⁻ ~ 𝐞𝐩𝐢𝐥𝐨𝐠 : 𝐛𝐥𝐞𝐢𝐛 𝐡𝐢𝐞𝐫... 𝐛𝐢𝐭𝐭𝐞 ~ ⁻

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Rain Black saß allein im Kunstraum der Salvatore High School und spürte die Stille um sich herum. Ein Lehrer hatte ihr den Raum extra überlassen, damit sie in Ruhe an ihrem Kunstwerk arbeiten konnte. An diesem Nachhilfetag entschied sie, in der Schule zu bleiben, um ihre Aufgaben zu erledigen. Hier im Kunstraum fand sie die nötige Ruhe und konnte sich voll und ganz ihrem kreativen Schaffen widmen. An diesem einen Tag im Jahr, der sie jede Nacht verfolgte, war es besonders wichtig für sie, die Ablenkung von außen zu minimieren. Niemand konnte sie hier stören und sie konnte sich vollkommen auf ihre Leinwand konzentrieren. Seit zwei Stunden saß sie nun da und tupfte mit einem in grüne Farbe getauchten Schwamm auf die Leinwand. Die stickige Luft im Raum machte ihr allmählich zu schaffen und ihre Konzentration ließ nach. Doch trotz der Müdigkeit und Unkonzentriertheit spürte Rain, dass sie hier im Kunstraum richtig war, dass sie hier ihren inneren Frieden finden konnte.

Rain strich sich mit ihren sauberen Handrücken über die Stirn, um ihre kurzen blonden Babyhaare aus dem Gesicht zu streichen. Doch als sie sich wieder der grünen Farbe auf ihrer Leinwand zuwandte, geschah etwas Seltsames: die Farbe färbte sich rot. Erschrocken ließ sie den Schwamm fallen, welcher auf dem ebenfalls roten Boden landete. Als sie auf ihre Hände sah, bemerkte sie, dass auch sie mit roter Farbe bedeckt waren, jedoch nicht an der gleichen Stelle, an der sie zuvor grüne Farbe aufgetupft hatte. Panisch sprang sie vom Stuhl auf und trat rückwärts vom Tisch zurück, während sie auf ihre Kleidung blickte. Ihr hellblaues Shirt war vollständig mit roter Farbe bedeckt, Tropfen befanden sich auf ihren Schuhen und Jeans. Als sie in den hängenden Spiegel blickte, sah sie, dass auch ihr Gesicht von roter Farbe bedeckt war, aber gleichzeitig auch nicht wirklich. Ein Gefühl der Verwirrung und des Unbehagens machte sich in ihr breit.

Rain war es, kein Zweifel. Sie erkannte ihre Augen, ihre Lippen, ihr blondes Haar und ihre Grübchen. Doch ihr kleines, dreizehnjähriges Gesicht schaute mit schockierten Augen in ihre jetzigen, erwachsenen Augen. Sie fing schwer an zu atmen und schloss kurz die Augen, als sie zu glauben glaubte, die Stimme ihrer Mutter zu hören. Plötzlich stolperte sie über ihre eigenen Füße und knallte mit dem Rücken gegen jemanden. Vor Schreck sprang sie zurück und hielt sich mit ihrer rechten Hand am Tisch fest. "Musst du dich so anschleichen?!", rang sie nach Luft. Was zur Hölle war da gerade passiert? Verwirrt blickte sie auf ihre Hände - sie waren grün - und dann auf ihre Kleidung, die sauber war. "Entschuldige ... ich wollte dich nicht erschrecken", sagte Kolayla und konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Rain wandte sich von ihr ab und warf einen erneuten Blick in den kleinen Spiegel. Sie sah bloß sich selbst. Kein Anzeichen von Blut oder ihrem kindlichen Gesicht.

Kolayla legte den Kopf schief und fragte: "Ist alles okay?" Rain schüttelte den Kopf. Nein, nichts war gut. Sie hatte gerade den schlimmsten Moment ihres Lebens erneut erlebt. Nicht von vorne bis hinten, aber es hatte ausgereicht, um sie zu erschüttern. War es nicht genug, dass diese Erinnerung sie jede Nacht verfolgte, musste sie auch noch am Tag präsent sein? Das Schlimmste war, dass sie in Mystic Falls lebte und solche Erfahrungen hier leider nicht ungewöhnlich waren. "Bilde ich mir das ein oder fühlst du dich unwohl mit mir?", fragte Kolayla und hob eine Augenbraue, während Rain sich immer noch verwirrt auf ihren Stuhl setzte. "Hey, Rain, soll ich dich allein lassen?", fragte Kolayla und lehnte sich am Tisch an. "Nein!", antwortete Rain sofort. "Bleib hier... bitte."

ANNABELLE || ᵗʷⁱˡⁱᵍʰᵗWo Geschichten leben. Entdecke jetzt