Kapitel 29

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Cassie tigerte im Büro des Alphas wie ein im Käfig eingesperrtes Raubtier auf und ab. Das Blut schoss siedend heiß durch ihre Adern. Was bildete sich dieses Miststück von Luna ein? Sie hatte kein Recht dazu, sich in geschäftliche Angelegenheiten ihres Mannes einzumischen oder schlimmer, ihn von Gesprächen abzuhalten.

Eine Tür klappte. Sean kehrte zurück und legte sein Smartphone auf den Schreibtisch. „Mein Vater ruft uns in etwa einer Viertelstunde an. Er meinte, es wäre sicherer, wenn er vom Territorium runterfährt und erst dann mit uns telefoniert."

Der Alpha nickte bedächtig. „Eine kluge Entscheidung. Wir wissen nicht, wie viele eurer Rudelmitglieder auf der Seite der Luna oder unter ihrem Einfluss stehen."

„Auf jeden Fall die Jungwölfe um Sky. Diese Gruppe setzt sie unter Drogen, damit sie ihr aufs Wort gehorchen", warf Cody ein. Nath hatte darauf bestanden, den Jungen an den Diskussionen teilhaben zu lassen.

Die Erwähnung der Jugendlichen von Dark Woods vertiefte Cassies Zornesfalten. „Wie die kleinen dummen Welpen, die sie sind", knurrte sie inbrünstig. Das Warten setzte ihr zu. Sie wollte endlich zu ihrem Vater, um sich davon zu vergewissern, dass er noch lebte. Und um der falschen Schlange von Luna die Kehle herauszureißen. Ein verlockender Gedanke. Sie leckte sich über die Lippen.

„Komm du mal lieber her, bevor du noch jemanden beißt." Nath schlang von hinten die Arme um ihren Körper und zog sie an seine Brust. Sanft knabberte er an ihrem Hals. Sofort ließ ihre Anspannung nach und sie kuschelte sich an. Sein markanter Geruch und seine Wärme berührten etwas in ihrem Innern, das langsam zu erwachen schien. Sie sehnte sich danach, voll und ganz ihm zu gehören. Wann markierte er sie endlich?

„Wie sieht es mit der Loyalität der erwachsenen Wölfe bei Dark Woods aus, Sean?" Der Alpha tippte sich ans Kinn.

„Die älteren Wandler lassen ihre Abneigung der Luna gegenüber zwar nicht durchschimmern, aber man merkt ihnen an, dass sie von deren Sperenzchen die Nase voll haben. Die zweite Frau des Rudelführers interessiert sich nur für ihr eigenes Leben und das ihrer Töchter. Wobei, hauptsächlich das von Sky. Hallie vernachlässigt sie seit etwa zwei Jahren, weil die ihr zu wenig Ambitionen hat und eher mit dem Leben als Omegawölfin zufrieden ist." Er kratzte sich am Nacken. „Viele der Weibchen, die das Alter meiner Mutter haben oder jünger sind, genießen die Partys der Luna. Allerdings würden sie sich niemals gegen ihren Alpha stellen, wenn sie zwischen den beiden wählen müssten."

„Es sind also hauptsächlich die unter Drogen gesetzten Jungwölfe. Verstehe ich das richtig?"

Cassie verstand mit einem Mal, worauf der Rudelführer hinauswollte. Wenn sie es taktisch geschickt anpackten, würde es nicht zum Krieg kommen, weil Seans Vater als Beta die Wölfe davon abhalten konnte. Vorausgesetzt, der Alpha befahl seinen Kämpfern nicht, anzugreifen. Doch wie sie es betrachtete, wurde ihr eines klar. Sie musste bis dahin lernen, sich zu wandeln.

„Ja, die Gruppe um Sky. Nicht die hellsten Leuchten, daher leichter zu manipulieren. Der Rest von uns wacht langsam auf. Auch dank meiner Großmutter." Sean seufzte, warf seiner ehemaligen Gefährtin einen entschuldigenden Blick zu. „Es tut mir leid, dass ich dich damals abgelehnt habe, Cassie, und ich bin froh, wen dir die Göttin stattdessen als Gefährten gegeben hat."

„Dafür musst du meine Cousine ertragen." Nath lachte leise. „Vermutlich räumt sie in diesem Moment ihr Bett frei, auf das ich alle Kuscheltiere, die ich finden konnte, gepackt habe."

„Wahrscheinlich bringt sie die Stofftiere gleich zurück zu den Welpen, denen du sie abgeluchst hast." Cayden grinste breit. „Bin schon gespannt, wer eher für Nachwuchs sorgt. Du oder Leyla." Er stieß seinen Bruder in die Seite. Dieser brummte nur entspannt.

Die verschmähte MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt