»Warum?«

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Kyran's Pov:

Tom war irgendwann nach Hause gekommen, doch keiner von uns hatte ihn bemerkt und er hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass ich Elijah Nachhilfe gab und er mir. Begeistert war er davon zwar nicht, aber da er das beste für mich wollte, sagte er nichts dagegen.

»Können wir aufhören?«, fragte ich irgendwann, da ich komplett k.o. war und mein Kopf nichts mehr aufnehmen konnte. »Na gut«, sagte Elijah nur und ich ließ meinen Kopf mit einem rumms auf die Tischplatte fallen. »Tat das nicht weh?«, fragte Elijah sofort und ich sah zu ihm auf, dann auf seine Hände. »Das selbe könnte ich dich fragen!«, Elijah bemerkte meinen Blick scheinbar und knirschte mit den Zähnen, dann ließ ich meinen Kopf wieder auf die Tischplatte sinken. Elijah hatte offene Fingerknöchel. Sie waren leicht verkrustet und an der einen oder anderen Stelle waren sie zudem noch blau verfärbt. Nach einer Prügelei sah es nicht wirklich aus, doch was Elijah gemacht hatte, würde er mir sicherlich nicht erzählen.

Eine Zeit lang blieb es still. Nur unser gleichmäßiger Atem war zu hören und mein viel zu schnell schlagendes Herz.
»Warum?«, fragte ich schließlich. »Was?«, in Elijah's Stimme war Verwirrung zu hören. »Warum mobbst du mich ... wenn du selbst so bist?«, fragte ich also nun meine ganze Frage und Elijah räusperte sich. Ich sah auf und direkt in seine dunklen Augen. Erneut war dort Unsicherheit, doch diesmal hatte ich nicht vor, meine Frage zurück zu ziehen. Ich wollte meine Antwort haben.
»Was würdest du tun ... wenn du in der Schule cool sein musst, Zuhause aber immer nur die Arschkarte gezogen hast?«, fragte er und sah mich provokant an. Nun verwirrten mich seine Worte. Er lebte bei seinem Vater und hatte dort die Arschkarte gezogen?

»Ey Kyran?«, fragte Tom plötzlich hinter mir und genervt drehte ich mich zu meinem grinsenden Bruder. »Wann will dein kleiner Freund eigentlich mal gehen?«, fragte er provokant und Wut kochte in mir auf. »Wir sind keine Freunde und er wird gehen, wann er gehen will und nicht wann du ihn rausschmeißen willst! Das hier ist nicht dein Haus also kannst du hier nichts bestimmen!«, sagte ich genervt und bereute es sofort, dass ich gesagt hatte, Elijah und ich wären keine Freunde. Dies waren wir zwar auch nicht, doch irgendwie tat es trotzdem weh, diese Erkenntnis laut ausgesprochen zu haben. Vorallem wenn ich mich doch immer so gut in seiner Nähe fühlte ...
»Seit wann ist das hier dein Haus?«, fragte Tom und riss mich damit aus meinen Gedanken. »Hab ich das gesagt?«, fragte ich und schmunzelnd nahm Tom sich ein Bier aus dem Kühlschrank. »Sag jetzt nicht du trinkst schon um 17 Uhr?«, fragte ich und sah kurz zu Elijah. Sein Körper war angespannt und sein Blick leicht ängstlich. Was war nur los mit ihm?
»Alkoholfrei! Schonmal was davon gehört?«, fragte mein Bruder, machte sich die Flasche auf und ging wieder. Was ein Arschloch er doch war.
»Alles gut?«, fragte ich, als ich wieder in Elijah's leicht beunruhigtes Gesicht sah und er nickte leicht. »Ja ... sorry«, sagte er nur und ich sah ihn schmunzelnd an. »Wieso entschuldigst du dich? Es gibt nichts, was dir leidzutun hat!«, sagte ich nur und er wich meinem Blick aus. »Du kannst froh sein, so einen Bruder zu haben!«, sagte er leise und ich zog verwirrt eine Augenbraue hoch. »Irgendwie habt ihr beiden Ähnlichkeit! Ihr begebt euch beide häufig in ärger!«, sagte ich schulterzuckend und Elijah sah mir direkt in die Augen. »Ich muss aber sowieso los, sorry!«, sagte er schließlich und ohne auf eine Antwort zu merken, stand er auf, nahm seine Sachen und zog sich seine Jacke über. Und nach einem knappen »tschüss« war er aus der Tür hinaus auf die halb dunkle Straße verschwunden.
Eine Zeit lang sah ich ihm hinterher, wie er sich seine Kapuze über den Kopf zog und in irgendeine Straße abbog. Allerdings war es eine Straße, die mehr oder weniger zu einer Sackgasse führte. Das verwirrte mich.

»Aha! Keine Freunde aber trotzdem ist der Junge Herr verliebt!«, meinte Tom und zog mich vom Fenster weg, von dem aus ich den anderen Jungen beobachtet hatte. »Ich bin nicht verliebt!«, stritt ich sofort ab, doch Tom kannte mich zu gut und grinste mich wissend an. »Na los, geb es zu!«, trieb er mich an und ich seufzte. »Okay! Dein dummer, kleiner Bruder hat sich verknallt in einen Jungen, der nichts gutes ist!«, sagte ich leise und Toms grinsen wurde breiter. »Na geht doch! Also wenn er dir das Herz bricht, bin ich da!«, sagte mein Bruder stolz und ein kleines Grinsen stahl sich auf meine Lippen. »Danke«, sagte ich nur und Tom ließ mich in mein Zimmer gehen. Irgendwie war ich glücklich. Ich war glücklich, weil ich etwas mehr über Elijah erfahren hatte und generell mit ihm Zeit verbracht hatte. Es war ein schönes Gefühl, ihm etwas näher gekommen zu sein und irgendwie war ich ... stolz auf mich.

...

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