Shoppen für Anfänger

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Fasziniert blieben die Mittelerdler im Eingangsbereich des Ladens stehen, mit neugierigen Blicken betrachteten sie die Massen an Kleidung, die auf Regalen, Tischen und an Kleiderstangen ausgestellt waren. Hosen, T-Shirts, Tops, Schuhe, Kleider, Pullis und Röcke in allen erdenklichen Farben und Formen.
Ich holte Lis ein, die sich eben bewusst wurde, dass sie immer noch Filis Hand hielt und diese hastig losließ.
„Na, den Zwerg hast du ja gut im Griff...", murmelte ich ihr von hinten ins Ohr, worauf sie deutlich rosa anlief.
Bemüht, meinen Kommentar zu ignorieren, drehte sie sich zu der Gruppe um und meinte: „Wir fangen vielleicht mal mit ein paar einfachen T-Shirts an, oder?"
Unsere Mittelerdler starrten sie nur verwirrt an, sodass ich mit einem knappen „Mitkommen!" sie alle weiter in den Laden hinein kommandierte.

Nach einem kurzen Moment fand ich, was ich suchte, die Drehständer mit den unifarbenen Basic T-Shirts, langweilig und solide. Also perfekt für den Anfang, auch, um eine Vorstellung von der Kleidergröße unserer Gäste zu bekommen.
„Ela!", rief ich ein wenig verunsichert nach meiner Schwester, „Du bist in sowas einfach besser..."
Die Langhaarige schob sich umständlich an Gandalf und den beiden Zwergenbrüdern vorbei, die gerade aufgeregt diskutierend einen Kapuzenpulli mit Bergen und der Aufschrift Mountain Adventure begutachteten.
„Welche Größen würdest du denen geben?", fragte ich komplett planlos.
Ela seufzte, meine Ahnungslosigkeit im Bereich Bekleidung würde sie nie verstehen.
„Gandalf und Haldir jeweils L. Thorin und und seine Neffen probieren M und L. Wir müssen schauen, weil da vermutlich Länge und Breite ein Problem sein werden. Und Bilbo... Bilbo bekommt erstmal S."
Mit einem Nicken griff ich nach den genannten Größen und verteilte die T-Shirts.
„Die geht ihr jetzt erstmal anprobieren, wir müssen herausfinden, welche Größen passen. Dort hinten sind Umkleiden. Wir kommen gleich nach."

Brav trotteten Zwerge, Zauberer, Hobbit und Elb davon, während Tauriel fragend zu Ela schaute.
„Und was bekommen ich?", fragte sie.
Ela strahlte sie mit leuchtenden Augen an. „Wir beide gehen jetzt in die Mädelsabteilung.", sagte sie, „Shoppen für Jungs ist langweilig, wir werden jetzt Spaß haben!"
Sie griff die Hand der Elbin und zog sie auf die andere Seite des Ladens. „Was ist shoppen?", konnte ich Tauriel noch fragen hören, dann waren sie verschwunden.

Ich folgte unterdessen Lis zu den Umkleiden, wo die anderen sich bereits in den Kabinen umzogen.
„Sieht gut aus Gandalf.", konnte ich Lis sagen hören, als Bilbos Stimme ertönte: „Gibt es die auch in einer anderen Farbe? Schwarz ist so traurig..."
Ich bog um die Ecke, wo meine Schwester die ersten Mittelerdler begutachtete.
Bilbo war das T-Shirt ein wenig lang, aber das passte schon, und Gandalf wirkte in dem einfach schwarzen T-Shirt schon wie ein gemütlicher Opa.
„Wir können ja andere Farben für euch aussuchen.", meinte ich lächelnd zu Bilbo.
„Ja, das wäre gut.", sagte Kili, der hinter mir auftauchte, „Und habt ihr noch irgendwas gemütliches? Das mit den Bergen drauf gefiel mir."
Sein Bruder nickte zustimmend. Beiden passte die von Ela ausgesuchte Größe durchaus gut.
„Also,", sagte Lis, „dann kommen Bilbo, Gandalf, Fili und Kili mit mir mit und suchen die T-Shirts aus, die sie haben wollen."
Wie eine Entenmutter mit ihren Küken ging sie davon.

In eben dem Moment schlug Haldir den Vorhang seiner Kabine zurück und sah mich fragend an. „Passt das so?"
Nun, man musste zugeben, dass das T-Shirt an seinem Oberkörper schon fast etwas spannte, diese elbischen Krieger waren eben doch gut durchtrainiert, aber im Prinzip war es okay.
„Kannst du dich denn gut bewegen?", fragte ich.
Probeweise ließ Haldir die Arme kreisen.
„Scheint okay zu sein.", meinte er.
„Gut, dann geh schnell zu Lis und sag, sie kann mit dir aussuchen.", erwiderte ich, mit einem leicht besorgten Blick auf zwei junge Frauen, die von ihrer Kabine aus den blonden Elben mit deutlichem Interesse beobachteten.
Doch Haldir bemerkte die Blicke der beiden gar nicht, als er mit einem kurzen Nicken zu Lis hinüber ging.

Ich trat an die letzte Kabine, von unserem ältesten Durin war bisher kein Laut gekommen.
„Thorin?", fragte ich leise.
„Das geht irgendwie nicht, Lydia.", erklang die genervte Stimme des Zwerges.
„Was ist?", erwiderte ich irritiert und der Vorhang wurde zurück gerissen.
Thorin stand schwer atmend da, in das T-Shirt förmlich hinein gepresst. Zwar war es genau wie bei Bilbo einen Ticken zu lang, doch der arme Kerl konnte kaum atmen, ohne, dass die Nähte Gefahr liefen, zu reißen.
„Um Himmels willen, Thorin!", sagte ich, „Hast du nicht das größere T-Shirt versucht?"
„Das ist das größere...", knurrte der Zwerg.
„Oh", machte ich wenig einfallsreich, „Okay, das geht so nicht."
„Kluges Mädchen.", grummelte der Zwerg mit sarkastisch hochgezogenen Augenbrauen.
„Also, wieder ausziehen und wir suchen was anderes.", meinte ich.
Ich trat wieder vor die Kabine, während Thorin meinen Anweisungen Folge leistete. Meine Gedanken ratterten. Die nächste T-Shirt Größe war wohl kaum einen Versuch wert, das würde ihm irgendwann über den Knien hängen. Oder er konnte es als Kleid tragen...
Den Gedanken schlug ich mir schnell aus dem Kopf. Vor einem sowieso schon gereizten Thorin wollte ich nicht in Gekicher ausbrechen. Ich presste die Lippen zusammen, um jeden Laut im Keim zu ersticken.
Im Laden konnte ich Bilbo hören, der Lis fragte, ob es wohl auch T-Shirts in gelb oder grün gäbe. Was wohl Tauriel gerade alles anprobieren musste?

Von Weltenportalen, Zwergencocktails, strickenden Zauberern und ElbendatingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt