Sport & Glück

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~I'll be good-Jaymes Young~

Elijah's Pov:

Mein Blick glitt über die Halle unter mir. Dort war niemand. Was hatte ich auch erwartet?
Also begann ich mit meinem Training. Mit meinem Sport. Mit meiner Routine. Aufwärmen, Boxen, vielleicht mal was trinken, Klimmzüge machen. Bereits beim Aufwärmen bemerkte ich, dass meine Gedanken die ganze Zeit abdrifteten. Sie wanderten zu Kyran oder zu meinem Vater, der mich heute Abend wieder Mal verprügeln würde, wenn ich zu spät zu Hause wäre. Doch inzwischen war es mir egal. Alles war es wert, um bis Abends bei Kyran zu sein und dann noch mein Training zu machen. Kyran war jede Mühe und Anstrengung wert.

Ich stellte mich an den Boxsack, atmete kurz durch, bevor ich auf diesen einschlug. Meine Schläge waren schnell, gezielt, gekonnt und voller Wut. Wut auf meinen Vater, dass er sein Alkoholproblem nicht in den Griff bekam und es immer schlimmer mit ihm wurde. Wut auf ihn, da er mein Leben zur Hölle gemacht hatte und trotzdem vor anderen immer so tat, als seie er der führsorglichste und liebevollste Dad, den man sich wünschen konnte. Für sein Verhalten gab es keine Erklärung und keine Entschuldigung. Es war nicht gerechtfertigt, dass er mich schlug und es ihm scheiß egal war.

Mir wurde warm, also zog ich den Hoodie über meinen Kopf und warf ihn neben meine Wasserflasche. Nun trug ich nur noch ein lockeres T-Shirt, doch dies störte mich nicht. In diesem Raum war ich sowieso gerade alleine.

Es gab kein Ende für mich. Ich schlug einfach immer weiter auf den Boxsack ein und ignorierte die Tatsache, dass ich bereits keine Energie mehr hatte. Jedoch wollten meine Arme irgendwann nicht mehr und ich fing den schwingenden Boxsack auf, bevor ich meinen Kopf senkte und durchatmete. Vermutlich würde ich morgen Muskelkater haben, doch dies war mir komplett egal.
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Glück; das war das Gefühl, welches ich verspürte, als mein Vater mir in einer Nachricht mitteilte, dass er erst in zwei bis drei Wochen wieder nach Hause kommen würde. Und es war das Gefühl, welches ich empfand, als Kyran mich das nächste Mal fragte, ob er mal mit zu mir könnte und ich ihm sagte, dass wir zwei Wochen Zeit hätten. Als ich sein glückliches und wunderschönes Lächeln sah, machte mein Herz einen Salto und ich hatte das Gefühl, dass ich den Jungen immer mehr liebte, je häufiger etwas unternahmen.

Als Kyran das erste Mal, zu mir mitkam, war er beeindruckt von der Größe der Wohnung, in welcher wir lebten. Denn eigentlich war es nur ein Mehrfamilienhaus, in welchem wir das große Erdgeschoss gemietet hatten und somit die größte Wohnung.

»Voll schön hier!«, murmelte Kyran, als wir in mein Zimmer gingen. Ich hatte mich zumindest bemüht, ein wenig Ordnung zu schaffen, doch trotzdem sah man die Unordnung auf meinem Schreibtisch und in meinem Regal immernoch. »Naja ... so ordentlich wie dein Zimmer ist's jetzt nicht!«, bemerkte ich und Kyran drehte sich zu mir um, dann zuckte er mit den Schultern. »Na und? Ich hab nur ein ordentliches Zimmer, weil meine Mutter es mir mal aufgeräumt hat und ich seitdem so gut wie nichts mehr anfasse!«, sagte er und ein Grinsen huschte über mein Gesicht. »Glaub mir, selbstverständlich ist das nicht?«, meinte ich nur und setzte mich auf mein Bett.
An seinem T-Shirt zog ich meinen Freund zu mir und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, bevor ich ihn sich setzen ließ.

Wie automatisch kuschelte er sich an mich und ich legte meine Arme um ihn. Mit einer Hand strich ich durch seine Haare und genoss wie immer sein Nähe.

»Alles gut, Darling?«, fragte ich schließlich, da er einfach so still war und sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub, was nicht normal für ihn war. »Nein«, murmelte er und ich sah ihn besorgt an. »Warum nicht? Du kannst mir alles erzählen, das weißt du, oder?«, fragte ich vorsichtig und diesmal murmelte er ein »ja«, bevor er sich ein wenig aufsetzte und sich wieder an mich lehnte. »Wie kannst du es mit deinem Vater aushalten, hier zu leben? Wie hälst du es überhaupt aus, mit ihm hier zu leben? Ich bin ja schon zusammengebrochen, als ich nur eine Ohrfeige bekommen habe aber du ...«, obwohl er den Satz unausgesprochen im Raum stehen ließ, wusste ich, was er meinte und seufzte leise. »Ich weiß nicht! Vielleicht halte ich es aus, weil ich es gewohnt bin oder vielleicht auch einfach nur, weil ich weiß, dass es keinen Ausweg gibt! Aber du gibst mir Kraft und machst mich glücklich, weshalb ich es gerne aushalte, nur um dich wieder sehen zu können!«, sagte ich und Kyran sah lächelnd zu mir hoch. »Es ist trotzdem nicht schön zu wissen, dass du scheiße behandelt wirst!«, meinte er und ich zuckte mit den Schultern. »Ich kann nichts daran ändern! Meine Mutter hasst mich und ich hab keine anderen Verwandten, also muss ich hier bleiben, bis ich Abi hab!«, sagte ich nur und lehnte meine Stirn an seine. »Ist jetzt alles gut oder beschäftigt dich noch etwas?«, fragte ich und diesmal schüttelte Kyran leicht den Kopf, dann verschränkte er seine Arme in meinem Nacken und zog mein Gesicht näher an seines. »Ich liebe dich!«, hauchte er gegen meine Lippen und ich grinste leicht. »Ich liebe dich auch, Darling!«, flüsterte ich und er legte seine Lippen auf meine.

...

Boys in love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt