinander und schien fast mit sich selbst zu sprechen: "Okay... sobald er aus dem OP raus ist, müssen wir eine Pressemitteilung aufsetzen... und dann schauen wir, ob er einsatzfähig ist. Vielleicht wird er keine volle Performance bewerkstelligen-" - "'Ob er einsatzfähig ist'? Oikawa wurde mit einem Messer attackiert, Matsukawa-san!", unterbrach ihn Semi aufgebracht. Es war das erste Mal, dass ich ihn so laut sprechen hörte.
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Beyond the Lights
Fanfiction- a Cowork with Julelicious- Iwaizumi tritt den Job als neuer Bodyguard der J-Pop Gruppe L1NK! an und soll auf den bildhübschen Idol Star Oikawa aufpassen. Doch schon an seinem ersten Arbeitstag lernt Iwaizumi, dass der Schutz des Sternchens keine e...