Kapitel 4

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Noch eine zweite Woche gehe ich mit in Taehyungs Vorlesungen und dann bekomme ich meinen eigenen Stundenplan, aber ich frage schon frühzeitig die Lehrerin des Cover-Kurses, ob ich weiter zuhören darf. Sie sieht mich erst überrascht an und sagt dann, dass sie sich freuen würde.

Es ist immer noch sehr warm und ich setze mich nachmittags, wenn Taehyung irgendwas zu tun hat, was praktisch immer der Fall ist, gerne unter meinem Baum bei den Sportfeldern und lese.

Ich denke immer wieder an Jimin und frage mich, was er gerade macht, ob er das alles geplant hat, ob er sich noch bei mir melden wird und obwohl ich es versuche zu vermeiden, passiert es immer wieder, dass ich auf unseren Chat gehe und kurz davor bin, ihm zu schreiben, was ich, aber nachdem ich ihm zehn Tage jeden Tag geschrieben habe und gefragt habe, wo er ist und was das Ganze soll, lasse. Die ganzen Nachrichten zu sehen, die ich ihm geschrieben habe und keine einzige Antwort von ihm zu sehen, tut verdammt weh und deshalb kann ich ihm nicht mehr schreiben.

Unter diesem Baum saß ich auch immer mit ihm in unserer Uni, aber das ist nicht der Hauptgrund, warum ich mich jetzt immer und immer wieder hier hinsetzt. Ich saß sonst immer so, dass ich Jungkook sehen konnte, aber jetzt setzte ich mich auf die andere Seite des Baums, damit er sich nicht beobachtet fühlt, weil ich schon denke, dass er mich jetzt bemerkt, weil er mich ja jetzt „kennt". Wegen der Hitze sind fast nie andere Studenten draußen, was ich total verstehen kann, aber ich will nicht, dass er hier alleine ist, deshalb komme ich immer und immer wieder her. Ich mache mir Sorgen um ihn, weil er immer, egal zu welchem Wetter und zu welcher Jahreszeit, trainiert. Natürlich ist Training wichtig, aber er übertreibt es.

Heute ist es besonders heiß, bestimmt 35°C oder vielleicht sogar 40°C und trotzdem trainiert er verbissen in der prallen Sonne. Irgendwann höre ich, wie er auf den Boden fällt und drehe mich zu ihm um. Er holt stockend Luft und ist schweißüberströmt. Ich stehe auf und gehe mit meiner Wasserflasche auf ihn zu und knie mich neben ihn. „Ist alles ok?", frage ich. Er öffnet langsam seine Augen, sieht erschöpft zu mir hoch, antwortet aber nicht. Ich schätze, das ist, was Tae meinte, dass er nicht mit Mädchen spricht. Ich stelle meine Flasche neben ihn und lege meinen Fächer dazu. „Bitte trink das und am besten du gehst aus der Sonne raus, sonst holst du dir noch einen Sonnenstich.", sage ich ruhig. Er antwortet wieder nicht und darauf stehe ich auf und widme mich im Schatten des Baumes wieder meinem Buch.

Nach einer Weile höre ich ein „Entschuldigung?" Ich drehe mich wieder zu ihm um und er fragt verlegen: „Kannst du mir vielleicht kurz helfen?" Ich nicke erleichtert, stehe auf und gehe wieder zu ihm. Als ich bei ihm angekommen bin, sieht er aus seiner jetzt sitzenden Position wieder auf den Boden, schweigt und beißt sich auf seine schöne Unterlippe. Ich sehe, dass er das Wasser getrunken hat, aber er sieht immer noch ziemlich fertig aus, vielleicht hat er ja schon einen Sonnenstich. Ich halte ihm meine Hände hin. Er sieht erst sie und dann mich an, aber ich schweige.

Er zögert, ergreift sie dann aber doch und ich ziehe ihn auf die Füße. Er taumelt etwas, weshalb ich seinen linken Arm um meine Schulter lege und mit meiner linken Hand festhalte. Ich glaube aber nicht, dass ich ihn so stützen kann, was die ersten Schritte in Richtung Baum bestätigen, weshalb ich auch noch meinen rechten Arm um seine Taille lege. So gehen wir zum Baum und ich lasse ihn im Schatten herunter. Er lehnt sich erschöpft an den Baumstamm und schließt seine Augen.

Ich stehe auf, gehe zu der Flasche und hebe sie und den Fächer auf. Ich gehe zu der naheliegenden Toilette, fülle die Flasche wieder auf, nehme mir ein kleines Handtuch und tauche es in kaltes Wasser. Ich gehe zurück zu Jungkook, stelle die Flasche neben ihn und lege das Handtuch auf seine verschwitzte Stirn. Er öffnet darauf langsam seine Augen und fragt leise: „Warum tust du das? Warum hilfst du mir?" Ich lächle und antworte: „Du hast mich doch darum gebeten." Er sieht jetzt etwas frustriert aus: „Ja, aber warum..." Ich halte ihm die Flasche hin und er nimmt sie verwirrt. „Was soll ich damit?" Ich ziehe meine Augenrauen hoch: „Trinken wäre eine gute Idee." „Aber was ist mit dir?", fragt er. Das habe ich jetzt nicht erwartet und starre ihn kurz an.

Jungkook ff - Bitte lass es kein Traum gewesen sein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt