6

69 8 9
                                    

"Ich weiss nicht, ob ich noch eine Befragung schaffe", murmelt Barnes neben mir im Auto. Ich sehe ihn aus den Augenwinkeln an, konzentriere mich aber schnell wieder auf die Strasse. 
Mein Handy summt und ich sehe kurz darauf. Mai hat mir geschrieben, dass sie den Täter beim ersten Versuch auch noch nicht gefunden haben. Ich tippe kurz eine Nachricht, dass Henry es auch nicht war und wechsle den Chat. Eine anonyme Nummer hat mir Koordinaten zugesendet. 
"Barnes?", mache ich ihn darauf aufmerksam. Er sieht zu mir herüber und ich halte kurz am Strassenrand. Er sieht sich die Koordinaten an und nickt.
"Fahr dahin", verlangt er zudem. 
"Bist du dir sicher?", frage ich ihn als Absicherung. Er nickt, als müsste er sich überwinden und meint: "Fahr." Ich murmle ein okay und fahre wieder an. 

***

Die Koordinaten führen uns ausserhalb der Wohnviertel in ein Industriegebiet. Ich fahre vorsichtig durch die verwinkelten Gassen und versuche die Orientierung zu halten. Mein Bauch fühlt sich alles andere als gut an und ich kann das Adrenalin in meinem Körper spüren.
"Das gefällt mir nicht", informiere ich Barnes. Dieser nickt in Zeitlupe und sieht sich selbst um. 
Die Ära beginnt sich in die Länge zu ziehen. Ich rechne inzwischen damit, dass in jeder Sekunde etwas passiert. 
Vielleicht springt jemand vor das Auto.
Oder eine Bombe jagt es hoch.
Möglicherweise explodiert auch eine Leucht- oder Tränengasgranate. 
Aus lauter Anspannung beginne ich immer langsamer zu fahren. Barnes bemerkt es vermutlich nicht, denn er ist selbst damit beschäftigt aus dem Fenster zu schauen. 

Es knallt und Blut spritzt aus meinem rechten Oberarm. Ich schreie vor Schock auf und trete auf die Bremse.
Barnes hat sich sofort zu mir umgedreht und bemerkt das Blut ebenfalls.
"Verdammt, wurdest du angeschossen?", will er mit aufgerissenen Augen wissen. Er schnallt sich sofort ab und will nach meinem Arm tasten.
Doch da geht seine Tür bereits auf und er wird hinausgerissen. 
Auch bei mir wird die Tür aufgerissen.
Ich bin jedoch noch angeschnallt, was die Angreifer jedoch damit reagieren lässt, indem sie meinen Gurt einfach aufschneiden. 
Kaum ist das getan, werde auch ich hinausgerissen. Ich kreische und versuche mich zu wehren. 
Doch eine kalte Klinge an meinem Hals lässt mich innehalten. Meine Hände werden hinter meinem Rücken zusammen gebunden.
Die Person hinter mir drückt mich unfreundlich grob auf die Knie, Barnes gegenüber. 
Er wehrt sich noch so gut er kann, wobei er bereits mehrere Stichwunden im Oberkörper hat. 
"Hör auf zu kämpfen Barnes", weise ich ihn leise an, während ich versuche keine ruckartigen Bewegungen zu machen. Er sieht erschrocken zu mir, während seine widerspenstigen Bewegungen abnehmen. 
Bis unsere Angreifer ihn schlussendlich ebenfalls fesseln können. Die Wunden bluten stark und seine Augen schweifen wild umher. Sein Brustkorb hebt und senkt sich aufgeregt. 
Die Person hinter mir zieht mich wieder auf die Beine, drückt meinen Kopf aber sofort nach unten. Sodass ich nicht sehen kann, wohin ich geführt werde. Ich höre Barnes nach mir rufen, riskiere es jedoch nicht darauf zu reagieren. 
Schließlich werde ich in einen Transporter geführt und an die Wand gesetzt. Kurz darauf folgt Barnes, welcher sich eilig absichert, dass es mir gut geht. 
"Mir geht es gut, ich mache mir eher Sorgen um dich", gebe ich zu, mit einem Blick auf seine Brust. Das Shirt, dass er trägt ist bereits besorgniserregend blutgetränkt und das innerhalb kürzester Zeit. 
"Werde ich schon überleben", murmelt er abwehrend und beginnt sich von neuem umzusehen. Pech nur, dass der Transporter abgedunkelt ist und keine sichtbare Verbindung zur vorderen Kabine besitzt. 

Als der Transporter losfährt muss ich mich kurz ausbalancieren, doch es geht schnell wieder. Barnes hat mehr Probleme, vermutlich wegen des Blutverlustes.
"Glaubst du, es sind die Bombenleger?", lallt er etwas benommen. Ich verfluche es, dass er in so kurzer Zeit so instabil wurde. 
"Ich weiss es nicht, aber es wäre möglich", antworte ich ihm so ruhig wie möglich. Barnes nickt verschwommen und lehnt sich gegen die Wand.
"Versuch bei mir zu bleiben", bete ich ihn besorgt. Er nickt nur erneut und öffnet benommen seine Augen.
"Das Super-Soldaten-Serum sollte mich eigentlich vor zu hohem Blutverlust bewahren, aber irgendwie funktioniert es nicht richtig", informiert er mich nuschelnd. Ich schlucke bangend und sehe mich nun selbst um, um vielleicht einen Ausweg zu finden. 
"Ich schätze du bist zu stark verletzt, als dass es dir gerade genug helfen kann", stelle ich dann selber eine Vermutung an.
Just in diesem Moment biegt der Transport ein weiteres Mal ab und Barnes muss sich erneut ausbalancieren. Dabei bemerke ich, dass er es immer schlechter hinbekommt, was meine Sorge um ihn weiter verstärkt. 

***

Eine gefühlte Ewigkeit später hält der Transporter endlich wieder. Barnes ist inzwischen kaum noch bei Bewusstsein und seine Atmung fällt nur noch flach aus. 
Unsere Entführer öffnen den Transporter und erblicken Barnes' erbärmlichen Zustand. 
"Er muss sofort versorgt werden!", befehle ich ihnen mit etwas zu hoher Stimme. Zwei der insgesamt vier Entführer heben ihn auf eine Trage und schleifen ihn fort. Ich bleibe alleine und gefesselt zurück. Eine der Vermummten sieht Barnes und den anderen zwei Hinterher, ehe sie in den Transporter steigt.
"Er ist weg", informiert sie mich. 

Sofort verschwindet mein besorgter Gesichtsausdruck und weicht einem düstereren. 
"Alles klar, hol mich hier raus", befehle ich kalt. Die Vermummte nickt und löst die Fesseln hinter meinem Rücken. Ich reibe mir kurz über die Handgelenke und klettere währenddessen aus dem Laderaum. 
Die Andere überreicht mir ein Tuch und ich wische das Kunstblut von meinem Arm. Ich wurde nicht wirklich angeschossen, sondern nutzte nur eine Platzpatrone mit Blut gefüllt, um den Glauben zu erwecken, dass ich verletzt wäre. Barnes' Verletzungen sin jedoch echt.
Und schwerer als ich beabsichtigt hatte.
"Okay, ich will dass er versorgt wird. Sperrt ihn danach ein. Und niemand fässt ihn an, bis ich das Okay gebe", gebe ich die restlichen Anweisungen. Die beiden Frauen nicken und führen mich in das Versteck. 
Es ist eine übersichtliche Lagerhalle, die ich ausgewählt habe. In der Mitte hat es einen Krahnhaken und es gibt auch einen leicht erhöhten Balkon, von welchem aus man den Haken gut sehen kann. 
"Er ist in einem der Büroräume und wird versorgt", informiert mich eine. Sie nimmt gerade ihre Maske ab und ich erkenne Inori. Verstehend nicke ich und sehe mir alles weiter an.
"Ich werde mich ihm zu erkennen geben. Wer will darf zusehen, es ist aber kein Muss. Natürlich würde ich mich über Publikum freuen, aber hier soll ja niemand weiter traumatisiert werden. Ausser ihm natürlich", erkläre ich mein weiteres Vorgehen. Inori nickt und auch Kaya nimmt ihre Maske herunter.
"Und ich will, dass niemand irgendetwas erfährt. Barnes und ich sind verschwunden und wir werden auch nicht gefunden. Bis seine Leiche offiziell abgelegt wurde", verdeutliche ich mit fester Stimme. Beide Kunoichi nicken demütig und ich sänftige meinen Blick wieder. 
"Wie lange wird es voraussichtlich dauern, bis er wieder aufnahmefähig ist?", will ich beinahe fürsorglich wissen. Auch wenn es mir eigentlich nur darum geht ihn schnellstmöglich für das leiden zu lassen, was er mir angetan hat. 
"Ich gehe nachfragen", meldet Inori sich und dreht sich mit einem Nicken um. Ich bleibe mit Kaya zurück und warte ab. 
"Und du willst das wirklich durchziehen? Du weisst, dass das gegen unseren Kodex verstösst?", erkundigt Kaya sich vorsichtig. Ich werde ihr einen scharfen blick zu, auf welchen hin sie sich etwas zurückzieht. 
"Du hast deine Eltern durch einen Tsunami verloren. Aber du kannst dir nicht vorstellen wie es ist, als hilfloses Kind  zusehen zu müssen, wie sie erschossen werden", knurre ich bedrohlich. Gleichzeitig baue ich mich etwas auf und es wirkt. Kaya zieht sich weiter zurück und nickt nachgebend. 
"Tut mir leid, ich wollte dich nicht infrage stellen", entschuldigt sich die Jüngere eilig. Ich beruhige mich wieder etwas und sehe zu Inori, welche gerade zurückkehrt. 
"Durch das Serum können sie es nicht genau bestimmen, sie vermuten aber ein paar Stunden bis zu einem Tag", klärt sie mich auf. Ich nicke und beisse mir nachdenklich auf die Zunge. 
"Okay danke. Wenn ihr wollt könnt ihr zurück nach Japan. Es wird keine weiteren Anschläge mehr geben", berichte ich ihnen. Beide nicken und sehen sich in einer stummen Unterhaltung ein.
Eine Fähigkeit die jede Kunoichi gelernt hat. Über die Augen zu kommunizieren. Denn unsere Uniform beinhaltet auch eine Maske welche unser ganzes Gesicht verdeckt. Nur unsere Augen sind zu sehen und wenn wir in einer Gruppe unterwegs sind, wären Handzeichen manchmal zu auffällig. 
Also wurde uns stattdessen die stumme Kommunikation beigebracht. Naomi kommt aus einer der vielen Türen. An ihrer Uniform ist ebenfalls Blut und der Stecker mit dem selben Symbol glitzert nicht mehr silbern sondern rot.
"Wir haben ihm ein Sedativum verabreicht, damit er ruhiger ist. Dazu hilft es dem Serum die Verletzungen so weit zu heilen, dass du bald beginnen kannst", informiert sie mich. Ich nicke und beginne es mir gemütlicher zu machen. Das würde noch eine Weile dauern.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Und Action :)

Ich wünsche euch einen schönen Freitag den 13. (Ich muss immer an solche Tage denken :))
Bis am Sonntag und einen guten Samstag ;)

LG Jas_Barnes <3

Die Kunoichi ~ Bucky Barnes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt