Kapitel 17

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[Iwaizumi PoV julelicious]

Ich wurde wach, noch bevor der Wecker uns unsanft aus dem Schlaf reißen konnte. Ich blinzelte ein paar Mal, um mich an die Lichtverhältnisse im Raum zu gewöhnen, bevor ich mir verschlafen über die Augen rieb.

An meiner Brust regte sich Oikawa, doch er wurde nicht wach, sondern kuschelte sich mit einem zufriedenen Seufzer noch tiefer in meine Halsbeuge hinein.

Lächelnd strich ich ihm vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. Oikawa in meinen Armen in unserem gemeinsamen Bett zu wissen, beruhigte mich ungemein und löste das seltsame Gefühl von innerer Ruhe und Angekommensein in mir aus. Was ein willkommener Kontrast zu der gestrigen Anspannung war, als ich nervös auf Oikawa in unserer Wohnung gewartet hatte. Ich wusste nicht, was mich bei seiner Rückkehr erwarten würde, und ich hatte mir schon sämtliche Szenarien vorgestellt, in denen Oikawa sich für seine Karriere entschied und das mit uns beendete, doch es war ganz anders gekommen.

Ich beschwor vor meinem inneren Auge sein ernstes und ehrliches Gesicht herauf, als er mir gestand, dass er keine Angst mehr hatte, alles zu verlieren. Seine leuchtenden Augen, in denen ein liebevoller Blick gelegen hatte, hatten mein Herz, wie schon so oft bei seinem Anblick, schmelzen lassen und ich realisierte, dass er sich, egal was kommen würde, immer wieder für mich - für uns entscheiden würde. Ich brauchte keinen anderen Beweis mehr, denn nun wusste ich, dass egal was kommen würde, solange wir zusammen waren, würde alles gut werden.

Bei diesem Gedanken schlich sich ein Schmunzeln auf mein Gesicht und ich streichelte erneut über seine Wange, sodass er kurz darauf zusammen zuckte und blinzelnd die Augen öffnete.

„Wie spät ist es?", murmelte er verschlafen und rieb sich müde die Augen. „Kurz vor sieben. Ich wollte dich nicht wecken, entschuldige", murmelte ich und drückte meine Lippen auf seinen Scheitel. Er hob den Kopf und sein Mund fand meinen. „Besser du, als dieses nervige Handy", raunte er heißer und ich öffnete grinsend die Lippen um seine erwartungsvolle Zunge zu empfangen.

Er seufzte leicht und streckte sich mir entgegen. Unsere nach wie vor nackten Körper bewegten sich übereinander, doch bevor wir der erneuten aufkommenden Lust nachgeben konnten, klingelte mein Handy unsanft auf dem Nachtisch und riss uns in die Realität zurück.

Oikawa verzog das Gesicht und ich grinste, gab ihm einen letzten Kuss, bevor ich nach meinem Handy angelte und den Wecker ausschaltete.

In der darauffolgenden halben Stunde sah ich Oikawa deutlich an, wie sehr er unseren kurzzeitigen Abschied und vor allem den bevorstehenden Tag hinauszögern wollte. Er aß in Zeitlupe sein Frühstück, wusch sich unendlich lang das Gesicht und zog seine Schuhe mit einer unnötigen Präzision an, dass ich mich irgendwann zu ihm hinunter beugte und seine Hände in meine nahm.

„Hey", machte ich leise auf mich aufmerksam und er hob seinen Blick. In seinen Augen spiegelten sich all die Konflikte, die in den letzten Stunden auf ihn eingeprasselt waren. Aoki, die Jungs, Matsukawa, sein Statement, wir, die Zukunft. Doch er wirkte trotz der spürbaren Anspannung ungewöhnlich ruhig und gefasst.

„Wir sehen uns in einer Stunde. Ich warte auf dich im Studio. Du musst das alles nicht allein durchmachen", sagte ich und drückte vorsichtig seine Hände. Er atmete tief durch und nickte.

„Ich weiß", antwortete er und versuchte sich an einem Lächeln, welches jedoch nicht seine Augen erreichte. „Ich habe keine Ahnung, was passieren wird. Ich weiß nur, dass ich keine Energie mehr für dieses Schauspiel habe. Ich glaube, die haben wir alle nicht mehr", fügte er hinzu.

Ich nickte und wünschte gleichzeitig, ich könnte ihm seine Nervosität nehmen, indem ich ihm sagte, wie sehr ich ihn brauchte und dass er sich auf mich jederzeit verlassen konnte. Die Sätze blieben mir förmlich im Hals stecken, als sich ohne Vorwarnung drei tonnenschwere Worte auf meine Zunge legten. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, ihm zu gestehen, wie tief meine Gefühle inzwischen für ihn gingen. Stattdessen strich ich ihm noch einmal zärtlich über seine Wange, was er mit einem kleinen ehrlichen Lächeln quittierte. Der richtige Moment würde kommen, dessen war ich mir sicher, aber noch würde ich warten müssen.

Beyond the LightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt