Kapitel 13

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[Iwaizumi PoV by julelicious]

Ich erwachte blinzelnd aus einem kurzen, traumlosen Schlaf, als der Himmel draußen langsam anfing, sich hell zu färben. Mein Arm war ganz taub geworden und ich blickte zur Seite auf den schlafenden Oikawa, der seinen Kopf und Oberkörper auf meiner nackten Brust gebettet hatte. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht, während ich ihn noch fester in meinen Arm zog.

Seine weiche Haut schmiegte sich widerstandslos gegen meine und ich dachte an die letzten Stunden zurück, die wir gemeinsam in diesem schäbigen kleinen Hotelzimmer verbracht hatten. Selbst jetzt, vollkommen nackt und ohne den üblichen Glanz und Glitzer, sah dieser Mann unbeschreiblich schön aus, so als ob er nicht ganz hierher gehörte, sondern genau dorthin, woher ich ihn kannte - auf die Bühne, ins Rampenlicht.

Meine Augenbrauen zog sich bei den Gedanken ein wenig zusammen. Es fühlte sich richtig an, Oikawa so im Arm zu halten, denn es war verdammt lang her, dass ich Nähe zu gelassen hatte. Seit dem Tod meines Vaters hatte ich die Verantwortung für meine Familie übernommen, was dazu führte, dass ich alle tiefergehenden Gefühle, vor allem für andere Menschen, tief in meinem Herzen eingesperrt und zurückgehalten hatte.

Oikawa jedoch brachte mein Herz zum schmelzen, es war aufregend, mit ihm zusammen zu sein. Doch ging es ihm genauso? Durfte ich die Gedanken an eine mögliche gemeinsame Zukunft überhaupt zulassen? Würde ich ihn glücklich machen können? In jedem Fall würde ich immer um das kämpfen, was zwischen uns war, so wie ich es ihm versprochen hatte.

In diesem Moment regte sich Oikawa in meinen Armen und holte mich aus meinen Gedanken ins Hier und Jetzt zurück. "Guten Morgen", murmelte er verschlafen und seine Stimme klang ganz rau. "Morgen", antwortete ich und drückte ihm einen Kuss auf den Scheitel. "Können wir bitte für immer hier bleiben?", raunte er in meine Halsbeuge und ich grinste ein wenig. "Schön wär's", antwortete ich ehrlich und nahm mein Handy, um auf die Uhr zu schauen. "Wir sollten langsam los, wenn wir pünktlich in der Agentur sein wollen", sagte ich und richtete mich etwas auf.

Oikawa nickte und streckte sich, wobei die Decke nun vollends von seinen Schultern rutschte und seine makellose, helle Haut hervorblitzen ließ. Ungeniert starrte ich auf das Muskelspiel seines Rückens, als er aufstand und seine Klamotten vom Fußboden aufhob.

"Gefällt dir, was du siehst?", fragte er frech und grinste mich an. "Sehr", antwortete ich ehrlich. Wie gern würde ich ihn gerade wieder zurück ins Bett ziehen. Doch ich schüttelte den Kopf, denn für eine weitere Runde hatten wir nun wirklich keine Zeit mehr und so konzentrierte ich mich darauf, ebenfalls meine Habseligkeiten zusammen zu suchen. Als wir wenig später das Hotel verließen, färbte die Sonne den Horizont in ein helles gelb, was uns genügend Zeit für einen Kaffee to go und eine Taxifahrt für den Rückweg gab.

Wir stiegen aus dem Auto und ich sah mich noch mal prüfend um, bevor ich seine Tür öffnete und wir in der kleinen Gasse verschwanden, die zur Feuertreppe führte. Mit jedem Schritt, dem wir Oikawas Wohnhaus näher kamen, wurde mir wehmütiger ums Herz. Ich wollte nicht, dass er ging und wünschte, die Dinge zwischen uns wären anders, wünschte mir, er wäre kein Idol-Star und ich nicht sein Bodyguard. Doch ich sagte nichts von all dem, als wir die Treppe erreichten. "Na dann", murmelte ich, als wir voreinander stehen blieben. Oikawa sah mich traurig an und sein Blick zwang mich dazu, nach seiner Hand zu greifen. Ich hielt sie fest in meiner, sie war um so vieles kleiner als meine und ich wollte sie gar nicht loslassen. "Bis nachher", sagte er leise und drückte kurz seine Hand. Sobald er diese Treppe nach oben gestiegen war, würden wir beide wieder unsere Rollen einnehmen. Oikawa, der Leadsänger, Iwaizumi, der Bodyguard. Und ich hatte grad so gar keine Lust darauf.

Wie gern würde ich ihn noch einmal küssen oder in den Arm nehmen, doch ich wusste, dass wir vorsichtig sein mussten und so ließ ich seine Hand los und half ihm nach oben zu klettern, wo er noch einmal durch die Luke schaute. Er winkte mir und rief: "Wir sehen uns!" Ich nickte und zog die Kappe etwas tiefer ins Gesicht, als ich mit gemischten Gefühlen nach Hause lief. Die Wohnung war noch still, da alle noch schliefen und so schälte ich mich aus meinen Klamotten und sprang unter die Dusche. Mit frischen Sachen und einem trockenen Toast hastete ich wenig später an meiner Mutter vorbei , die gerade aus ihrem Schlafzimmer trat und mich verwundert anschaute.

Beyond the LightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt