Kapitel 21

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Nachdem wir reingegangen sind, ich meinen Mantel und meine Stiefel ausgezogen habe und mich Jimin in eine dicke Decke eingepackt hat, sitze ich neben ihm auf dem Sofa und wir gucken mit den anderen irgendeinen komischen Anime. Auf Jimins anderer Seite sitzt Yoongi; Jin, Namjoon und Hoseok sitzen auf dem anderen Sofa.

Von Jungkook und Taehyung, die ich jetzt Taekook nenne, ist keine Spur zu sehen, manchmal hört man gerufene Wortfetzen. Ich verstehe nichts davon, aber das will ich auch nicht. Weil sie die ganze Zeit im Zimmer bleiben, ziehe ich mich auch nicht um und gehe auch nicht ansatzweise in die Richtung des Zimmers. Ich will gar nicht wissen, was sie machen oder ob ich recht hatte und sie wieder zusammen sind.

Jin hat etwas zu Mittag gekocht, was wir sechs dann essen. Taekook lässt sich immer noch nicht blicken.

Wir haben jetzt sicher schon 17 Uhr und ich habe sie das letzte Mal vor ca. zehn Stunden gesehen. Was machen die nur die ganze Zeit?

Inzwischen liege ich auch mit meinem Kopf auf Jimins Schulter und habe meine Augen halb geschlossen.

Ich bin nicht müde und eigentlich will ich nicht schlafen, aber ich will vollkommen abschalten, einfach nicht mehr denken. Ich will nicht über ihn nachdenken, nicht über sie nachdenken, darüber was ich gesehen habe, was es bedeuten könnte, was noch passiert sein könnte und was noch passieren könnte.

Mein Kopf hat sich schon die bizarrsten Szenarien ausgedacht, was meine Laune nicht gerade bessert. Ich achte auch schon gar nicht mehr auf den Anime. Mein Kopf hat mich in eine Endlosschleife des Herzschmerzes hineingezogen und ich bin nur Momente davon entfernt einfach wegzurennen, auch wenn ich nicht ganz weiß wohin, denn allein will ich gerade eigentlich auch nicht sein.

Ich spüre wie sich Jimin neben mir bewegt. Jetzt erst fällt mir auf, dass ich meine Augen zugekniffen habe und eigentlich gar nichts mehr mitbekomme.

Er schiebt einen Arm um meine Taille und zieht mich etwas näher an sich. Seine andere Hand liegt auf meiner und ich höre seine Stimme leise neben mir: „Wir können gehen, wenn du willst. Wir müssen sowieso in ein paar Stunden wieder in der Uni sein." Ich schüttle meinen Kopf, drehe mich nur etwas weiter zu ihm, winkle meine Beine an, die jetzt halb auf seinen liegen und vergrabe mein Gesicht ein zweites Mal an diesem Tag in seiner Schulter.

Ich will zwar nach Hause, aber dafür muss ich aufstehen, muss ihn loslassen und das will ich nicht.

Nur mit ihm könnte ich gerade bleiben und wenn ich zu Hause wäre, wäre ich wieder allein und dann wären meine Gedanken auch nicht besser und er wäre nicht da.

In dieser Situation kann ich gut bleiben.

Sie ist nicht perfekt, aber besser würde sie anders auch nicht sein. Abgeschottet von der Welt und doch nicht alleine.

Ich merke, dass ich eindöse, halb bekomme ich manche Konversationen mit und teilweise tauche ich ein in einen Wald aus komisch aneinander gereihten Ereignissen, die keinen Sinn ergeben und die ich auch direkt wieder vergesse.

In einer Wachphase höre ich wie jemand – ich glaube Namjoon – fragt: „Jimin, weißt du, ob es ihr gut geht?" Jimin antwortet: „Ich weiß nicht. Ich glaube sie hatte heute Morgen einen ziemlich schlimmen Albtraum."

Fast hätte ich gelacht.

Einmal wie unverschämt schnell ihm diese Lüge eingefallen ist und dann noch, weil es so ironisch ist, dass es eine Lüge ist und trotzdem die Wahrheit. Nur dass ich den Albtraum nicht geträumt habe, sondern dass der Albtraum, den ich mir ausgemalt habe, wahr geworden ist, was natürlich viel schlimmer ist. Viel schlimmer einen Albtraum real zu erleben, als ihn nur zu träumen, denn dann kann man nicht mehr sagen, dass es ja nur ein Traum war und nicht real ist und deshalb theoretisch auch nicht so schlimm, wie es sich anfühlen mag.

Jungkook ff - Bitte lass es kein Traum gewesen sein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt