Ungesehen

484 17 0
                                    

Elijah's Pov:
Mir tat alles weh, von gestern. Mein Vater hatte es nicht gut gehießen, dass ich schonwieder nachsitzen musste und er hatte mich nicht nur geschlagen. Die ein oder andere leere oder halbvolle Bierflasche war durch das Wohnzimmer geflogen, an den Wänden und an meinem Körper zersprungen, bevor ich hatte fliehen können.
Und trotz der starken Schmerztablette von heute morgen, wollte ich mich nicht mehr bewegen müssen. Es tat zu sehr weh.

Der Klassenraum war leer, niemand außer mir, saß hier drinne. Dann ging die Tür auf und der Junge trat ein, mit dem ich mich nicht mehr wirklich in Kontakt setzen wollte.
Er sah mich an, schien mich knapp abzuscannen, dann nahm er seinen Platz am Fenster ein und stand erneut von seinem Platz auf, in seiner Hand hielt er etwas.
Kyran ging langsam um die Tische herum, an mir vorbei und legte etwas vor mir ab, bevor er wieder in den Gang verschwand und mich verdutzt alleine ließ. Er hatte mir tatsächlich eine Packung Schmerztabletten vor die Nase gelegt. Aber warum? Warum hatte er mir einen Gefallen getan?
Zögerlich nahm ich die Packung, drehte sie einmal in meinen Händen und bemerkte, dass sie noch verschlossen war. Schnell sah ich mich also um, öffnete sie und drückte mir eine Tablette aus dem Aluminium heraus. Erneut drehte ich die Packung, doch als ich hörte, wie es zur nächsten Stunde klingelte, schmiss ich die Tablette ein, schluckte sie, verstaute die Verpackung und nahm mein Handy raus. Ich tat so, als würde ich irgendwas interessantes abchecken, bis sich Ben neben mich fallen ließ und ich mein falsches Grinsen wieder aufsetzte.
»Hi! Na, hast du ne neue oder warum bist du schon hier?«, fragte er grinsend und ich grinste zurück. Die ersten beiden Stunden hatten wir nicht zusammen gehabt und er war gerade erst in die Schule gekommen, da er zwei Freistunden gehabt hatte. »Ach ne ... ich wollte nur ein paar Mädels auf Insta abchecken und auf dem Schulhof waren mir zu viele Menschen!«, sagte ich und ließ mein Handy wieder in meine Hosentasche fallen. Kyran trat ein, würdigte mich keinen Blickes und setzte sich an das Fenster, sein Blick fiel aus diesem.
»Ach Elijah«, Ben drückte mir die Hand auf die Schulter und ein stechender Schmerz durchfuhr mich, weshalb ich aufzischte. »Du solltest echt Mal wieder auf ne Party gehen und ein Mädel abschleppen! Du wirkst wirklich untervögelt!«, lachte Ben nun und ich knurrte, weshalb er seine Hand zurück zog. »Jaja! Halt du Mal lieber dein Maul! Jeden Tag hast du ne neue! Irgendwann hast du das ganze Land durch und wirst single like a pringle sterben, weil niemand dich mehr will!«, schaubte ich und Ben wurde ernst. »Ey, das ist nicht fair!«, beschwerte er sich und ich zog eine Augenbraue hoch. »Wann hab ich gesagt, dass mein Verhalten fair ist?«, fragte ich ironisch und irgendwann während unseres Gesprächs war die Lehrerin eingetreten und auch der Rest des Kurses, weshalb wir aufhörten zu reden und uns alle begrüßten. Jedoch war mein Tag sofort noch mehr im Eimer.

Nach zwei Stunden Deutsch, die sich wiedermal viel zu lang zogen und die mich fast zum einschlafen brachten, klingelte es endlich zur erlösenden Pause, doch zu meinem Pech, wurde ich nochmal zu meiner Lehrerin Mrs Miller gerufen. Und nicht nur ich, musste nach der Stunden nach vorne kommen, während die anderen aus dem Raum stürmen durften.
Die Schmerztablette hatte allerdings langsam gewirkt, weshalb das gehen nicht mehr so weh tat und als ich vorne stand, schlug mir Ben mit mitleidigen Blick auf die Schulter. »Wenn du nichtmal langsam aufhörst, mir auf die Schulter zu schlagen, dann tue ich nach der Schule viel schlimmeres, als dir nur eine in die Fresse zu schlagen!«, raunte ich meinem besten Freund entgegen und der hob lanchend die Hände, während er sich umdrehte. »Okay! Dann versuche ich deiner Mordplanung Mal zu entkommen!«, und mit diesen Worten ließ er mich, meine Deutsch- und Physiklehrerin Mrs Miller und Kyran alleine in dem Raum stehen.

Mrs Miller sah uns beide forschend an, während mein Blick stur auf der kleinen Frau vor mir lag. Ich meine; mit meinen 1,85 m war ich schon groß, aber nicht gerade so ein unglaublicher Riese. Ray und Ben waren größer als ich, doch diese Frau war so um die 1,65 m und wollte dann auch noch respektiert werden, mit ihrer hohen Stimme und mehr oder weniger viel zu lieben und geduldigen Art. Also das war schon so gut wie unmöglich.

»So die Herren! Ich weiß, Sie beide wollen sicherlich auch schnell in die Pause und mit Ihren Freunden reden oder so, doch leider muss ich mit Ihnen beiden noch etwas besprechen!«, begann Mrs Miller mit piepsiger Stimme. »Ich rede mit Fäusten!«, merkte ich so leise an, das niemand wirklich was verstand und die Lehrerin unbeirrt fortfuhr. »Also Mr McCartney! Ihre Noten sind in meinem Deutschkurs zumindest, relativ schlecht und dadurch, dass wir Ihnen helfen wollen, habe ich mir meinen besten Schüler rausgesucht, also Mr Scard! Und der Deal lautet wie folgt: Sie Mr Scard, helfen Mr McCartney bei seiner Deutschnote und Sie Mr McCartney, helfen Mr Scard bei seiner Physiknote! Ich möchte Sie beide sehr gerne am Ende dieses letzten Schuljahres mit einer guten zwei auf Ihrem Zeugnis in die Freiheit entlassen, also legen Sie sich ins Zeug und arbeiten bitte miteinander!«, schlug die Lehrerin enthusiastisch vor und Stille lag im Raum. Kyran war angespannt, während ich die Luft anhielt und die Lehrerin etwas baff ansah. »Sie wissen aber schon, dass ich den Jungen bereits ein paar Mal verprügelt habe!«, bemerkte ich an und Mrs Miller nickte. »Ich habe das ganze mit dem Kollegium abgesprochen und wir hoffen alle, dass Sie beiden sich durch die gegenseitige Nachhilfe besser kennenlernen und sich vielleicht sogar anfreunden!«
Ein seufzen entfuhr Kyran und mein Blick wanderte zu dem hübschen, schmalen Jungen rüber. »Also wollen Sie mich noch mehr in Lebensgefahr begeben, nur damit wir beide ne zwie auf dem Zeugnis haben?«, fragte Kyran und mein Blick wanderte erneut zu der nickenden Mrs Miller. »Dürfen wir dann jetzt in die Pause?«, fragte ich einfach weiter, um meine Nervosität zu verstecken. Ebenfalls sollte niemand sehen, wie ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.
»Ja, gerne doch«, damit deutete Mrs Miller mit der Handfläche auf die Tür und zielstrebig, sowie ohne ein kleines »tschüss« über die Lippen zu bringen, betrat ich den Gang und lief durch die Schülergruppen hindurch. Niemand wagte es auch nur, etwas gegen mich zu sagen.

...

Boys in love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt