All the kings horses and all the kings men

60 8 5
                                    

...(Traum oder Vision)...

...„Fíriel? Bitte dreh dich um, mein Schatz", bat meine Mutter. Sie hatte diese sanfte Stimme angewandt, was hieß, dass sie besorgt war. Doch ich drehte mich nicht um. Der Schmerz durchdrang noch immer jede Faser meines Körpers.
Der plötzliche Schmerz war erst als eine Art Anfall suggeriert worden, doch als sich meine Haut langsam zu verfärben begonnen hatte, waren sie und ich ganz schnell aus der Festhalle verschwunden und waren in meine Gemächer gegangen. 

Mein Blut hatte angefangen zu brennen, dass ich dachte es zerreißt mich noch. Damals war ich vielleicht 40 Jahre alt gewesen.
Und nach gefühlten endlosen Qualen kniete ich zitternd und ausgelaugt auf dem Boden, hatte es hinter mir und hatte nicht anders gekonnt als mich selber zu hassen. 

„Fíriel, es gibt nichts wofür man sich schämen sollte. Bitte, ich will dir helfen" Ich hatte mich schrecklich gefühlt ihr dies zu verweigern. „Bitte rede mit mir, Schatz", flehte sie. „Ich will nicht mir dir reden", brachte ich stockend hervor. Jedes dieser Worte hatte wehgetan und ich war mir bewusst, dass ich im diesem Moment Hilfe gebraucht hatte. Es war meine erste Transformation gewesen. 

„Fíriel? Was ist passiert?", fragte sie, ich hatte gehört, dass sie den Tränen nahe gewesen war. „Ich...ich bin nicht mehr Fíriel"
Meine Haut war grün, mein Haar war mit einem tiefen rot versetzt und meine Ohren waren nicht mehr spitz. Es war das Schicksal, das mir das alles beschert hatte und mir damit etwas hatte sagen wollen. Doch hatte ich die Botschaft nicht erkannt.
„In Ordnung, ganz ruhig, Schatz. Wir schaffen das gemeinsam. Atme tief ein und aus. Das Leben ist grausam, aber dem kannst du entgegenwirken. Denke ganz in Ruhe nach, nicht hektisch, sondern logisch. Nimm dir dafür so viel Zeit wie du brauchst. Lasse die Gefühle beiseite, sie behindern dich nur. Halte das Gleichgewicht zwischen dem Sinn und Emotionen" Und es funktionierte. 

„Wo hast du das gelernt?" „In der dunkelsten Zeit meines Lebens. Es hat mir immer geholfen weiter zu machen und jetzt soll es dir helfen. Das bleibt unser kleines Geheimnis, ja?"
Sie war Sklavin der Orks gewesen, bis Vater sie eines Tages gefunden hatte. Man hatte sie zurückgelassen, weil sie vor Erschöpfung zusammengebrochen war.  Sie war kurz davor gewesen zu sterben, doch sie hatte überlebt. Und sich in den Hochkönig verliebt. Wie viel Schmerz und Pein sie in ihrem Leben bereits erlitten haben musste konnte ich nie erahnen. Ich hatte sie gefragt, warum ich die Gefühle beiseite lassen sollte, doch sie hatte bloß gesagt, dass es vieles weniger schlimm machen würde. Erst als ich älter wurde und darüber nachdachte verstand ich die Tiefe hinter diesen schlichten Worten.
Und auch die Wahrheit...

Aber das war jetzt vorbei. Viele Elbinnen zupften gleichzeitig an mir herum. 

Entweder war es meine Frisur oder mein Kleid, das noch nicht perfekt saß. Das schlimmste aber war, dass ich vor einem Spiegel stand, der mich jede Sekunde an mein Schicksal erinnerte. An das was kommen würde. „Bald", hatte man mir gesagt, doch das war nicht mehr bald. 

Es war der nächste Tag, der nun meine Krönung sein sollte. Ich fühlte rein gar nichts.

Lediglich die Hände an meinem Körper nahm ich wahr.
Man hatte meine Haare zu einem kunstvollen Dutt zusammengesteckt. Ich war in ein langes dunkelblaues Kleid gekleidet, welches in diversen Lagen hinter mir eine Art Schleppe bildete. Der Stoff der dort zu viel war fehlte am Rücken, dort war ein großzügiger V-Ausschnitt, der von dunkelblauer Spitze umrahmt wurde und aus der auch die Ärmel bestanden. Das einzige was jetzt noch fehlte und ich dann den folgenden Abend und darüber hinaus auch tragen durfte war die Krone, die mich mit meinem Titel identifizierbar machen würde.
Nein, keine Tiara, eine Krone. Eine richtige Krone. Anscheinend hatte Vater schon länger diesen Plan gehabt, weshalb sie schon längst gefertigt worden war. Was er mir alles verschwiegen hatte und ich war sich sicher, dass es erst die Spitze des Eisbergs war.
Dann traten die Elbinnen zurück. „Herrin? Euer Volk wartet" Schweren Herzens trat ich vor die Tür meiner Gemächer, welche umgehend von zwei Elbinnen geöffnet wurde. 

Der Weg zum Thronsaal war zu lang, viel zu lang oder hatte er sich bloß um ein vielfaches verlängert? Als die schweren Türen sich vor meinen Augen öffneten und den Blick auf die vielen neugierigen Gesichter freigaben bekam ich Angst. Panik drängte sich in mein Bewusstsein, doch ich verbannte sie und setzte meinen Weg weiter fort. Vor dem Thron stand, ebenfalls in edle Roben gekleidet, Elrond. 

Als Vize-Regent war das sicher seine Pflicht, doch hatte ich durchschaut, was er von mir hielt.
Alle verstummten. Dann sprach ich den Schwur der alten Könige in Quenja, nachdem er mich gefragt hatte, ob ich denn auch wirklich die Krone und all seine Verantwortungen und Pflichten annahm. Was ich alles schwor, wusste ich später gar nicht mehr, aber es war klar, dass es darum ging eine durchaus gute und gnädige Herrscherin zu sein. 

Und dann spürte ich die Krone auf meinem Haar.
Es war getan. Die Panik löste sich in Luft auf, als sie von der Ergebenheit abgelöst wurde. Es war getan. Und dabei wollte ich es nicht einmal.

The Kings LegacyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt