Kapitel 17

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Am nächsten Tag gehen wir zusammen nach unseren Vorlesungen zu dem Raum, den ich ausgewählt habe. Der Hauptgrund, warum ich ihn gewählt habe, ist dass er der abgelegenste Raum ist.

Als wir ihn betreten, schaltet sich das Licht automatisch an. Der Raum ist relativ groß, mit einem hellen Boden, weißen Wänden, einem riesigen Spiegel auf der einen Seite, an der anliegenden Wand sind Umkleiden und an der anderen anliegenden Wand ein Kühlschrank, Tisch und Stühle. Und gegenüber von dem Spiegel sind ein Regal für Schuhe, ein Ständer für Mäntel und ein Sofa, das sehr gemütlich aussieht.

Ich stehe in der Tür und bestaune den Raum. Er sieht wirklich cool aus. „Er ist sehr schön, danke Noona.", flüstert Jungkook hinter mir und legt während er das sagt seine Hände auf meine Hüfte. „Gerne, Kookie. Freut mich, dass er dir gefällt.", lächle ich und ignoriere das Flattern meines Herzens.

„Tanzt du mir jetzt was vor?", frage ich lächelnd. „Ich wärme mich erst auf und dehne mich, dann tanze ich etwas nur für dich.", flüstert er in mein Ohr, worauf mir wärmer wird und ich vermutlich rot werde. „Und ich nehme es mir auch nicht zu Herzen, wenn du mich nicht genauso ansiehst, wie Jimin-ssi. Du meintest es ist dir noch unangenehm und das verstehe ich besser als sonst jemand.", flüstert er in mein anderes Ohr und löst sich dann von mir und geht zu den Umkleiden. Ich setze mich auf das Sofa und es ist verdammt gemütlich, genauso wie es auch aussieht. Ich lege mich der Länge nach darauf und ich könnte hier einfach einschlafen.

Ich schließe meine Augen, um sie etwas auszuruhen, während ich auf Jungkook warte. Doch ich scheine müder zu sein, als es sich für mich angefühlt hat, denn als ich meine Augen wieder öffne, liegt Jungkooks dicke Jacke über mir, wie eine Decke. Ich rieche sein sanftes Parfüm daran und setzte mich auf. Ich sehe zu der Tanzfläche. Er scheint nicht bemerkt zu haben, dass ich aufgewacht bin. Er ist schon ziemlich verschwitzt, also muss ich eine ganze Weile geschlafen haben.

Ich beobachte seine schönen starken Bewegungen und wie jedes Mal, wenn ich ihn tanzen sehe, kann ich ihn auch jetzt nur bewundern. Er sieht so schön aus und ich könnte wirklich nicht entscheiden, ob ich lieber ihm oder Jimin beim Tanzen zusehe. Das ist eine Entscheidung, die ich niemals treffen will.

Er springt 1 ½ Drehungen und sieht mir jetzt genau in die Augen. Weder ich noch er lösen unsere Blicke voneinander und er hört auch nicht auf zu tanzen. Mit der gleichen Kraft tanzt er und das ganze wird für mich als Zuschauerin noch intensiver, weil es für mich das erste Mal ist, dass er mich beobachte, während ich ihn beobachte.

Das ist ein ganz neues Level.

Noch ein paar Minuten tanzt er, dann geht er zu der Musikanlage, die auf der Spiegelseite ist und schaltet die Musik aus. Er kommt auf mich zu und setzt sich neben mich auf das Sofa. „Du hast es wirklich erst gemeint, als du meintest, dass du dich nicht entscheiden kannst, ob du Jimin-ssi oder mir lieber beim Tanzen zusiehst.", stellt er fest. Ich nicke: „Ja und bevor du fragst, wer von euch beiden, meiner Meinung nach, besser tanzt, frag einfach nicht. Ich habe genau keine Ahnung. Von Technik beim Tanzen habe ich noch weniger Ahnung als von Technik beim Singen. Ich kann nur bewerten, was ich sehe und höre." Er nickt verständnisvoll: „Ich bin übrigens sehr froh, dass du bei mir bist und auch auf den Feldern warst, auch wenn ich dir das vielleicht nicht unbedingt gezeigt habe.", lächelt er. „Irgendwer muss doch auf dich aufpassen.", erwidere ich schmunzelnd.

„Hyung hat dir von diesem heißen Sommer erzählt?", fragt er plötzlich. „Ja, als du Fieber hattest." „Ich werde wirklich auf mich aufpassen und dir keine Sorgen mehr bereiten, Noona." „Das freut mich. Dann kannst du ja jetzt an deinem Selbstbewusstsein arbeiten. Ich kann dir gerne sagen, was ich toll finde, aber ich will, dass du es weißt, bevor ich es sage.", schlage ich einen Kompromiss vor.

„Dazu habe ich aber noch eine Frage.", wendet er ein. Ich sehe ihn fragend an. Er zögert, fragt dann aber doch: „Als du Jimin-ssi kennengelernt hast, hat er..." Er bricht ab und ich frage mit hochgezogener Augenbraue: „Ob er an sich gezweifelt hat?"

Er nickt beschämt. „Ja das hat er und wie." Ich mache eine Pause und ergänze dann noch: „Das Ding ist, ich verstehe ja, wie selbst Leute mit so vielen Talenten wie ihr, an sich zweifeln können, aber ich finde ihr übertreibt es. Ihr seid alle so talentiert, ihr arbeitet so hart und das was ihr macht ist einfach genial. Ihr könntet diese ganzen Zweifel mal etwas runter schrauben. Selbstsicherheit ist, meiner Meinung nach, nämlich zusätzlich viel attraktiver als Selbstzweifel. Auch wenn auch zu viel Selbstsicherheit irgendwann unattraktiv wird, finde ich jedenfalls." „Du hast einen festen Idletyp in deinem Kopf, kann das sein?", fragt er.

„Ja, dich.", denkt mein Kopf sofort, doch ich schüttle den Kopf.

„Nicht wirklich. Also ich mag schwarze Haare, dunkle Augen und euch Asiaten finde ich sehr attraktiv, aber mehr ist das nicht wirklich. Ich sehe Leute und sehe Dinge dich ich schön finde und/oder nicht schön finde." „Du meintest du findest Monolider krass.", ergänzt er. „Ich habe das gesagt, weil die Korean-beauty-Standards dagegen sind und ich diese Standards kacke finde. Auch blasse Haut ist nicht so meins, auch wenn es noch immer schön ist.", erkläre ich.

„Findest du ich falle in die Standards?", fragt er vorsichtig. Ich zucke mit den Achseln, betrachte ihn aber. „Ich bin mir nicht sicher. Ein paar Punkte auf jeden Fall, ich kenne nicht alle, aber wie gesagt halte ich nicht so viel davon."

Ich finde tatsächlich ein paar Leute, die genau in die Standards fallen, sehen ziemlich langweilig und nichts-sagend aus und das ist Jungkook mal so gar nicht.

Seine Haut allerdings ist relativ hell, wenn auch nicht blass, seine Augen haben Doppellider, sie sind relativ groß, für asiatische Verhältnisse. Nase und Jawline habe ich gar keine Ahnung, was die Standards da wollen. Außerdem wird sein Gesicht als ‚klein' durchgehen, aber ich weiß nicht, ob er 1,80m groß ist. Also wird er relativ stark in die Standards fallen, aber nicht komplett. Das stört mich aber nicht im Geringsten, da ich, wie gesagt, die Standards nicht so geil finde.

„Und findest du mich denn attraktiv, Noona?" Die Frage überrumpelt mich, doch ich antworte direkt, sodass mein Kopf erst gar nicht die Möglichkeit hat, zu überlegen, ob es klug ist, das so offen zuzugeben. „Definitiv." Er lächelt und seine Wangen bekommen einen Rotstich.

„Wie viel Uhr haben wir eigentlich?", frage ich verlegen. „Weiß nicht. Ich glaube du hast so eine Stunde geschlafen." „Warum hast du mich nicht geweckt?", frage ich. „Du warst müde und da wollte ich dich schlafen lassen und du sahst so friedlich und ruhig aus, als würde dich nichts auf dieser Welt bedrücken und das fand ich schön. Nur schade, dass du dafür schlafen musst.", erwidert er leise. Sehe ich so fertig aus?

Nach diesem etwas awkwarden Gespräch gehen wir zu mir nach Hause und so machen wir es auch die nächsten zwei Tage. Am Freitag lasse ich ihn alleine trainieren, weil ich ja mit ins Dachstudio gehe, das ich übrigens ebenfalls dauerhaft reserviert habe. Ich freue mich auch schon sehr, weil ich da Namjoon und Hoseok mal wieder sehe. Es ist so schade, dass ich sie so selten sehe und auch sonst so wenig Kontakt zu ihnen habe.

Jungkook ff - Bitte lass es kein Traum gewesen sein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt