Kapitel 19

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[Pov Iwaizumi by julelicious ]

Ich blinzelte und schreckte hoch, als ich eine sanfte Berührung an meinem Kopf vernahm. Offenbar war ich vor lauter Erschöpfung eingeschlafen. Ich hatte mir irgendwann einen Stuhl neben Oikawas Bett gezogen und hatte unaufhörlich seine Hand gehalten, bis mein Kopf anscheinend neben ihm auf die Matratze geglitten ist.

Jetzt spürte ich, wie Oikawas Daumen sich sanft über meinen Handrücken bewegte und ich blickte direkt in ein paar rehbraune Augen, die erschöpft, aber wachsam auf mir lagen. Oikawas Finger verhackten sich sofort mit meinen und entlockten mir ein kleines Lächeln.

"Hey, Iwa", raunte Oikawa schwach. Seine Stimme war kratzig und das Reden schien ihn etwas anzustrengen. "Hey", antworte ich leise und brachte sogar ein kleines Lächeln zustande.

"Was ist passiert?", fragte Oikawa und versuchte, sich im Bett aufzusetzen, doch ich legte ihm die Hände auf die Schultern und fixierte ihn. "Shh", machte ich beruhigend. "Du solltest dich nicht so anstrengen, hat der Arzt gesagt", mahnte ich ihn und streichelte erneut über die Wange. "Ich rufe erst einmal den Arzt und gebe Bescheid, dass du wach bist, ja?"

Wenige Minuten später hörte der Arzt Oikawas Brust ab und überprüfte den Verband, währenddessen hielt ich die ganze Zeit seine Hand fest, unfähig ihn auch nur für eine Sekunde loszulassen. Beinahe hätte ich Oikawa verloren, wäre das Messer nur einen Zentimeter weiter nach rechts eingedrungen, hätte keine OP ihn retten können. Der Gedanke machte mir nach wie vor Angst und so schob ich ihn zur Seite und schaute ihm in die lebhaften Augen.

Ich sendete mit meiner freien Hand, wie versprochen, eine kurze Nachricht an Semi. Gerade als ich wieder von meinem Handy aufblickte, legte der Arzt das Stethoskop ab.

"Ihre Wunde sieht soweit ganz gut aus. Wir wechseln Ihren Verband später noch einmal. Haben Sie sonst irgendwelche Schmerzen?", fragte er freundlich und Oikawa schüttelte den Kopf, nur um dann doch das Gesicht zu verziehen "Autsch! Ich habe tierische Kopfschmerzen", gestand er gequält und der Arzt nickte wissend. "Das ist ganz normal und könnte mit der Narkose zusammenhängen. Ich gebe Ihnen ein Mittel dagegen", erwiderte er und nachdem er sich versichert hatte, dass Oikawa bei mir in guten Händen war, verließ er das Zimmer wieder. Für einen kurzen Moment war es still zwischen uns und ich betrachtete den Mann, der in dem Krankenhausbett so klein und zerbrechlich wirkt und den ich um ein Haar verloren hätte.

"Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt", sagte ich schließlich und durchbrach mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen die Stille um uns herum.  Vor meinem inneren Auge wiederholten sich  die Ereignisse der letzten Stunden, wie in Dauerschleife und ich war mir sicher, dass sie mich noch eine zeitlang begleiten würden.Oikawas schmerzerfülltes Gesicht, das viele Blut, sein lebloser Körper, das alles waren Bilder, die ich wohl nie wieder vergessen würde .

"Was ist passiert?", wiederholte Oikawa seine Frage von vorhin und holte mich damit aus meinen Gedanken.

"Ich erinnere mich nur noch, wie dieser Typ auf mich zu gerannt kam." Er hielt inne und zog angestrengt die Augenbrauen zusammen, als er versuchte, sich an das Geschehene zu erinnern. Ich seufzte schwer und am liebsten hätte ich einfach nicht geantwortet, doch mir war klar, dass ich nicht drumherum kam.

"Der verrückte Fan hatte ein Messer. Das muss wohl bei der Einlasskontrolle übersehen worden sein. Der Typ hat die Sicherheitsleute total überrumpelt und ist auf dich losgegangen. Dabei wurdest du am Bauch verletzt." Ich stockte, als sich die Bilder von Oikawas blutüberströmten Körper in mein Blickfeld schoben. "Du hast so viel Blut verloren und warst nicht ansprechbar", presste ich mit zittriger Stimme hervor und schluckte immer wieder gegen den Kloß in meinem Hals an, als mir mein eigenes Versagen wieder deutlich vor Augen stand.

Beyond the LightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt