Kapitel 2

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[Oikawa PoV - by Unspoken]

Die letzten Akkorde verhalten und ich setzte die großen Kopfhörer ab. Erschöpft fuhr ich mir durch mein hellbraunes, welliges Haar und brachte es wieder in Ordnung, bevor ich einen prüfenden Blick in Richtung Glasscheibe warf.

Dahinter saßen der Produzent der Agentur Herr Nakamura und sein Kollege der Aufnahmedirektor des Studios Herr Kobayashi zusammen und überprüften die von mir gerade eingesungenen Strophen. Nach einem kurzen Moment hoben beide einen Daumen nach oben, scheinbar waren sie mit der Aufnahme zufrieden.

Ich hingegen fand, dass ich im letzten Part etwas nachgelassen hatte. Die Töne klangen nicht mehr so klar und kraftvoll wie zu Beginn des Liedes und es ärgerte mich, dass ich meine Leistung bis zum Schluss nicht halten konnte.

Zögerlich betätigte ich den kleinen Schalter am Mikro, um mit den Leuten hinter der Glasscheibe zu kommunizieren. „Darf ich noch Mal?", fragte ich hoffnungsvoll, doch Herr Nakamura schüttelte den Kopf, bevor er den Knopf auf seiner Seite betätigte.

„Tut mir leid Oikawa. Wir haben das Studio nur für den Vormittag gebucht. Terushima und Aoki müssen ihren Part auch noch einsingen", erklärte er und es kostete mich meine gesamte Selbstbeherrschung nicht genervt, die Augen zu rollen.

Profi genug, meinen Unmut über die Absage zu überspielen, verließ ich mit einem festsitzenden Pokerface den Aufnahmeraum und betrat das Studio. Sofort fiel mir Aoki auf, der hinter den beiden Männern auf einem Ledersofa saß und auf seinen Einsatz wartete.

Euphorisch sprang er auf, lief an den anderen beiden aufgeregt vorbei und nahm mich auch gleich in Empfang. „Das war grandios Oikawa-senpai", sagte er laut und voller jugendlichem Übermut, dabei überreichte er mir, mit einem gewinnenden Lächeln, eine Wasserflasche. Ich hielt kurz inne, bevor ich sie entgegennahm, denn mir konnte er nichts vormachen. Ich bemerkte sofort, dass sein ganzes Benehmen einfach nur aufgesetzt war.

Die Wahrheit lag unverkennbar in seinen Augen. Mit dem Rücken zu den anderen sah er mich mit kaltem Blick an. Ich hielt ihm stand und murmelte dennoch ein danke, denn ich wollte nicht, dass jemand anderes bemerkte, wie sehr ich das neue Bandmitglied der Gruppe L1NK nicht ausstehen konnte

Aoki Yuuto war als Ersatz für Ren gekommen, der dem Erfolgsdruck nicht gewachsen war und die Band auf eigenen Wunsch verlassen hatte.

Seit dem ersten Tag hatte ich den Eindruck, dass Aoki etwas gegen mich hatte und scharf auf meine Leaderrolle war. Er ließ keine Gelegenheit aus, um sich in den Vordergrund zu drängen. Er suchte immer wieder meine Nähe, um gemeinsam mit mir im Mittelpunkt zu stehen.

Besonders bei Interviews und Live-Auftritten klebte er förmlich an mir und zwar so nah, dass inzwischen sogar einige Klatschpressen das Gerücht streuten, dass wir beide ein Paar waren. Allein die Vorstellung verursachte mir Übelkeit.

Diesen Kerl würde ich nicht mal mit einer Kneifzange anpacken. Mit seinen blondierten Haaren, den stumpfen braunen Augen und der kleinen runden Nase, die in seinem ebenso runden Gesicht saß, war es so gar nicht mein Typ und on top kam noch sein mieser Charakter. Kurzum, er war ein totaler Griff ins Klo.

„Das Senpai kannst du dir sparen", wies ich ihn zurecht, da ich mir einen Kommentar nicht länger verkneifen konnte. Das Lächeln auf seinen Lippen verschwand, stattdessen verhärteten sich seine sonst so weichen Züge. Wir maßen uns schweigend mit kalten Blicken, doch bevor er etwas erwidern konnte, wandte sich Nakamura zu uns um.

„Komm schon Aoki, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."

„Komme!", rief er ihm über die Schulter zu.

Beyond the LightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt