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🧸
01/07/2022
13:08

,, Yasin bitte iss doch erst was" flehte mich meine Mutter an und lief mir in mein Zimmer hinterher.

,, Mama ich esse später. Ich muss jetzt ins Krankenhaus" erklärte ich ihr und zog meine Jacke an.

,, Mein Kind du hast schon seit Tagen nichts mehr gegessen.." erklärte sie besorgt worauf ich ihr einen Kuss auf die Stirn gab und dann sagte: ,,Ich habe wirklich kein Hunger Mama. Ich esse wenn ich wieder da bin." und mit diesem Satz ging ich aus dem Haus und lief Richtung Krankenhaus.

Ich kannte bereits den Weg zum Krankenhaus auswendig. Es wurde mein Alltag. Immer nach der Schule. Die Tage vergingen noch langsamer als davor und jeder Tag fühlte sich gleich ein. Immer das gleiche und dann sitze ich immer in der Schule und starre auf die Uhr. Jede Sekunde dauerte eine Ewigkeit. Ich stoppte an einem Blumen laden bevor ich rein lief und mich umschaute. Sogar die Blumen sahen traurig aus. Oder lag das nur an mir?

,, Yasin! Schön dich zu sehen mein Junge. Was kann ich dir heute schönes anbieten?" fragte mich der ältere Herr, der hinter seinem Tressen stand und mich sanft anlächelte.

Herr Jones war sein Name. William Jones. Seid dem Amina im Krankenhaus war bin ich bereits jeden Tag in diesen kleinen Blumenladen gekommen um ihr schöne Blumen zu kaufen. Ich wusste ja wie sehr sie Blumen liebte. Herr Jones hatte mir seid dem ersten Tag an immer Geschichten aus seinen Leben erzählt. Er war Soldat und wurde deswegen nach Deutschland geschickt, wo er auch seine Frau Maria kennenlernte. Er redete andauernd über sie. Aber leider starb sie bereits vor 8 Jahren an einen Tumor. Er erzählt mir immer was für eine wunderschöne Frau sie war.

,, Guten tag Herr Jones" begrüßte ich ihn mit einem lächeln.

Er lief auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter bevor er mich durch den Laden führte um mir seine neue Lieferung von Tulpen zu zeigen.

,, Die habe ich für dich aufgehoben" erklärte er aufgeregt und reichte mir ein Strauß mit wunderschönen Tulpen.

,, Wow der ist bezaubernd" murmelte ich und starrte ihn mit einem Lächeln an.

,, Das freut mich!" antwortete er und grinste mich glücklich an bevor ich fragte: ,, Kann ich denn haben?"

,, Natürlich mein Junge! Lass ihn mir dir nur schnell einpacken." sagte er und lief mit den Strauß in der Hand nach vorne zu seinem Tressen.

Ich lief ihm nach und schaute mir die ganzen Blumen um mich herum an. Sie waren alle so wunderschön und am liebsten hätte ich Amina alle gekauft.

,, Darf ich dich was fragen?" fing er plötzlich an und zog mich so wieder in die Realität.

,, Natürlich" antwortete ich worauf er kurz lachte und mich dann schließlich fragte: ,, Du kommst jeden Tag hier her. Darf ich vielleicht wissen welche glückliche Dame so viele Blumen kriegt?"

Ich schluckte sanft und blickte kurz zu Boden bevor ich antwortete: ,, Ihr Name ist Amina. Sie liebt Blumen, und da ich nicht weiß wie lange sie noch hat versuche ich so viele Blumen wie möglich zu Kaufen."

Sein lächeln verschwand plötzlich und sein Blick wurde auf einmal traurig.

,, Ich will nicht das sie sieht wie ihre Blumen langsam Kaputt gehen, deswegen kaufe ich ihr jeden Tag neue, so das sie immer welche hat" fügte ich hinzu.

,, Das tut mir leid mein Junge" sagte er mitfühlend und reichte mir den Strauß mit Blumen.

Ich schenkte ihn nur ein sanftes lächeln als er plötzlich meinte: ,, Du bist ein guter Junge. Mach sie glücklich"

Er lächelte mich mit einem stolzen grinsen an was ich nur erwiderte.

,, Schönen Tag noch!" verabschiedete er sich.

,, Ihnen auch ein schöner Tag!" Sagte ich und ging nach dem ich bezahlt hatte mit dem Blumenstrauß aus dem Laden.

Ich lief Richtung Krankenhaus und überlegte kurz. Ich musste sie glücklich machen, weil ich ja nicht wusste wann es ganz vorbei sein würde. Jede Sekunde könnte ihre Letzte Sekunde sein. Es dauerte nicht lange und schon trat ich ins Krankenhaus ein und begrüßte die Frau am Empfang, bevor ich direkt Richtung Aminas Zimmer lief. Die Leute kannten mich bereits, da ich jeden Tag immer und immer wieder dieses Krankenhaus betrat. Das lächeln auf meinen Lippen wollte nicht verschwinden, da ich so glücklich war Amina endlich wieder zu sehen, doch als ich plötzlich in den Flur rein ging verschwand mein Lächeln sofort. Ihre Eltern standen an der Fensterscheibe und starrten in das Zimmer rein. War etwas passiert? Ich lief auf die beiden zu und schaute ebenfalls in das Fenster rein, wo ich schon Amina liegen sah. Es waren nun mehr Schläuche an ihr befestigt und ich musste vor schmerz fast weinen, aber ich versuchte stark zu bleiben.

,, Was ist passiert?" fragte ich.

,, Ihr zustand hat sich verschlimmert.. Wir dürfen deswegen nicht mehr zu ihr" antwortete ihr Vater mit zittriger Stimme.

Ich schluckte sanft und plötzlich merkte ich wie eine Träne nach der anderen meiner Wange runter liefen. Ich hatte so gehofft das es besser wird, aber jetzt das?

23:58

,, Hey Junge! Sie müssen bitte das Krankenhaus verlassen. Wir schließen gleich" Sagte plötzlich eine stimme und Tippte mich an meiner Schulter an.

Ich öffnete meine Augen und schaute mich um. Ihre Eltern sind schon vor Stunden gegangen, aber ich wollte noch länger bleiben und bin eingeschlafen. Ich stand von meinem Stuhl auf und drehte mich um, wo ich auch schon in ihr Zimmer rein schaute. Ich seufzte laut und guckte kurz auf die Tulpen in meiner Hand. Sie hingen schon weswegen ich sie auf den Stuhl hinlegte.

,, Bis Morgen mein Engel." Flüsterte ich und lief dann aus dem Krankenhaus.

Liebesbrief an das Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt