⁻ ~ 𝐤𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟐 : 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐞𝐜𝐡𝐭 𝐬𝐞𝐢𝐧 ~ ⁻

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Die Morgensonne strömte durch das Fenster herein und warf einen warmen Schein über Kayas Zimmer, während sie im friedlichen Schlummer lag. Doch unter der Oberflächenruhe sickerten Schmerz und Kummer in ihre Träume, ein dunkler Strom, der ihren friedlichen Aufschub trübte. Eine Träne glänzte in der Ecke ihrer geschlossenen Augenlider, ein Echo des Aufruhrs, den sie im Reich der Träume durchlebte. Aber in der Welt zwischen Bewusstsein und Fantasie materialisierte sich eine Gestalt, die sich über ihren regungslosen Körper beugte. Kayas Augen flatterten auf, der Hauch von Schmerz vermischte sich mit dem Gefühl, beobachtet zu werden. Sie traf den Blick von zwei blutroten Augen, ein Anblick, der Schauer über ihren Rücken jagte. Instinktiv erkannte sie ihn - ein kaltes Wesen, ein Vampir.

Mit zarter Anmut bewegte sich der blonde Vampir um sie herum, seine Bewegungen berechnet und ohne Eile. Schmerz durchzog Kayas Körper, machte sie bewegungsunfähig, ihre Verletzlichkeit offensichtlich. Als er neben ihrem Bett stand und seine Hand nach ihr ausstreckte, pulsierte ihr Herz vor einer Mischung aus Angst und Neugierde. Das anfängliche Zucken verwandelte sich in eine zaghafte Kapitulation, als seine Finger ihre Wange berührten. Die Kälte seiner Berührung, ein charakteristisches Merkmal seiner Art, hätte sie beunruhigen sollen, aber an ihrer Stelle fand unerwarteter Trost Einlass.

Intrigiert, aber vorsichtig, hielt Kaya seinen Blick, ihre eigenen Augen ein Spiegelbild von Verletzlichkeit und Neugierde. Ein sanftes Schnurren mit beruhigender Absicht begleitete seine Worte, eine Stimme, die eine doppelte Natur besaß - rau und doch melodiös, Rippeln durch die Luft sendend: "Wie ist dein Name?" Der Schmerz blieb ihr ungesprochener Begleiter, sein Gewicht begleitete ihre Antwort, die mit einem Hauch von Bitterkeit ausgesprochen wurde: "Kaya."

Die Bewegungen des Vampirs, ein zartes Ballett, tanzten am Rande der Zurückhaltung entlang. Er rang mit seinem Durst, einem Kampf gegen seine eigene Natur, der ihr Schicksal im Gleichgewicht hielt. Anstatt seinem Instinkt nachzugeben, bot er Trost an, neigte den Kopf, um an ihrem Handgelenk zu trinken, ein Biss, der sowohl Schmerz als auch Erleichterung widerspiegelte. Der Stich seiner Fangzähne, die ihre Haut durchbrachen, rief einen leisen Schrei hervor, eine Manifestation ihrer miteinander verwobenen Schicksale. Und doch, selbst inmitten der Intensität des Bisses, war seine Präzision offensichtlich - sein Griff auf der feinen Linie zwischen Nahrungsaufnahme und Schaden war meisterhaft.

Während der Austausch sich entfaltete, eine vorübergehende Erleichterung von der Qual, spürte Kaya das Gift aus ihren Adern gezogen werden. Ein Gefühl der Linderung verband sich mit einer unerklärlichen Anziehungskraft, einer verführerischen Kante des Erlebnisses. Doch dann, ohne Warnung, wurde das Gleichgewicht zerstört. Ihr Körper durchströmte plötzlich eine neue Stärke, ihre Instinkte entfalteten sich in einem Ausbruch der Rebellion. In einem hektischen Versuch, den Vampir abzuwehren, griff sie nach einem Gegenstand und führte ihn als Waffe. Der Aufprall hallte durch den Raum, eine Erschütterung von Schock und Gewalt.

Doch trotz all ihrer Kraft wurde der Vampir von derselben Kraft gefangen, die ihn gezwungen hatte, das Trinken einzustellen. Sein Zurückweichen spiegelte ihren Schock wider, sein Kampf ein Zeugnis für die mächtige Kraft, die ihre Schicksale verband. Die Energie, die Verbindung, verweilte im Raum zwischen ihnen, eine Erinnerung an die unerklärlichen Ereignisse, die jegliche Vorstellungskraft überstiegen. Kayas Entschlossenheit war unerschütterlich, als sie seinen Blick aufnahm, ihre Worte scharf und von Ungeduld getränkt: "Du solltest gehen. Einen Wolf während eines Vollmonds zu reizen, ist nicht gerade klug."

Eine Woge von Emotionen durchströmte sie, ein Sturm von Empfindungen, der ihre Transformation ankündigte. Ihr Körper reagierte auf den Ruf des Mondes, und während sich ihre Form veränderte, vermischten sich Schmerz und Befreiung. Fell und Krallen ersetzten ihr menschliches Gefäß, ein grauer Wolf mit Augen, die wie zwei Sterne glänzten. Mit einer Woge von Kraft stürzte sie sich in die Umarmung der Nacht, ein Geschöpf der Wildnis, der Urinstinkte und uralten Abstammung.

ANNABELLE || ᵗʷⁱˡⁱᵍʰᵗWo Geschichten leben. Entdecke jetzt