00 | Prolog

58 5 5
                                    


Stille. Nie endende Stille. Nicht einmal das Grollen des fernen Donners am Himmel ist zu hören. Geräuschlos huschen die Füße über die Trümmerlandschaft - und hinterlassen Fußspuren inmitten der Zerstörung.

Irgendwann stoppen die Schritte und sie bleibt stehen. Ihre Augen sind leer, so unendlich leer, als ihr Blick über die Welt um sie herum schweift. Flammen, die sich an totem Holz verzehren, Rauch, der in der Ferne aufsteigt und reglose Körper, die am Boden liegen. Körper derer, die gefallen sind in diesem schrecklichen Krieg.

Ein zweites Mal huschen Schritte über das Land, die kleinen Füße laufen inmitten durch die dunklen Pfützen, in denen sich all die Regentropfen der letzten Tage gesammelt haben.

Schon schlingt das Kind die Arme um sie. Instinktiv zieht sie den kleinen, zittrigen Körper an sich und hält in ihn ganz fest.

Noch immer ist die Hitze der Flammen zu spüren, noch immer verdüstern Rauch- und Gewitterwolken den Himmel - doch die seltsame Stille, die ist weg. Ein Geräusch wird beständig immer lauter, es klingt fast wie ein Pochen, ein Hämmern, ein Rufen ...

Und dann sind es mit einem Mal zwei Rufe, die durch die Stille hallen. Es ist fast, als stammten sie von der Sonne, die in diesem Moment hinter der grauen Wolkendecke am Horizont hervortritt und die Landschaft in ein goldenes Licht taucht.

Die kleinen Finger des Kindes wickeln sich um die ihren und schon blicken sie gemeinsam auf den leuchtenden Himmel. Einige Zeit lang lassen sie zu, dass die Sonnenstrahlen ihre Gesichter wärmen.

Beide schließen die Augen und halten sich noch immer an den Händen, als der Knall ertönt und sich die gesamte Welt in Feuer hüllt. Und selbst nachdem alles verstummt und sie für immer fort sind, hört man es immer noch - das Rufen, was sie für immer bei sich tragen werden. 

Tribute von Panem | Stürmische SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt