Rae McQueen
Meine Kehle brannte. Mein Kopf hämmerte. Meine Muskeln waren schwach. Stöhnend rollte ich mich auf die andere Seite, doch das Hämmern in meinem Schädel wurde stärker. Ich krallte die Finger in das Laken und drückte das Gesicht in die Kissen. Es half nicht. Ich brauchte Wasser.
Müde öffnete ich die Augen. Erst waren sie ganz schmal, dann riss ich sie weit auf. Giftgrüne Augen starrten mich an. Nach Luft schnappend sprang ich auf. Für einen Moment glaubte ich, das Gleichgewicht zu verlieren, konnte mich allerdings noch rechtzeitig abfangen. Ich spürte das Blut in meinem Gehirn pochen. Die Sonne blendete. Wehleidig senkte ich meinen Blick, dann bemerkte ich, dass ich nur noch meinen Slip trug. Sofort schnappte ich mir die Bettdecke und hielt sie vor meine nackten Beine.
Tausend Mal schneller schlug das Herz in meiner Brust. Hatte er...? Von panischem Schrecken gepackt schoss mein Kopf hoch. Den Schmerz ignorierte ich. Der Gedanke versetzte mich in innere Aufruhr, aber mein Körper gefror zu einem Eisklotz. So fühlte ich mich. Eine beißende Gänsehaut breitete sich auf mir aus. Ich war nicht in der Lage, mich vom Fleck zu rühren.
"Warum habe ich keine Hose an?" Meine Stimme war zittrig. Jagger nahm das Glas von dem Tisch neben dem Sofa, auf dem er noch eben gemütlich saß. Nun stand er auf der anderen Seite des Bettes. "Hat unbequem ausgesehen", meinte er nur und hielt mir das Wasser hin. Ich war noch immer außer Stande mich zu bewegen. Mit einem Seufzen stellte er das Glas auf den Nachttisch. "Wie fühlst du dich?" Bei dem Ausdruck auf seinem Gesicht wäre ich beinahe auf ihn reingefallen.
"Wo ist meine Hose?" Schweigend musterte er mich. "Ich habe dich mit weniger als dem gesehen." Mein Magen drehte sich. Ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Keinen Augenschlag später stieg eine saure Welle meinen Hals auf. Ich hechtete zu der Tür, von der sich nur vermuten ließ, dass sie in ein Badezimmer führte. Über der Kloschüssel erbrach ich mich.
Tränen stachen in meinen Augen, als Jagger mein Haar um seine Hand wickelte. Blind griff ich an meinen Hinterkopf und hielt es mir selbst aus dem Gesicht. Seine Berührungen waren schwer erträglich. Ich mochte nicht, wie nah er war. Sein Oberkörper berührte fast meinen Rücken. Ich spürte seinen Atem in meinem feuchten Nacken. Mit jeder Sekunde breitete sich das weiche Gefühl weiter in mir aus.
Eine zweite Woge baute sich auf. Keuchend beugte ich mich dichter an die Toilette. Während ich meinen Mageninhalt entleerte, legte er seine Hand an mein Schulterblatt. Ich zuckte und versuchte seine Hand abzuschütteln. Mit einem Seufzen ließ er von selbst ab. Er ging.
Als nichts mehr aus mir herauszuholen war, drückte ich die Spülung und lehnte mich kraftlos gegen die Wand. Mit Tüchern in der Hand kehrte Jagger zurück. Ich wollte nichts von ihm annehmen. Er hätte mich überhaupt nicht hierher bringen sollen. Träge erhob ich mich. Kurz drehte sich alles. Ich presste die Hand an meine verschwitzte Stirn. Hitze ummantelte mich wie eine zweite Haut. Tief atmete ich durch.
"Rae-" Warnend hielt ich ihm den Zeigefinger entgegen. Nach einigen Momenten, als ich mich etwas besser fühlte, trat ich an das Waschbecken heran, wusch mir zuerst den Mund, dann das ganze Gesicht und zuletzt den Hals. Der Schweiß hatte mein Haar an meine Haut geklebt.
Mir war elend. Taumelnd ging ich zurück in das Schlafzimmer. Jeder Muskel meines Körpers war erschlafft. Ermüdet fiel ich zurück auf das Bett. Ich vergaß völlig meine entblößten Beine, meinen halbnackten Hintern, der ihm zugewandt war. Ihn vergaß ich völlig.
"Willst du eine Tablette gegen die Kopfschmerzen?" Der Schreck fuhr mir in die Glieder. Erschüttert krabbelte ich unter die Decke. Jagger nahm eine Pille aus der Tube. Wie gefesselt starrte ich die Packung an. Seit zwei Jahren hatte ich keine Pillen mehr geschluckt. Man könnte sagen, ich war traumatisiert. Nach diesem Tag... Und jetzt bot ausgerechnet er mir eine an. Hastig verneinte ich.
Seufzend brachte er das Medikament wieder weg. Mein Blick folgte. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich hier gelandet war.
Voller Elan warf ich den Kopf in den Nacken und riss den Mund auf. Missy füllte ihn mit Alkohol, während die Studenten um uns herum sie bejubelten. "Rae!" Bei dem Klang seiner Stimme verschluckte ich mich. Hustend hielt ich meine Brust. Ehe ich mich versah, ging ich in der Menschenmenge unter. Von allen Seiten drückten sie. Verzweifelt klammerte ich mich an Missy, die jedoch schon bald beiseite gestoßen wurde.
Bevor ich vollkommen absackte, spürte ich zwei starke Arme, die sich um meine Taille schlangen. Jaggers Bauchmuskeln pressten gegen meinen Rücken. "Alles gut?" Seine Lippen berührten mein Ohr und auf einmal war mein Magen flau. Erzürnt riss ich mich los. Auf wackeligen Beinen stand ich vor ihm und sah ihn wütend an. Die Sinners hatten mich zum Spaß hierher gebracht. Nun ruinierte er meinen.
Von irgendwo her rief Missy nach mir. Ich wollte los, da packte er mich plötzlich an der Hüfte. "Du hast genug", meinte er. "Ich bringe dich nach Hause."
Aber er brachte mich nicht nach Hause. Er brachte mich hierher. Ich erinnerte mich noch an meinen Protest, wie er mich über der Schulter trug. Auf dem Weg schnappte ich einem Typen den Flachmann aus der Hand. Auf der Rückbank des SUVs schlürfte ich daran. Der Geschmack war bitter, brannte in meiner Kehle. Das waren die letzten Bilder. Danach war alles schwarz.
Was auch immer danach vorgefallen war, ich wollte es nicht wissen. Ich musste verschwinden. Auf der Stelle. Entschlossen schnappte ich mir meine Hose, schlüpfte in meine Sneaker. Vom Nachttisch krallte ich mir mein Handy. Als ich mich umdrehte, stand Jagger vor mir. Ächzend machte ich einen Satz zur Seite. Er auch. "Du solltest noch nicht gehen", sagte er. "Ruh dich aus."
"Mir geht es gut." Ich ging an ihm vorbei, dann spürte ich wieder seine Hände auf mir. "Fass mich nicht an", fauchte ich, schüttelte seine Berührung ab, dann stampfte ich vor die Tür und den Flur zur Treppe entlang.
Als Kyles gedämpfte Stimme an mein Ohr drang, hielt ich inne. "Fünfzig Mäuse, er hat sie geknallt." Mein Herz setzte einen Schlag aus. "Nein, Mann", erwiderte Skeet. "Sie war vollkommen dicht." Der Dritte von ihnen mischte sich ein: "Na und?" Mein Magen schmerzte. Ihre Worte brachten mich dazu, mich wieder übergeben zu wollen.
Ich drückte mein Handy fester an meine Brust und eilte zur Vordertür hinaus.
Diese Typen waren krank! Sie machten mich auch krank.
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Sinners I - Sin Like A Sinner
RomanceSein Name ließ mich erschaudern. Seit jener Nacht kroch mir ein eiskalter Schauer den Nacken hinauf, wann immer ich an ihn dachte. Heute vor zwei Jahren, am ersten Tag des neuen Schuljahres, hatte Jagger Trevino den Albtraum einer jeden Frau wahr we...