Kapitel 40

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Die Geräusche unzähliger Maschinen dröhnten über das einst leere Land. Menschen unterschiedlicher Altersgruppen eilten zwischen den Baufahrzeugen, riesigen Stapeln Material und den hölzernen Gerippen umher. Der Aufbau der Gebäude ging schneller voran als geplant. Das Haus des Alphas stand bereits, ebenso das Rudelhaus, eine kleine Praxis und die Kindertagesstätte, vor der einige Welpen herumturnten und ihre Kräfte im spielerischen Zweikampf maßen.

Beide Seiten hatten der Zusammenlegung der Rudel zugestimmt. Aus Dark Woods und Black Moon wurde Dark Moon, das größte Wolfsrudel im Bundesstaat. Das Ende des über Generationen andauernden Krieges und die Versöhnung hatte schnell die Runde in der Welt der Wandler gemacht und für Verwunderung gesorgt.

Einige alleinstehenden Alphas schienen zuvor Hoffnungen gehegt zu haben, Cassie für sich zu gewinnen. Doch das Thema hatte sich wieder verflüchtigt. Erst, weil sie alle abgewiesen hatte, dann weil bekannt wurde, dass sie und Nath sich füreinander entschieden hatten.

Sie führte die Hand hoch zu der Markierung an ihrem Hals. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Das Mate-Band war nicht zurückgekehrt und dennoch fühlte es sich für Cassie fast genauso an. Nur, dass es erträglicher war, mal für einen oder mehrere Tage voneinander getrennt zu sein, falls einer von ihnen ein anderes Rudel für Gespräche besuchte. In den letzten Wochen hatte ausschließlich Nath diese Reisen auf sich genommen.

„Luna." Noah trat zu ihr und verneigte sich leicht. Er nestelte an seinem Kragen und trat von einem Fuß auf den anderen.

„Guten Morgen Noah, was kann ich für dich tun?" Seine Unruhe konnte in viele Richtungen weisen, doch hatte sie eine Ahnung, was ihn beschäftigte.

„Kannst du bitte mal nach Reyna schauen", bestätigte er mit seinen Worten ihren Verdacht. „Sie hat mich vorhin weggescheucht und gesagt, dass ihr Zustand allein meine Schuld ist."

Cassie prustete los und klopfte ihrem Gamma auf die Schulter. „Entschuldige, aber da bedient meine beste Freundin gerade das Klischee einer Schwangeren. Sowie die Schwangerschaft für Unannehmlichkeiten sorgt, ist allein der Mann schuld." Sie kicherte weiter. „Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass es bei euch einvernehmlich war und so bleiben wird. Ich geh mal zu ihr rüber."

„Ich danke dir, Luna. Sie sitzt im Rudelhaus. Unsere alte Luna versucht schon, sie zu beruhigen, aber ich dachte mir, dass deine Unterstützung notwendig ist."

„Mach dir keine Sorgen. Das wird schon wieder." Cassie lief los und grinste in sich hinein. Da stand Noah noch etwas bevor, wenn die Geburt losging. Oder später, wenn Reyna wegen Schlafmangel ihrem Gefährten die Hölle heißmachte.

„Luna."

Cassie drehte sich zu der Frauenstimme um. Leyla stand mit zerzausten Haaren vor ihr. Dunkle Schatten unter ihren Augen zeugten von der Erschöpfung, die die Sorge um ein junges Kind mit sich brachte. „Soll ich dir Sheila ein wenig abnehmen, damit du dich hinlegen kannst?"

„Darum wollte ich dich gerade bitten. Sie hat mich die halbe Nacht auf Trab gehalten. Sie ist gerade eingeschlafen und ich hoffe, dass es vorläufig so bleibt." Nathaniels Cousine seufzte. „Wieso hat mich niemand vorgewarnt, dass das Leben mit einem Kind so anstrengend ist?"

Cassie warf einen Blick auf den friedlich schlafenden Welpen. „Vermutlich, weil man immer noch denkt, dass eine Mutter es freudestrahlend auf sich nimmt, ununterbrochen für ihr Kind zu sorgen. Dass es aufreibend ist, vergessen viele. Na dann gib sie mir mal." Sie ließ sich das Mädchen reichen und nahm es behutsam auf den Arm. „Du kannst dich in einem unserer Gästezimmer hinlegen. Die habe ich für genau solche Fälle mit als erstes möblieren lassen."

Die verschmähte MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt