Kapitel 28

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Rae McQueen

"Hi, Mum!" Ich ließ den Schlüssel wieder in meinen Rucksack sinken. "Oh, hi, Schätzchen", begrüßte sie mich aus der Küche. "Zieh deine Schuhe aus, ja? Ich habe gerade den Boden gewischt." Etwas unbeholfen drehte ich mich zu Jagger, der bereits aus seinen Sneaker schlüpfte. Vorsichtig legte er seine Hand an meine Hüfte und schob mich zur Seite, um sie in den Schuhschrank zu stellen. Nach kurzem Zögern tat ich es ihm gleich.

Er war wirklich aufgeregt, meine Mutter zu treffen. Die ganze Fahrt über quetschte er mich über sie aus. Zwar verstand ich sein großes Interesse nach wie vor nicht, beantwortete jedoch jede seiner Fragen. Wie es aussah, wollte er einen guten Eindruck hinterlassen. Ich erwischte ihn sogar dabei, wie er sein T-Shirt glattstrich.

Kichernd ging ich voran ins Esszimmer. "Mum." Sie blickte über die Schulter. Als sie den fremden Mann neben mir entdeckte, sprang sie vom Sofa auf. "Du musst Jagger sein." Irritiert zog ich die Brauen zusammen. Woher wusste sie- Dad. Mit einem Seufzen beobachtete ich, wie sie auf uns zukam. Sie war mindestens genauso erfreut ihn kennenzulernen wie er es war. "Mrs. McQueen." Er machte einen Satz vorwärts. Ohne Hemmungen zog meine Mutter ihn in eine Umarmung. Er wirkte überrascht. Ich war es nicht. Das war Joyce McQueen.

Ehe sie sich von ihm löste, zwinkerte sie mir zu. "Joyce", korrigierte sie ihn. "Dein Geschmack ist genauso gut wie der von Raes Dad, Jagger." Oh, mein Gott. "Mum", stöhnte ich und zog Jagger von ihr weg. Die Frau kannte wirklich keinen Scham. Beide grinsten belustigt. Ich glaube, ich hatte ihn noch nie so breit grinsen gesehen.

Irgendwann erkannte meine Mum, wie peinlich sie war und setzte sich zurück auf die Couch. "Wenn du willst, kannst du auch mit uns zu Abend essen", rief sie uns nach, als wir bereits die Treppe anpeilten. Jagger sah zu mir. Zwar hatte ich ihm versprochen, dass er irgendwann mal mit uns essen könnte, allerdings kannte er meine Mutter nun schon und es gab keinen Grund für ein gemeinsames Abendessen. An seinem Blick erkannte ich, dass er wollte und ich wollte ihm das nicht vermiesen. Was war schon dabei? Schulterzuckend ging ich weiter zur Treppe. Von mir aus.

Leicht nervös trat ich in mein Zimmer. Bevor ich die Tür weit genug öffnete, damit er eintreten konnte, scannte ich den Raum einmal auf BHs und andere Unterwäsche. Nicht so, als hätte er noch nicht welche gesehen, aber meine musste er nicht sehen. Hatte eigentlich schon. Der Gedanke brachte eine dunkle Welle über mich. Er warf meinen BH auf den schmutzigen Boden und zerriss meinen Slip. Und ihn ließ ich nun tatsächlich in meine vier Wände?

"Rae." Ich spürte seine Hand an meiner Taille. "Alles okay?" Mit rasendem Herzschlag hielt ich die Tür für ihn auf. Seine Augen wanderte nicht durch das Zimmer. Sie blieben auf mir kleben. Er sah, dass etwas nicht stimmte. Jagger hatte nicht gelogen, als er sagte, er würde jeden Zentimeter meines Körper kennen. Und er kannte meinen Körper nicht nur in und auswendig, sondern wusste auch genau, wie er funktioniert. Ich schluckte die Erinnerungen runter. Nickend setzte ich ein Lächeln auf und ging rüber zu meinem Bett. Mit ernster Miene folgte er mir. Ich konnte ihm nichts vormachen. Er las meinen Körper wie ein offenes Buch.

Vorsichtig drückte ich ihn auf die Matratze und schmiegte mich an ihn. Alles, was ich in diesem Moment brauchte, war ein bisschen Trost. Ich streckte mich nach seinen Arme, um sie um mich herum zu legen. "Können wir einfach so liegen bleiben und nicht reden, Jagger?" Luft strömte in seine Lunge. Mein Ohr lag direkt über seine Brust. Ich hörte es rauschen. Seufzend stieß er sie wieder aus. Er wollte alles über meine Gedanken erfahren, also wollte er sich definitiv nicht einfach hinlegen, trotzdem stimmte er zu. "Hörst du dann endlich auf mich Jagger zu nennen und sagst Jag?" Ich summte ein Ja. Jag. Das gefiel mir. Es klang nicht so hart.

Müde schloss ich die Augen. Ich zählte Jags Herzschläge. Es schlug nur ein paar hundert Mal.

Kyle. Es war meistens Kyle. Sogar öfter als Jagger selbst.
Er kletterte durch mein Fenster und drückte mich in meine Matratze. So war es immer. Sein schwerer Körper war über mir. Ich konnte nicht atmen. Ich konnte nicht schreinen. Meine Sicht war verschwommen und meine Muskeln erschlafft. Ich hätte ihn von mir gedrückt, aber meine Arme ließen sich keinen Zentimeter bewegen. Machtlos lag ich unter ihm, während er diese schrecklichen Dinge tat.

Erst schob er mir das T-Shirt bis über die Brüste, dann zog er mir die Unterhose von den Beinen. Es war eine leichtes Spiel für ihn. Mein Körper klebte regelrecht an dem Bett. "Braves Mädchen." Grinsend guckte er zu mir runter. Tränen stachen in meinen Augen, aber ich glaube, er sah es nicht. "Dafür hast du dir etwas verdient." Er rutschte ein Stück tiefer. Seine Zunge glitt über meinen Schlitz. Erschrocken japste ich. Mehr tat ich nicht. Mehr konnte ich nicht tun.

Mit den Lippen saugte er an meiner Klitoris. Seine Zunge stimulierte sie, aber es wurde nicht feuchter. Ächzend entfernte er seinen Mund von mir und stieß stattdessen seine Finger in mich. Wieder schnappte ich nach Luft. Heiße Tränen flossen in meinen Haaransatz. Er bekam mich nicht feucht. Irgendwann war ihm das egal. Er stieß seinen Penis in mich. So tief, dass ich es in jeder Faser meines Körpers spürte.

"Ky..." Meine Zunge war schwer. "Bit..." Ich konnte keine ganzen Worte formen. Ich konnte ihn nicht anflehen, aufzuhören.

Ich öffnete die Augen. Ich lag in meinem Zimmer, das Sonnenlicht wärmte jedoch nicht mein Gesicht. Draußen war es stockfinster. "Rae." Erschrocken fuhr ich zusammen und wälzte mich auf die andere Seite. Giftgrüne Augen starrten mich an. Sie hatten alles gesehen. Prompt setzte ich mich auf. Ich tastete mit den Fingern meine Wangen ab. Zumindest keine Tränen. Mein Puls ging etwas runter.

"War das ich?" Bleich wie eine Leiche starrte er mich an. Pures Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ich schüttelte den Kopf. "Wer dann?", wollte er wissen. "Der Typ von der Party neulich?" Schweigend sah ich ihn an. Ich konnte ihm nicht von Kyle und den anderen Sinners erzählen. Diese Alpträume waren krank. Er würde mich für krank halten. "Scheiße. Wie hieß der Bastard?"

Ich presste die Lippen zusammen, damit kein Schluchzen entkommen konnte. Die Bilder spielten sich weiter vor meinen Augen ab. Kyle, der sich skrupellos in mich hinein stieß. Ich, die regungslos unter ihm lag. Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich blinzelte sie fort.
Nicht weinen. Rae. Nicht weinen.

"Fuck. Tut mir leid." Jag zog mich an sich. Seine Arme lagen dicht um mir.

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